Academy of Breastfeeding Medicine (ABM)

Stillförderung für Menschen aus dem LGBTQ+-Spektrum

  • Die Academy of Breastfeeding Medicine (ABM) hat Empfehlungen zum Umgang mit Menschen aus dem LGBTQ+-Spektrum im Bereich der Still- und Laktationsberatung veröffentlicht.

  • Die Academy of Breastfeeding Medicine (ABM) gibt mit ihrem Protokoll Nr. 33 Empfehlungen zum Umgang mit Menschen aus dem LGBTQ+-Spektrum im Bereich der Still- und Laktationsberatung. Sie führt in die Thematik ein, ermöglicht medizinischem Fachpersonal, sich mit den veränderten Begriffen sowie Konzepten auseinanderzusetzen und Berührungsängste abzubauen.

    Beispielsweise ein Trans-Mann, der sich entscheidet, schwanger zu werden, weil er Ovarien, eine Gebärmutter und eine Vagina besitzt, werde in manchen Einrichtungen konsequent als "Frau" betrachtet und behandelt, was eine Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte darstelle. Oder eine lesbische Frau, die im Kreißsaal beständig auf ihren Mann/Partner angesprochen wird, während ihre anwesende Lebensgefährtin als bloße "Freundin" oder "Schwester" wahrgenommen wird, werde in ihrer Individualität ignoriert und würde sich nicht vertrauensvoll öffnen können.

    Das veröffentlichte Protokoll empfiehlt Herangehensweisen für die Kommunikation mit Personen aus dem LGBTQ+-Spektrum:

    • Jede PatientIn oder KlientIn sollte die Möglichkeit haben, selbst zu wählen, mit welchem Namen und welcher Anrede sie angesprochen werden möchte. Ein sensibles Nachfragen bei Unsicherheiten sei sinnvoll und zeige, dass man das Gegenüber ernst nimmt.
    • Im englischsprachigen Raum werde zunehmend Wert darauf gelegt, dass Menschen auch mit dem selbst gewählten Personalpronomen bezeichnet werden ("he"/ "she", im Deutschen "er"/"sie"). Dies beinhalte im Englischen auch ausdrücklich eine nicht-binäre Option (meist verwendet man "they" oder das neu entwickelte "Ze/Zir"). Im Deutschen sei dies noch nicht so verbreitet, auch gebe es bisher kein einheitlich verwendetes drittes Pronomen für Menschen des nicht-binären Spektrums (einige LGBTQ+-Personen verwenden "ser", "hen" oder "em"). Es sei daher sinnvoll, Menschen, die sich selbst bewusst außerhalb des binären Spektrums identifizierten, einfach nur direkt mit Namen anzusprechen oder über sie zu sprechen, ohne Personalpronomen oder Anrede-Floskeln ("Herr"/"Frau") zu verwenden.
    • Sowohl im direkten verbalen Umgang als auch in Anamnese-Bögen, Dokumentationsunterlagen, Broschüren oder Hinweis-Tafeln sollte darauf verzichtet werden, einfache binäre Optionen als einzige Möglichkeit darzustellen. Neutrale Formulierungen seien häufig möglich ("Pflegefachkräfte" anstelle von "Krankenschwestern und -pflegern", "Eltern" statt "Mutter und Vater"), wo dies nicht flüssig geht, könne mit dem inklusiven * gearbeitet werden ("Patient*in", "Stillberater*in").
    • Wenn im Dialog die falsche Anrede oder das falsche Pronomen verwendet wird, verletze das die Betroffenen. Wenn dies passiert, sollte man sich kurz entschuldigen, damit die Person Vertrauen darin haben kann, dass es versehentlich passiert ist und dass sie mit ihrem Bedürfnis wahrgenommen wird.

    Die vollständigen Empfehlungen sind >> hier zu lesen.

    Quelle: Bier A: IBCLC für den Newsletter des Europäischen Instituts für Stillen und Laktation 2020 · DHZ

    Rubrik: Beruf und Praxis

    Erscheinungsdatum: 05.08.2020