Totgeburten weltweit verringern
Wird ein Kind ohne erkennbares Lebenszeichen mit einem Geburtsgewicht über 500 g geboren, handelt es sich um eine Totgeburt. Für betroffene Frauen und Paare geht der Verlust mit schweren psychischen und emotionalen Herausforderungen einher. Könnten Totgeburten zum Teil vermieden werden? Um Einschätzungen hierzu treffen zu können, kommt der Datenlage eine hohe Relevanz zu. Totgeburten werden jedoch nicht in allen Ländern zuverlässig dokumentiert, daher ist die Datenlage zu Totgeburten weltweit kritisch einzustufen. Unter Berücksichtigung dieser Limitierungen wurden kürzlich in der Fachzeitschrift The Lancet Ergebnisse der »Global Burden and Disease Study 2021« vorgestellt.
Im Rahmen dieser Studie wurden Daten zu Totgeburten aus 11.412 Publikationen ausgewertet, die aus 185 Ländern stammten. Global betrug die Totgeburtenraten im Jahr 2021 demnach:
- 23,0 Totgeburten pro 1.000 Geburten bei einer Schwangerschaftsdauer von 20 Wochen oder länger
- 16,1 Totgeburten pro 1.000 Geburten bei einer Schwangerschaftsdauer von 28 Wochen oder länger.
Die globale neonatale Mortalität lag im Jahr 2021 bei 17,1 pro 1.000 Lebendgeburten. Dies entsprach 2,19 Millionen Todesfällen bei Neugeborenen. Die Anzahl der Totgeburten bei einer Schwangerschaftsdauer von 20 Wochen oder länger verringerte sich von 5,08 Millionen im Jahr 1990 auf 3,04 Millionen im Jahr 2021 und entsprach einer Reduktion um 39,8 %. Die Reduktion der Todesfälle bei Neugeborenen von 1990 bis 2021 war noch größer und betrug 45,6 %. Mit 77,4 % fanden die meisten Totgeburten im Jahr 2021 in Südostasien und Subsahara-Afrika statt, dies entsprach 2,35 Millionen aller 3,04 Millionen Totgeburten.
Die Autor:innen benennen die Totgeburt als »Major Global Public Concern«. Die Datenlage zeige zwar einen Rückgang an Totgeburten auf, jedoch gerade im Vergleich zum noch größeren Rückgang der neonatalen Mortalität nach wie vor erschreckend hohe Zahlen.
Geschätzt finden weltweit täglich 8.328 Totgeburten statt, wobei eine ungleiche Verteilung vorliegt: Es finden deutlich mehr Totgeburten in Ländern mit geringem durchschnittlichem Einkommen statt als in Ländern mit hohem Einkommen. Die Autor:innen fordern, die Datenerhebung und Evaluation von Totgeburten zu verbessern, um lebensrettende Maßnahmen in stark belasteten Regionen durchführen zu können. Eine qualitativ hochwertige Betreuung während der Schwangerschaft und der Geburt sollte erfolgen. Totgeburten sollten weiter intensiv erforscht werden, um ihre Zahl zu verringern.
Quelle: Hug, L., You, D., Blencowe, H., Mishra, A., Wang, Z., Fix, M. J., Wakefield, J., Moran, A. C., Gaigbe-Togbe, V., Suzuki, E., Blau, D. M., Cousens, S., Creanga, A., Croft, T., Hill, K., Joseph, K. S., Maswime, S., McClure, E. M., Pattinson, R., Pedersen, J., … UN Inter-agency Group for Child Mortality Estimation and its Core Stillbirth Estimation Group (2021). Global, regional, and national estimates and trends in stillbirths from 2000 to 2019: a systematic assessment. Lancet (London, England), 398(10302), 772–785. https://doi.org/10.1016/S0140-6736(21)01112-0 ∙ Beate Ramsayer/DHZ