Zervixkarzinom

Weniger Screening bei jüngeren Frauen kann Frühgeburten vermeiden

  • Die Entfernung von Präkanzerosen kann Frauen vor einem späteren Zervixkarzinom schützen. Nach der Konisation steigt jedoch das Risiko von Frühgeburten.

  • Das »American College of Obstetricians and Gynecologists« (ACOG) hat in den vergangenen 25 Jahren die Em­pfehlungen zur Früherkennung des Zervixkarzinoms bei jungen Frauen (Alter 18 bis 24 Jahren) mehrfach zurückgenommen. Aus einem jährlichen Screening ab einem Alter von 18 Jahren (1996) ist zuletzt (2021) eine Untersuchung ab dem 21. Lebensjahr im 3-Jahres-Abstand geworden.

    Die Rücknahme beruht vor allem auf der Erkenntnis, dass sich bei jungen Frauen viele Dysplasien (zervikale intraepitheliale Neoplasien CIN) spontan zurückbilden. Dies ist vor allem bei CIN2-Läsionen der Fall, aber auch bei CIN3-Läsionen noch möglich. Im Alter von 18 bis 21 Jahren werden die Regressionsraten auf 60 % bis 90 % geschätzt. Dennoch führen auch in diesem Alter CIN3-Läsionen fast immer zur Konisation. Bei CIN2-Läsionen wird dieses kegelförmige Ausschneiden der Portio häufig zur Sicherheit durchgeführt, da sich ein Fortschreiten zum Karzinom im Einzelfall nicht ausschließen lässt.

    Die Konisation schwächt den Gebärmuttermund, was im Fall einer späteren Schwangerschaft eine Frühgeburt begünstigt. Rebecca Bromley-Dulfano von der Stanford University School of Medicine in Palo Alto und Mitar­bei­ter:innen haben in einer Querschnittstudie versucht, das Risiko abzuschätzen. Ihre Berechnungen fußen auf 11,3 Mio. Frauen, die zwischen 1996 und 2018 ein Kind geboren hatten. Darunter waren 1,14 Mio. Frühgeburten und 333.000 extreme Frühgeburten.

    Den Forscher:innen standen keine Informationen über die Zahl der Screening-Untersuchungen und zu etwaigen Behandlungen zur Verfügung. Sie konnten deshalb den Einfluss auf das Frühgeburtrisiko nicht genau ermitteln.

    Ihren Schätzungen liegen deshalb die Empfehlungen der ACOG zugrunde und die Annahme, dass die Frauen den Empfehlungen gefolgt sind. Unter dieser Prämisse hätten die Frauen vor der Schwangerschaft im Durch­schnitt an 2,4 Vorsorgeuntersuchungen teilgenommen. Jede zusätzliche Untersuchung war nach den Berech­nungen von Bromley-Dulfano mit einem Anstieg des Frühgeburtsrisikos um 0,073 %-Punkte assoziiert.

    Dies ist wenig, aber mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 0,026 bis 0,120 signifikant, und es ist anzuneh­men, dass die Zahl höher ausgefallen wäre, wenn die Forscher:innen ihrer Untersuchung die Zahl der tatsächlich durchgeführten Konisationen hätten zugrundelegen können. Interessant ist, dass das Risiko bei Frauen mit einer Hypertonie oder einem Diabetes deutlich anstieg. In die­ser Gruppe war jede zusätzliche (empfohlene) Vorsorgeuntersuchung mit einem Anstieg der Frühgeburten um 0,26 %-Punkte (0,11-0,4 %-Punkte) verbunden.

    Quelle: Bundorf, K. et al. (2023). Association Between Cervical Cancer Screening Guidelines and Preterm Delivery Among Females Aged 18 to 24 Years. Jama Health Forum. doi:10.1001/jamahealthforum.2023.1974 ∙ aerzteblatt.de, 24.7.2023 ∙ DHZ

    Rubrik: Schwangerschaft

    Erscheinungsdatum: 25.07.2023