Randomisierte Studie

Progesteron bei habituellen Fehlgeburten wirkungslos

Schwangere, die aus ungeklärten Gründen schon mehrere Fehlgeburten erlitten haben, haben keinen Nutzen von einer Progesterontherapie im ersten Trimester. Die Chance auf eine Lebendgeburt wird dadurch nicht erhöht.

Die Bildung von Progesteron, zuerst im Corpus luteum, dann in der Plazenta, ist notwendig, um eine Schwangerschaft aufrechtzuerhalten. Theoretisch könnte das Gelbkörperhormon also bei Frauen mit rezidivierenden Aborten therapeutisch nutzbar sein. Das hatten auch die Ergebnisse eines Cochrane-Reviews aus dem Jahr 2013 vermuten lassen. Eine Progesterontherapie im ersten Trimester war hier mit einem verminderten Fehlgeburtsrisiko assoziiert. Allerdings beruhte der Review auf nur vier kleinen Studien von minderer Qualität. Das könnte die Erklärung sein, weshalb in einer neuen Studie mit dem verheißungsvollen Namen PROMISE (Progesterone in Recurrent Miscarriages) die Ergebnisse nicht bestätigt werden konnten.

PROMISE ist eine multizentrische randomisierte und placebokontrollierte Doppelblindstudie, an der sich 836 Frauen mit mindestens drei vorausgegangenen Aborten unklarer Ursache beteiligt haben. Nach einer auf natürlichem Weg zustande gekommenen Schwangerschaft wendeten sie zweimal täglich entweder 400 Milligramm Progesteron oder Placebo in Form von Vaginalsuppositorien an. Die Studienbehandlung wurde möglichst bald nach einem positiven Urintest, aber spätestens in der sechsten Gestationswoche begonnen und nach Woche zwölf abgesetzt.

Die Rate der Lebendgeburten nach der 24. Woche erreichte mit dem Gestagen 65,8 Prozent (262 von 398). In der Placebogruppe lag dieser Anteil bei 63,3 Prozent (271 von 428) und damit nicht signifikant niedriger.

Auch ansonsten waren zwischen den Gruppen hinsichtlich der Dauer der Schwangerschaft, der Rate von Aborten und Totgeburten keine Unterschiede auszumachen. Ebenso war bei den lebend geborenen Kinder beider Gruppen das Gestationsalter gleich verteilt; vor der 34. Woche waren 3,7 Prozent beziehungsweise 3,8 Prozent entbunden worden. Angeborene Fehlbildungen hatten 3,5 Prozent beziehungsweise 4 Prozent der Kinder.

Die Vergleichbarkeit von Progesteron und Placebo blieb auch dann erhalten, wenn abhängig vom Alter, von der Zahl der vorausgegangenen Aborte oder dem Vorliegen polyzystischer Ovarien nur bestimmte Subgruppen von Schwangeren betrachtet wurden.

Offen bleibt allerdings die Frage, ob eine Progesteronbehandlung schon in der Lutealphase vor Bestätigung der Schwangerschaft eventuell doch einen Nutzen hat.

(Coomarasamy, A. et al.: Progesterone supplements do not improve outcome for recurrent miscarriages. NEJM 2015. springermedizin.de, 2.12.2015)

 

 

 

 

Rubrik: Schwangerschaft

Erscheinungsdatum: 04.12.2015