Systematische Übersichtsarbeit aus dem Iran

Wunde Mamillen effektiv behandeln

  • Etwa 80 bis 90 % aller Mütter erleben im Wochenbett Schmerzen aufgrund wunder Mamillen. Welche die Methode der Wahl für deren Behandlung ist, ist noch nicht klar evaluiert. Allein die Behandlung mit Muttermilch könnte wirksam sein.

  • Im Wochenbett betrifft das Problem wunder Mamillen ungefähr 80–90 % aller stillenden Mütter. Sie gelten als zweithäufigster Grund für die Entscheidung, das Kind vorzeitig abzustillen. Unbehandelt führen wunde Mamillen zu Schmerzen, einem erhöhten Infektions- und Mastitisrisiko sowie dafür, Abszesse zu entwickeln.

    Wunde Brustknospen treten häufig zwischen dem dritten bis siebten Tag auf und können bis zu sechs Wochen nach der Geburt bestehen bleiben. Ihrer Behandlung kommt im Wochenbett somit ein hohes Maß an praktischer Bedeutung zu. In der Praxis werden Muttermilch und pflanzliche Produkte zur Behandlung vorgeschlagen: Wie jedoch ist die Evidenzlage?

    Durchgeführt wurde eine systematische Übersichtsarbeit zur Evidenz einer oberflächlichen Behandlung wunder Mamillen durch ein iranisches Forscher:innenteam. Eingeschlossen wurden 22 Publikationen in persischer und englischer Sprache, die bis Mai 2021 veröffentlicht wurden. Untersucht wurde der Einfluss von Muttermilch, Hydrogel, Glycerin, Collagenase, APNO (All-purpose nipple ointment) aus Mupirocin 2 %, Micinazole 2 % und Betamethason 0,1 %, Olivenöl, Aloe Vera, Curcuma, Calendula, Ziziphus jujuba mill, Minze, Portulaca oleracea, Guaiazulene, Frankincense und Pistacia atlantica.

    Die Evaluation der Daten aus zwölf Studien zeigte auf, dass wunde Mamillen effektiv mit Muttermilch behandelt werden können und diese auch der Entwicklung wunder Brustknospen vorbeugt.

    Jedoch können aus Sicht der Autor:innen keine allgemeingültigen Empfehlungen abgeleitet werden, da zu den verschiedenen Behandlungsmethoden eine uneinheitliche Evidenzlage vorliegt. Dies wird beispielsweise an der Diskussion der Behandlung mit Lanolin (highly purified anhydrous/HPA Lanolin) sichtbar: So zeigte sich Lanolin im Vergleich zu Muttermilch effektiver in der Behandlung wunder Mamillen, weil Frauen weniger Schmerzen empfanden (Abou-Dakn et al. 2011) und die Mamillen nach der Behandlung mit Lanolin im Vergleich zu einer Behandlung mit Muttermilch besser heilten (Coca & Abrao 2008). Jedoch liegen auch Studien vor, die keinerlei Vorteile einer Lanolinbehandlung aufzeigten (Jackson & Dennis 2017).

    Die Autor:innen resümieren aus ihren Ergebnissen, dass Muttermilch eine effektive und sichere Behandlungsmethode bei wunden Mamillen darstellt. Jedoch sind definitive Schlussfolgerungen über die Wirkung verschiedener ergänzender oder anderer oberflächlicher Behandlungsmethoden aufgrund der begrenzten Datenlage nicht möglich. Weitere Forschung wird empfohlen.

    Quelle: Niazi A et al.: Topical treatment for the prevention and relief of nipple fissure and pain in breastfeeding women: A systematic review. Advances in Integrative Medicine 2021. 8, 312–321. https://doi.org/10.1016/j.aimed.2021.07.001 ∙ Abou-Dakn M et al.: Positive effect of HPA lanolin versus expressed breastmilk on painful and damaged nipples during lactation, Skin Pharmacol. Physiol. 24 (1) (2011) 27–35 ∙ Coca KP, Abrão ACFV: An evaluation of the effect of lanolin in healing nipple injuries. Acta Paul Enferm 2008. Vol. 21, 11–16 ∙ Jackson KT, Dennis C-L: Lanolin for the treatment of nipple pain in breastfeeding women: a randomized controlled trial. Matern. Child Nutr 2016. 13 (3) (2017) ∙ DHZ

    Rubrik: Wochenbett

    Erscheinungsdatum: 22.02.2022