Sekundärnähte von Geburtsverletzungen

Studie zur Wundheilung aus ethischen Gründen abgebrochen

Frauen mit einer Nahtdehiszenz möchten nicht abwarten, ob die Wundränder am Damm von selbst heilen, sondern so früh wie möglich behandelt werden. Wie in DHZ 7/2016 von Sara Kindberg beschrieben, zeigen die frühen Sekundärnähte von Geburtsverletzungen einen ähnlich guten Heilungserfolg wie die primären Nähte.

Die Professorin Christine Kettle und ihr Team von der Universität Staffordshire in Großbritannien wollten nun mit einer Pilotstudie herausfinden, wie man eine randomisierte Studie zu dem Thema durchführen könnte. Das bedeutet: Ein Teil der Frauen mit einer offenen Dammnaht würde im frühen Wochenbett erneut nahttechnisch versorgt und der andere Teil wie bisher üblich ausheilen. Jetzt wurden die ersten Frauen der Pilotstudie nach sechs bis neun Monaten post partum befragt. Dabei waren vor allem diese vier Punkte wichtig:

  • die physischen Auswirkungen wie Infektionsvermeidung, Schmerzen und die Beeinträchtigungen durch die Wunde
  • die psychologischen Auswirkungen wie Schuldgefühle, die Nahtdehiszenz selbst verursacht zu haben, Scham, Angst und eine veränderte Körperwahrnehmung
  • die Auswirkungen auf die Sexualität
  • die Zufriedenheit mit der Wundheilung.

Die Frauen waren im Vorfeld über die Teilnahme und die Bedingungen aufgeklärt worden. Bei den Interviews ergab sich, dass keine Frau mehr in die abwartende Gruppe der Sekundärheilung eingeteilt werden wollte. Alle Frauen wünschten sich eine frühzeitige Behandlung ihrer offenen Naht.

Das bedeutet, dass eine randomisierte Studie zu dem Thema ethisch nicht mehr vertretbar wäre. Keine Frau könnte guten Gewissens der abwartenden Gruppe nach einem Zufallsprinzip zugeordnet werden, wenn die frühe Sekundärnaht so überzeugend gute Ergebnisse mit sich bringt.

Diese Ergebnisse aus England decken sich mit den Erfahrungen an der Universitätsklinik in Aarhus, weshalb auch dort noch keine randomisierte Studie lanciert wurde. Alle Beteiligten scheuen sich, Frauen mit Nahtdehiszenz das Angebot der frühen Sekundärnaht vorzuenthalten.

(Dudley L, Kettle C et al.: Perineal resuturing versus expectant management following vaginal delivery complicated by a dehisced wound (PREVIEW): a nested qualitative study. BMJ Open. 10;7(2). 2017/DHZ)

Rubrik: Medizin & Wissenschaft

Erscheinungsdatum: 29.05.2017