Qualitative Studie aus Spanien

Wie erleben Eltern die Hausgeburt?

  • Bei allen teilnehmenden Müttern und Vätern einer spanischen Studie wurden die Erwartungen an die Hausgeburt als ein intimes Erlebnis erfüllt.

  • In Spanien fanden im Jahr 2020 ungefähr 370.000 Geburten bei einer Hausgeburtenrate von 0,63 % statt. Die Entscheidung für eine Hausgeburt gilt in Spanien als unüblich. Die Erfahrung einer Geburt im häuslichen Umfeld kann dabei einen wichtigen Einfluss auf das Wohlbefinden der Gebärenden, des Kindes, des Partners und der ganzen Familie haben.

    Im Rahmen einer qualitativen Studie wurde untersucht, welche Erfahrungen Eltern (n=24) mit einer geplanten Hausgeburt in Spanien machten. Eingeschlossen wurden 15 Mütter und 9 Väter nach einer Hausgeburt im zurückliegenden Jahr. Die Daten wurden aus Tiefeninterviews und Erzählungen gewonnen. Eine induktive Analyse wurde durchgeführt, um zugrundeliegende Themen zu identifizieren.

    Das durchschnittliche Alter der Teilnehmer:innen (TN) betrug 33,4 Jahre. Für 20 Teilnehmer:innen handelte es sich um die erste Geburt. Sechs Themen wurden identifiziert:

    1. Die Suche nach einer individuellen und persönlichen Geburt
    2. Durchbrechen sozialen Drucks
    3. Hausgeburtserfahrung der Mutter
    4. Rolle des Vaters während der Hausgeburt
    5. Wie erlebt ein Vater die Hausgeburt?
    6. Hausgeburten sind nicht für alle Mütter und Väter verfügbar.

    Die Suche nach einer individuellen und persönlichen Geburt umfasste, dass Gebären Zeit und den Verzicht auf überflüssige Interventionen benötigt. Ein TN berichte: »Frauen können gebären – so wie alle Tiere, die auf diesem Planeten leben (DI15).« Eine andere Erfahrung umfasste: »Gebären ist ein natürlicher Vorgang: Ein Vorgang wie Essen, Stillen, wie einander lieben… (DI13).« Das Durchbrechen des sozialen Drucks umfasste die Wahrnehmung der Hausgeburtshilfe mit negativen Assoziationen. So berichtete ein TN: »Wir fühlten uns kontinuierlich durch viele Menschen verurteilt: Meine Arbeitskollegen, die Familie meiner Frau und meine eigene Familie… (DI16).«

    Frauen berichteten von ihrer Hausgeburtserfahrung aus verschiedenen Perspektiven, die beispielsweise als einzigartige Lebenserfahrung wahrgenommen wurde: »Meine Geburt war emotional eine wunderbare, intime, zärtliche und liebesgefüllte Erfahrung für mich. Körperlich war es ein stärkendes Erlebnis: Es war gleichzeitig feurig, stark und beruhigend (DI12).«

    Die Rolle des Vaters wurde als aktive Teilnahme am Prozess des Gebärens erlebt. Ein Vater erlebte es in Form der aktiven Paararbeit: »Sie erlebte die körperliche Erfahrung der Geburt, ich erlebte eine emotionale Verbundenheit. Es war unsere Geburt und wir waren drei Teamplayer in diesem Moment (DI22)«. Die erlebte Verbundenheit aufgrund der Hausgeburtserfahrung wurde von einem Vater sehr intensiv erlebt. Er beschrieb: »Es war unglaublich, was wir während der Geburt erlebten. Diese Erfahrung hat uns für immer zusammengeschweißt (DI19).«

    Geteilt wurde in den Interviews auch, dass Hausgeburten im spanischen Gesundheitssystem eine untergeordnete Rolle spielen und nicht allen Interessenten zur Verfügung stehen: »Ich bin mir sicher, dass viele Frauen eine Hausgeburt wählen würden, hätten sie die Möglichkeit dazu. Es ist unfair, dass es kein Angebot für alle gibt (DI14).«

    Die Autor:innen schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass die Erwartungen an eine intime Geburt bei allen teilnehmenden Müttern und Vätern der Studie erfüllt wurden. Jedoch können auch negative Gefühle wie Ängste und Sorgen auftreten, beispielsweise in Bezug auf Wehenschmerzen. Eltern erlebten Kritik an der Entscheidung für eine Hausgeburt in Spanien. Der Zugang dazu war nicht allen Eltern in Spanien möglich. Die Autor:innen empfehlen weitere Forschung zum Themenkomplex Hausgeburtshilfe in Spanien.

    Quelle: Galera-Barbero TM, Aguilera-Manrique G: Experience, perceptions and attitudes of parents who planned home birth in Spain: A qualitative study. Women Birth 2022. https://doi.org/10.1016/j.wombi.2022.01.004  ∙ DHZ

    Rubrik: Geburt

    Erscheinungsdatum: 28.02.2022