BVF/DGGG

Stellungnahme zur Studie „Zusatzangebote in der Schwangerschaft“

Der Berufsverband der Frauenärzte (BVF) e.V. und die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) e.V. kritisieren in einer gemeinsamen Stellungnahme die Fakten der kürzlich erschienen Bertelsmannstudie. „Schwangere nehmen immer früher und öfter Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft wahr“ – so steht es in der Einleitung zur Studie „Zusatzangebote in der Schwangerschaft“, die am 27. Juli publiziert wurde.

In ihrer Stellungnahme schreiben sie: Es ist richtig, dass viele Schwangere mehr diagnostische Leistungen erhalten, als in den Mutterschaftsrichtlinien vorgesehen ist. Das liegt unter anderem daran, dass es heute mehr Möglichkeiten gibt als in den Richtlinien vorgegeben, und dass die gesetzlichen Krankenkassen bisher nur die Kosten für Leistungen übernehmen, die auch wirtschaftlich sind. Diagnostische Maßnahmen, die sinnvoll sind, sich für die Krankenkassen aber wirtschaftlich nicht „rechnen“, wie zum Beispiel den Toxoplasmosetest oder auch den Test auf Streptokokken in der Spätschwangerschaft, werden Schwangeren weiterhin empfohlen, auch wenn sie keine Kassenleistungen sind. Eine „Medikalisierung“ der Schwangerschaft ist das sicherlich nicht, beides trägt erheblich zur Senkung der Krankheitsrisiken potenziell infizierter Kinder bei. Insbesondere auch der frühe Ausschluss einer Eileiterschwangerschaft, eines intrauterinen Hämatoms oder eine Myoms etc. hat viele Leben gerettet. Das Ersttrimesterscreening verhindert sogar Fehlgeburten durch Vermeidung überflüssiger – invasiver – Amniozentesen.

Die Studie kritisiert häufige Herzfrequenz- und Wehenableitungen. Aus der Publikation geht nicht hervor, ob diese Ableitungen in der Praxis oder in der Geburtsklinik durchgeführt wurden. Diese Ableitungen sind nach Mutterschaftsrichtlinien nicht zwingend vorgeschrieben. Sie erleichtern aber Hebammen und Ärzten die Beurteilung der Schwangerschaft und helfen leichte Kontraktionen von echten Wehen zu unterscheiden, was überflüssige Ruhigstellungen der Schwangeren verhindern und sie selbst sehr beruhigen kann. 

Die Unterstellung, Frauenärzte – ebenso wie Hebammen – würden Schwangeren Leistungen nur anbieten, weil sie unter wirtschaftlichem Druck stehen, sind Unsinn.

Bereits in der Formulierung der Befragung und in der Interpretation der Ergebnisse ist der Versuch erkennbar, die seit über 50 Jahren bewährte frauenärztliche Mutterschaftsvorsorge zu diskreditieren. Immerhin ist in dieser Zeit die perinatale Mortalität um den Faktor 10 (!), die mütterliche um ein Vielfaches mehr gesunken. Damit steht Deutschland mit an der Spitze in der Welt. Ein Wechsel dieses Systems, so wie von den Autorinnen in die Diskussion eingeworfen, würde die gesundheitliche Versorgung der Schwangeren und ihrer Babys mit Sicherheit verschlechtern.

(Pressemitteilung (gekürzt) BVF und DGGG, 28.7.2015)

Rubrik: Schwangerschaft

Erscheinungsdatum: 17.09.2015