Amerikanische Studie

Phthalate steigern Risiko auf eine Frühgeburt

  • Phthalate stehen im Verdacht, als endokrine Disruptoren die Gesundheit zu schädigen.

  • Phthalate werden Kunststoffen vor allem als Weichmacher zugesetzt. Sie sind in verschie­denen Verbrau­cher­produkten enthalten von Duschvorhängen bis hin zum Kinderspielzeug. Da sie relativ leicht ausgewaschen werden, kontaminieren sie auch zahlreiche Lebensmittel. Sie werden mit der Nahrung aufgenommen, können aber auch eingeatmet oder von der Haut resorbiert werden.

    Der breite Einsatz von Phthalaten hat dazu geführt, dass in den reicheren Ländern bei fast allen Menschen Abbauprodukte von Phthalaten im Urin nachweisbar sind. Als endokrine Disruptoren könnten sie auch in geringen Mengen eine hormonartige Wirkung entfalten. Zu den möglichen Folgen könnte eine Störung der Schwangerschaft gehören.

    Ein Team um Kelly Ferguson vom US-National Institute of Environmental Health Sciences in Durham/North Carolina hat die Auswirkungen jetzt an den Daten von 16 früheren Studien aus den Jahren 1983 bis 2018 untersucht. Bei den 6.045 Teilnehmerinnen waren während der Schwangerschaft eine oder mehrere Urinproben entnom­men worden. Die Forscher:innen bestimmten jetzt die Konzentration von elf verschiedenen Phthalaten und setzten sie mit der Schwangerschaftsdauer in Verbindung.

    Bei vier der elf Phthalate wurde ein Zusammenhang gefunden. Ein Anstieg der Urinkonzen­trationen war mit einem Anstieg der Frühgeburten um 12 % bis 16 % verbunden. Da bei 96 % aller Schwangeren Phthalate nachgewiesen wurden, war der Einfluss größer als die niedrigen Odds Ratios vermuten lassen. Wenn den Assoziationen eine Kausalität zugrunde liegt, was in epidemiologi­schen Studien nie sicher ist, könnte eine Verringerung der Phthalatexposition um 50 % die Zahl der Frühge­burten deutlich senken. Auf 1.000 Lebendgeburten kämen nach einer Berechnung von Ferguson statt derzeit 90 weniger als 79 Frühgeburten.

    Die Vermeidung von Phthalaten in der Schwangerschaft könnte deshalb eine größere präventive Wirkung haben. Ferguson rät den Schwangeren, frische, hausgemachte Lebensmittel zu essen und alle verarbeiteten Lebensmittel mit Plastikverpackungen oder aus Plastikbehältern zu meiden. Wenn dies nicht möglich ist, sollten sie »phthalatfreie« Produkte wählen. Auch viele Körperpflegeprodukte enthalten Phthalate, ebenso Kosmetika wie Nagellack oder auch Lufterfrischer, die in den USA beliebter sind als hierzulande.

    Quelle: aerzteblatt.de, 13.7.2022 ∙ DHZ

    Rubrik: Medizin & Wissenschaft

    Erscheinungsdatum: 20.07.2022