US-amerikanische Bevölkerungsstudie

Ursache für Fehlbildungen meist unbekannt

Bei den meisten fetalen Fehlbildungen ist nicht bekannt, wodurch sie ausgelöst werden. Es wird vermutet, dass weltweit eines von 33 Neugeborenen mit Fehlbildungen zur Welt kommt. Nach Angaben US-amerikanischer PädiaterInnen um Dr. Marcia L. Feldkamp von der University of Utah School of Medicine in Salt Lake City waren im Jahr 2006 geschätzt weltweit etwa 7,9 Millionen Neugeborene davon betroffen. Um zu prüfen, wodurch Fehlbildungen entstehen, werteten Feldkamp und ihre KollegInnen Daten des Utah Birth Defect Network aus. Zwischen 2005 und 2009 wurden darin fast 271.000 Geburten dokumentiert. Darunter waren 5.504 Kinder mit Fehlbildungen, 437 von ihnen kamen tot zur Welt, unter anderem nach einem Schwangerschaftsabbruch.

Die Analyse der Daten ergab, dass nur bei 1.114 Kindern (20,2%) die Ursache für die Fehlbildung bekannt war. Mindestens einer von vier Faktoren waren dokumentiert: chromosomale Veränderungen (Anzahl, Struktur), genetischer Status, Zwillingsbildung oder ein bekanntes Humanteratogen. Bei fast 80 Prozent der Fehlbildungen konnten dagegen keine Ursachen angegeben werden. Feldkamp und ihre Kollegen berechneten aufgrund dieser und anderer Daten, dass in den USA jährlich mindestens 78.000 Kinder mit einer schweren Fehlbildung zur Welt kommen, bei 63.000 von ihnen sei unklar, wie sie entstanden seien.

In Deutschland gibt es nach Angaben des Fehlbildungsmonitorings Sachsen-Anhalt außer in der Mainzer Universitätskinderklinik noch keine weitere Einrichtung zur Erfassung von Fehlbildungen. Die Daten und Auswertungen zu angeborenen Fehlbildungen aus Sachsen-Anhalt repräsentieren nach Angaben der dortigen Einrichtung zum Fehlbildungsmonitoring, die seit 1980 besteht, Deutschland beim europäischen Fehlbildungsregister EUROCAT (European Surveillance of Congenital Anomalies) sowie bei der WHO-Organisation ICBDSR (International Clearinghouse for Birth Defects Surveillance and Research).

(Feldkamp ML et al.: Etiology and clinical presentation of birth defects: population based study. BMJ 2017. 357: j2249. http://www.bmj.com/content/357/bmj.j2249. SpringerMedizin 3.6.2017/DHZ)

Rubrik: Medizin & Wissenschaft

Erscheinungsdatum: 13.06.2017