Prävention der Frühgeburt

Parodontitis­ mit Chlorhexidin-Mundspülung behandeln

  • Die Verwendung einer Mundspüllösung mit Chlorhexidin könnte bei Schwangeren einen günstigen Einfluss auf das Geburtsergebnis haben. Es kommt seltener zu Frühgeburten und die Kinder haben seltener ein niedriges Geburtsgewicht.

  • Muss bei Schwangeren eine Parodontitis behandelt werden, könnte die Verwendung einer Mundspüllösung mit Chlorhexidin einen günstigen Einfluss auf das Geburtsergebnis haben. Es kommt seltener zu Frühgeburten und die Babys haben seltener ein niedriges Geburtsgewicht, wie einer Metaanalyse von zwölf randomisiert-kontrollierten Studien in JAMA Network Open zeigt.

    Die Entfernung des supra- und subgingivalen Biofilms und Zahnsteins (Scaling) und die anschließende Wurzelglättung (Root Planing) sind der erste Schritt in der Parodontosebehandlung. Das Ziel der Oberflächen­bearbeitung ist eine möglichst glatte Wurzeloberfläche, die neuen mineralischen Ablagerungen, dem Biofilm und den von ihm produzierten Toxinen weniger Halt bietet.

    Beobachtungsstudien zeigen, dass Parodontitis bei der Mutter mit einem erhöhten Risiko für ungünstige Geburtsergebnisse einhergeht. Aber in randomisiert-kontrollierten Studien konnte bislang kein eindeutiger Zusammenhang zwischen Parodontitisbehandlung und Geburtsergebnis hergestellt werden. Auch einem Cochrane-Review gelang dies nicht.

    Anwar T. Merchant von der Arnold School of Public Health der University of South Carolina in Columbia, USA, und seine Kolleg:innen gingen der Hypothese nach, dass Mundspüllösungen mit Chlorhexidin der Grund für die heterogenen Studienergebnisse sein könnten – denn diese wurden in einigen Studien empfohlen, in anderen aber nicht.

    Ihre Metaanalyse zu Frühgeburtlichkeit umfasst zwölf randomisiert-kontrollierte Studien mit insgesamt 5.735 Teilnehmerinnen, bei denen zur Behandlung von Parodontitis ein Scaling und Root Planing durchgeführt wurde. In fünf dieser Studien (mit 2.570 Frauen) erhielten die Schwangeren in der Interventionsgruppe eine Mundspüllösung mit Chlorhexidin. In den restlichen 7 Studien (mit 3.184 Frauen) war dies nicht der Fall. Die Frauen in den jeweiligen Kontrollgruppen der Studien wurden während der Schwangerschaft weder behandelt, noch verwendeten sie Chlorhexidin.

    In den Studien, in denen zur Chlorhexidinmundspülung geraten wurde, war das Risiko für eine Frühgeburt (vor der 37. Woche) in der Interventionsgruppe niedriger (RR 0,56; 95-%-KI 0,34-0,93). Das galt nicht für die Studien ohne Chlorhexidinmundspülung (Frühgeburt: RR 1,03; 95-%-KI 0,82-1,29).

    Einen potenziellen Effekt auf das Geburtsgewicht konnten die Autoren in acht Studien mit insgesamt 3.510 Teilnehmerinnen untersuchen. In drei Studien (mit 594 Frauen) erhielten die Schwangeren Chlorhexidin zur Mundspülung, in sechs Studien (mit 2.916 Frauen) nicht.

    Auch in dieser Metaanalyse fiel das Ergebnis zugunsten der Mundspülung mit Chlorhexidin aus: Das Risiko für ein niedriges Geburtsgewicht (<2.500 g) war in den Studien mit Chlorhexidinmundspülung in der Interventionsgruppe geringer (RR 0,47; 95-%-KI 0,32-0,68), in den Studien ohne Chlorhexidinmundspülung (RR 0,82; 95-%-KI 0,62-1,08) aber nicht.

    Merchant, A.T., Gupta, R.D., Akonde, M., et al. (2022). Association of Chlorhexidine Use and Scaling and Root Planing With Birth Outcomes in Pregnant Individuals With Periodontitis: A Systematic Review and Meta-analysis. JAMA Netw Open, 5(12):e2247632. doi:10.1001/jamanetworkopen.2022.47632 ∙ aerzteblatt.de, 21.12.2022 ∙ DHZ

    Rubrik: Schwangerschaft

    Erscheinungsdatum: 22.12.2022