Klinische Studie aus den USA

Uterustransplantation kann Kinderwunsch oftmals erfüllen

  • Seit der ersten erfolgreichen Operation im Jahr 2011 in der Türkei wurden weltweit mehr als hundert Uterustransplantationen durchgeführt. Obwohl es kein Register gibt, wird geschätzt, dass mehr als 70 Kinder geboren wurden.

  • Eine Uterustransplantation hat an einer US-Klinik 16 von 20 Frauen den Kinderwunsch erfüllt. Die Operation war nach den im Amerikanischen Ärzteblatt (JAMA) publizierten Ergebnissen jedoch mit Risiken für die Spenderin und die Empfängerin verbunden. Die Kinder scheinen durch die Immunsuppression nicht zu Schaden zu kommen.

    Seit der ersten erfolgreichen Operation im Jahr 2011 in der Türkei wurden weltweit mehr als hundert Uterustransplantationen durchgeführt. Obwohl es kein Register gibt, wird geschätzt, dass mehr als 70 Kinder geboren wurden. Die größten Erfahrungen in Europa dürften Chirurgen an der Sahlgrenska Universität in Göteborg haben.

    Mats Brannstrom und Mitarbeiter:innen berichteten vor zwei Jahren über Langzeiterfahrungen von neun Uterustransplantationen, von denen sieben erfolgreich waren. Sechs der sieben Frauen gebaren insgesamt neun Kinder. Bei der siebten Frau kam es auch nach mehreren Versuchen nicht zu einer Schwangerschaft, so dass der Uterus schließlich entfernt wurde.

    Bei den anderen geschah dies jeweils nach der Geburt des letzten Kindes. Die Hysterektomie ist notwendig, um die Frauen vor der Notwendigkeit und den Risiken einer Immunsuppression zu bewahren.

    Am Baylor University Medical Center in Dallas, einem führenden Zentrum in den USA, wurden bis August 2019 insgesamt 20 Uterustransplantationen durchgeführt. Sechs Transplantate gingen in den ersten zwei Wochen verloren.

    Der Grund waren laut Liza Johannesson und Mitarbeiter:innen Probleme mit den Gefäßanastomosen oder Abstoßungskrisen. Bei einer Frau musste der Uterus wegen einer massiven Blutung mit hämorrhagischem Schock schon wenige Stunden nach der Transplantation wieder entfernt werden.

    Bis auf zwei stammten alle Organe von Lebendspenderinnen. Die Operation zur Organentnahme ist komplizierter als bei einer Nierenspende und die Operationszeiten sind länger. Nach Angaben von Johannesson betrug die Operationszeit bei einer offenen Laparotomie 313 bis 454 Minuten und nach einer robotergestützten minimal-invasiven Operation 565 bis 730 Minuten.

    Die Eingriffe sind für die Lebendspenderinnen nicht ohne Risiko. Nach der Laparotomie kam es bei zwei Spenderinnen zu Komplikationen: einmal zu einer Dehiszenz der Vaginalmanschette, die durch einen transvaginalen Zugang repariert werden musste, und bei einer anderen Spenderin zu einer Koprostase.

    Nach der robotergestützten Hysterektomie kam es bei einer Spenderin zu einem Harnleiterverschluss, der sich nach der Ureteroskopie und Extraktion des blockierenden Blutgerinnsels auflöste. Bei der anderen Spenderin war es bei der Operation zu einer beidseitigen Verletzung der Ureteren gekommen. Sie erhielt zunächst Stents. Später erfolgte eine robotergestützte Re-Implantation der Harnleiter. Bei allen vier Patientinnen ist es laut Johannesson während der folgenden vier Jahre zu keinen Spätfolgen gekommen.

    Bei den 14 Frauen, bei denen die Transplantation erfolgreich war, kam es später zu 24 Schwangerschaften, die zur Austragung von 16 Kindern führten (alle Frauen bekamen mindestens ein Kind). Die Geburten folgten planmäßig per Kaiserschnitt. Bei sechs Frauen wurde bei dieser Gelegenheit auch das Transplantat entfernt, bei sieben Frauen geschah die Hysterektomie später in einer erneuten Operation – eine Frau hatte das Transplantat vorerst behalten, weil sie eine zweite Schwangerschaft plante.

    Der Kinderwunsch per Uterustransplantation war also mit zwei oder sogar drei Operationen verbunden, von denen die erste – die Transplantation – ein längerer Eingriff von 241 bis 463 Minuten war. Diese Operationen gingen bei 11 der 20 Frauen mit mindestens einer Komplikation einher.

    Quelle: Testa, G., McKenna, G. J., Wall, A., Bayer, J., Gregg, A. R., Warren, A. M., Lee, S. H. S., Martinez, E., Gupta, A., Gunby, R., & Johannesson, L. (2024). Uterus Transplant in Women With Absolute Uterine-Factor Infertility. JAMA, e2411679. https://doi.org/10.1001/jama.2024.11679 ∙ aerzteblatt.de, 22.8.2024 ∙ DHZ

    Rubrik: Schwangerschaft

    Erscheinungsdatum: 26.08.2024