Systematisches Review und Meta-Analyse

Pertussis-Impfung erhöht Risiko für Amnioninfektionssyndrom

  • Aufgrund des erhöhten Risikos für eine Chorioamnionitis, ist eine Impfung in der Schwangerschaft abzuwägen - gerade in Ländern mit einer geringen Prävalenz.

  • Keuchhusten (Pertussis) gilt als hochansteckende Infektionskrankheit der Atemwege, die durch typische Hustenanfälle gekennzeichnet ist. Die Erkrankung kann lebensbedrohliche Verläufe nehmen, wobei vor allem Neugeborene im Zeitraum vor der ersten Impfung gefährdet sind.

    Um Neugeborene vor Pertussis zu schützen, wird in verschiedenen Ländern die Pertussis Impfung während der Frühschwangerschaft empfohlen um darüber einen Schutz von Neugeborenen über mütterliche Antikörper zu erlagen. Diese können die Plazentarschranke überwinden und somit zum Kind gelangen. Jedoch weisen einige Studien darauf hin, dass die Pertussis-Impfung mit einem erhöhten Risiko einhergehen kann, während der Schwangerschaft eine Chorioamnionitis (Amnioninfektionssyndrom) zu entwickeln.

    Die aktuelle Evidenzlage hierzu wurde kürzlich im Rahmen einer systematischen Übersichtsarbeit dargestellt. Eingeschlossen wurden 13 Beobachtungsstudien und sechs randomisiert-kontrollierte Studien, die bis Januar 2021 publiziert wurden. Untersucht wurde die Fragestellung nach Auswirkungen einer Pertussis-Impfung auf das Risiko, ein Amnioninfektionssyndrom zu entwickeln, sowie sekundäre Auswirkungen in den Blick genommen: Anzahl der Kinder, die keinen Keuchhusten entwickelt hatten, Anzahl der Spontanaborte, Anzahl der Totgeburten sowie mütterliche und neonatale Sterblichkeit.

    Vier der sechs eingeschlossenen Beobachtungsstudien zeigten ein erhöhtes Risiko für das Auftreten einer Chorioamnionitis nach der Impfung auf, wobei zwei Studien ein signifikant erhöhtes Risiko aufzeigten. Die durchgeführte Meta-Analyse zeigte ein erhöhtes Risiko (RR: 1,27, 95% CI: 1,14–1,42). Das Risiko einer Chorioamnionitis ist bei Frauen nach Erhalt einer Pertussis-Impfung im Vergleich zu Frauen, die diese während der Frühschwangerschaft nicht erhalten hatten, um 29% erhöht. Die AutorInnen interpretieren ihre Daten unter Berücksichtigung einer Prävalenz des Amnioninfektionssyndroms von 2,9% in der ungeimpften Vergleichsgruppe. Statistisch betrachtet entwickeln acht Frauen eine Chorioamnionitis von 1.000 Frauen, die gegen Pertussis geimpft wurden.

    Das Risiko der mütterlichen und neonatalen Sterblichkeit konnte aufgrund der vergleichsweise geringen Teilnehmerinnenzahlen an den Studien nicht errechnet werden. Es zeigten sich in der Meta-Analyse keine Auswirkung einer Pertussis-Impfung auf die Anzahl an Spontanaborten oder Totgeburten, wobei drei der eingeschlossenen Studien ein geringeres Abort- und Totgeburtsrisiko in der Gruppe der gegen Pertussis geimpften Frauen aufzeigte. Eine eingeschlossene Studie gab Hinweise darauf, dass ein leicht erhöhtes Risiko vorlag.

    Sekundäre Auswirkungen einer kindlichen Infektion mit Pertussis wurden aus fünf Beobachtungs- und vier randomisiert-kontrollierten Studien errechnet. Es zeigten sich keine signifikanten Auswirkungen.

    Die AutorInnen geben den großen Anteil an Frauen zu bedenken, die jährlich gegen Pertussis geimpft werden und damit ein erhöhtes Risiko eingehen, an einer Chorioamnionitis zu erkranken. Ihre Gedanken beinhalten, dass Chorioamnionitis mit einem höheren Frühgeburtsrisiko einhergeht.

    Die AutorInnen schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass ein erhöhtes Risiko vorliegt, an einer Chorioamnionitis zu erkranken, nachdem eine Pertussis-Impfung erfolgt ist. Sie empfehlen mögliche Nebenwirkungen einer Pertussis-Impfung im Rahmen randomisiert-kontrollierter Studien weiter zu evaluieren und die Impf-Praxis der Pertussis-Impfung in Ländern mit geringen Raten an Diphtherie, Tetanus und Pertussis zu hinterfragen.

    Andersen AR, Kolmos SK, Falagan KL, Benn CS: Systematic review and meta-analysis of the effect of pertussis vaccine in pregnancy on the risk of chorioamnionitis, non-pertussis infectious diseases and other adverse pregnancy outcomes. Vaccine 2021.DOI: 10.1016/j.vaccine.2021.02.018 DHZ

    Rubrik: Schwangerschaft

    Erscheinungsdatum: 03.03.2021