Schwangerschaftsverhütung auf einen Blick

Eine Übersicht zu allen gängigen Verhütungsmethoden in Deutschland. Es bleibt die Auseinandersetzung mit dem potenziellen Eingriff ins Körpergeschehen, der individuellen und aktuellen Bedeutung von Sicherheit, Praktikabilität und geteilter Partnerschaftlichkeit – und am Ende die Qual der Wahl. Anke Erath | Dr. med. Claudia Schumann
  • (Mikro)-Pille

     

    Enthält Östrogen sowie Gestagen und verhindert den Eisprung. Die Einnahme erfolgt täglich mit einer Pause nach drei Wochen (nicht auf nüchternen Magen).

    Vorteile:

    • bei exakter Einnahme sehr sicher
    • einfache Anwendung
    • regelmäßige Blutung jeweils in der Einnahmepause
    • Reduktion von Blutungsstärke und -dauer
    • Linderung von Regelschmerzen
    • Besserung von Akne
    • Langzyklus möglich

    Nachteile:

    • tägliche Einnahme kann vergessen werden
    • (leicht) erhöhtes Thromboserisiko
    • Stimmungsschwankungen
    • Hinweise auf erhöhte Depressivität und sexuelle Lustlosigkeit
    • Wechselwirkung mit anderen Medikamenten, zum Beispiel Johanniskraut, Anti-Epileptika

     

     

    Minipille

     

    Enthält nur Gestagen und verhindert den Eisprung. Die Einnahme erfolgt täglich ohne Pause.

    Vorteile:

    • Anwendung auch in Stillzeit möglich
    • kein erhöhtes Thromboserisiko

    Nachteile:

    • häufig Zwischenblutung, besonders anfangs
    • Stimmungsveränderungen
    • Kopfschmerzen, Brustspannen

     

     

    Hormonspirale

     

    Sie verhindert die Einnistung einer befruchteten Eizelle in der Gebärmutter, zusätzlich wird die Aszension der Spermien stark gehemmt. Wird von GynäkologInnen eingesetzt und wirkt drei bis fünf Jahre.

    Vorteile:

    • keine Anwendungsfehler, dadurch sehr sicher
    • Blutung und eventuelle Regelschmerzen werden geringer, bis hin zur Amenorrhoe

    Nachteile:

    • Schmerzen bei der Einlage, vor allem bei Nulliparae
    • Spirale kann verrutschen/ausgestoßen werden
    • Hinweise auf depressive Stimmung

     

     

    Kupferspirale/ Kupferkette

     

    Die Wirkung entspricht in etwa derjenigen der Hormonspirale. Wird von GynäkologInnen ein­gesetzt und wirkt drei bis zehn Jahre.

    Vorteile:

    • keine Anwendungsfehler
    • keine Hormone
    • natürlicher Zyklus bleibt erhalten

    Nachteile:

    • Schmerzen bei der Einlage
    • eventuell verrutschen/Ausstoßung
    • stärkere Menstruation, eventuell Regelschmerzen

     

     

    Vaginalring

     

    Wirkt wie die Pille: verhindert den Eisprung. Die Frau führt den Ring selbst vaginal ein. Der Wechsel erfolgt einmal pro Monat.

    Vorteile:

    • Einlage sehr einfach
    • weniger Anwendungsfehler, da Wechsel monatlich
    • kein Wirkverlust bei Erbrechen und Durchfall

    Nachteile:

    • intime Selbstberührung kann eventuell für die Frau schwierig sein
    • ähnliche Risiken wie bei der Pille: Thrombose, Wechselwirkung mit anderen Medikamenten, Stimmungsveränderungen

     

     

    Verhütungspflaster

     

    In der Wirkung wie die Pille: verhindert den Eisprung. Die Frau klebt das Pflaster selbst auf die Haut, der Wechsel erfolgt wöchentlich.

    Vorteile:

    • einfache Handhabung
    • weniger Anwendungsfehler, da Wechsel wöchentlich
    • kein Wirkverlust bei Erbrechen und Durchfall

    Nachteile:

    • Hautreizungen und Ablösung
    • ähnliche Risiken wie bei der Pille (Thrombose, Wechselwirkung mit anderen Medikamenten, Stimmungsveränderungen)
    • Pflaster ist sichtbar

     

     

    Hormonstäbchen

     

    Es wirkt wie die Mikropille: verhindert den Eisprung. Das Stäbchen wird von einer geschulten gynäkologischen Fachkraft unter die Haut gesetzt.

    Vorteile:

    • keine Anwendungsfehler, dadurch sehr sicher
    • Vorteile wie bei der Minipille

    Nachteile:

    • Zyklusveränderungen mit unregelmäßigen Blutungen häufig
    • eventuell depressive Stimmung, Kopfschmerzen, Lustlosigkeit

     

     

    Dreimonatsspritze

     

    Sie verhindert den Eisprung. Es handelt sich um ein Hormonpräparat, das von GynäkologInnen in den Gesäßmuskel gespritzt wird.

    Vorteile:

    • zuverlässiger Schutz für drei Monate
    • wenig Anwendungsfehler

    Nachteile:

    • nur sinnvoll in speziellen Situationen
    • Gewichtszunahme, unregelmäßige Blutungen
    • Zyklus bleibt auch nach Absetzen langfristig beeinflusst
    • Verringerung der Knochendichte bei längerer Anwendung
    • regelmäßig alle drei Monate zur Ärztin/zum Arzt

     

     

    Kondom

     

    Die Barriere-Methode für den Mann wird vor dem Geschlechtsverkehr über den steifen Penis gezogen. Richtige Größe und korrekte Anwendung sind erforderlich.

    Vorteile:

    • Anwendung nur bei Bedarf
    • keine gesundheitlichen Risiken
    • preiswertes Verhütungsmittel für den Mann

    Nachteile:

    • muss bei Bedarf verfügbar sein und konsequent angewendet werden
    • kann sexuelles Erleben unterbrechen und als störend erlebt werden

     

     

    Diaphragma

     

    Es handelt sich um eine Barriere-Methode für die Frau. Wird von der Frau vor dem Geschlechtsverkehr vaginal eingesetzt, zusammen mit einem spermiziden Gel.

    Vorteile:

    • kein Eingriff ins Körpergeschehen
    • preiswertes Verhütungsmittel
    • Anwendung nur bei Bedarf; kann vor dem Geschlechtsverkehr eingelegt werden

    Nachteile:

    • erfordert Anleitung, Übung und die Bereitschaft, es selbst tief einzuführen
    • muss bei Bedarf verfügbar sein und konsequent angewendet werden

     

     

    Symptothermale Methode/Natürliche Familienplanung (NFP)

     

    Die Frau ermittelt ihre (un-)fruchtbaren Tage durch Selbstbeobachtung. Geschlechtsverkehr nur an den sicher unfruchtbaren Tagen.

    Vorteile:

    • bei konsequenter Anwendung sehr sicher
    • sehr preiswert, kein Risiko
    • kann partnerschaftlich angewendet werden

    Nachteile:

    • Interpretation muss über mehrere Monate gelernt werden
    • relativ »geregeltes« Leben und »Disziplin« erforderlich
    • nicht möglich in der Stillzeit (siehe Seite 32ff.)
    • eventuell alternative Verhütung an fruchtbaren Tagen

     

     

    Sterilisation des Mannes

     

    Erfolgt mit dem Durchtrennen der Samenleiter. Es handelt sich um einen operativen, endgültigen Eingriff.

    Vorteile:

    • keine Verhütung mehr nötig, sehr sicher
    • kleiner Eingriff mit örtlicher Betäubung, relativ ungefährlich

    Nachteile:

    • nicht beziehungsweise schwer rückgängig zu machen
    • kann zu seelischen Problemen führen.

     

     

    Sterilisation der Frau

     

    Sie erfolgt durch Abklemmen beziehungsweise Durchtrennen der Eileiter. Es handelt sich um einen operativen, endgültigen Eingriff.

    Vorteile:

    • keine Verhütung mehr nötig, sehr sicher
    • kein Eingriff in den hormonellen Zyklus

    Nachteile:

    • Eingriff in Vollnarkose – nicht ungefährlich
    • nicht beziehungsweise schwer rückgängig zu machen
    • kann zu seelischen Problemen führen

     

     

    Pille-Danach

     

    Dabei handelt es sich um eine Notfallverhütung. Sie verzögert den Eisprung um einige Tage. Die Einnahme erfolgt schnellstmöglich nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr. Sie sollte nicht auf nüchternen Magen erfolgen.

    Vorteile:

    • Anwendung nur bei Bedarf
    • Erhältlich in der Apotheke rund um die Uhr, ohne ärztliches Rezept
    • keine Kontraindikationen
    • wirkt auch in der Stillzeit

    Nachteile:

    • muss bei Bedarf schnell gekauft und eingenommen werden
    • eventuell Schwindel, Übelkeit, Kopfschmerzen, Zwischenblutungen.
    Rubrik: Ausgabe 2/2021

    Erscheinungsdatum: 27.01.2021