Studie aus Australien zum GDM-Risiko

Zwischen zwei Schwangerschaften abnehmen?

  • Gelingt es Frauen, ihr Gewicht zwischen zwei Schwangerschaften zu reduzieren, könnte dies ihr Risiko verringern, einen GDM in der Folgeschwangerschaft zu entwickeln.

  • Ein Gestationsdiabetes (GDM) beschreibt die Störung des Blutglukosestoffwechsels während der Schwangerschaft, die sich meist nach der Geburt des Kindes von selbst wieder normalisiert. Unbehandelt kann ein GDM jedoch sowohl dem Baby als auch der Frau schaden.

    Weltweit sind geschätzt 13 % aller schwangeren Frauen von einem GDM betroffen. In Deutschland entwickeln rund 6 % aller Schwangeren einen Gestationsdiabetes, wobei Frauen mit Adipositas und mit diabeteskranken nahen Angehörigen besonders häufig betroffen sind.

     

    Blick auf die Folgeschwangerschaft

     

    Das Ziel einer australischen Studie bestand darin, das Risiko für die Entwicklung eines Gestationsdiabetes bei einer Folgeschwangerschaft in Bezug zur Gewichtsentwicklung zwischen den beiden Schwangerschaften abzuschätzen. Hierzu wurden der mütterliche Body-Mass-Index (BMI) vor der Schwangerschaft, die Veränderung des BMI zwischen zwei Schwangerschaften und das Auftreten eines Gestationsdiabetes evaluiert. Eingeschlossen wurden Frauen mit Geburten in einem von zwei eingeschlossenen Studienkrankenhäusern in Australien, die zwischen 2010 und 2017 mindestens zwei aufeinanderfolgende Einlingsschwangerschaften hatten (n=10.074).

    Von diesen Frauen entwickelten 1.987 Frauen (16,7 %) keinen GDM in der ersten Schwangerschaft, jedoch in der Folgeschwangerschaft. 1.574 Frauen (13,2 %) hatten lediglich in ihrer ersten Schwangerschaft einen GDM. 823 Frauen (8,2%) litten sowohl in der ersten als auch in der Folgeschwangerschaft daran.

    In der Gruppe der Frauen ohne GDM in der ersten Schwangerschaft, jedoch in der Folgeschwangerschaft zeigte sich: Je mehr der BMI zwischen den Schwangerschaften stieg, desto größer wurde die Wahrscheinlichkeit, einen GDM zu entwickeln. Hierbei zeigte sich zudem, dass übergewichtige und adipöse Frauen vor der ersten Schwangerschaft ein insgesamt erhöhtes Risiko mitbrachten.

     

    Risiko in Abhängigkeit vom Body Mass Index

     

    Nahm der BMI jedoch ab, resultierte dies in einem 36 % geringerem Risiko an einem GDM zu erkranken. Errechnet wurde:

    • Stieg der BMI um 12 kg/m2 erhöhte sich das Risiko um 11 %.
    • Stieg der BMI um 24kg/m2 erhöhte sich das Risiko um 15 %.
    • Stieg der BMI um 4 oder mehr kg/m2 erhöhte sich das Risiko um 23 %.

    Die Wahrscheinlichkeit nach dem Auftreten eines GDM in der ersten Schwangerschaft, diesen auch in der Folgeschwangerschaft zu entwickeln, lag bei 57,8 %. Übergewichtige und adipöse Frauen waren häufiger mit einem erneuten GDM konfrontiert als normalgewichtige Frauen. Zudem zeigte sich, dass eine Zunahme des BMI ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines erneuten GDM bedeutete. Dabei waren Frauen seltener von einem erneuten GDM betroffen, wenn sie in der ersten Schwangerschaft mit Insulin behandelt wurden.

    Frauen der Studiengruppe ohne GDM in der ersten und einem Auftreten in der Folgeschwangerschaft hatten bei einem Anstieg des BMI zwischen den beiden Schwangerschaften ein erhöhtes Risiko für einen GDM. Dies war um 30 % erhöht, wenn die Zunahme des BMI zwischen 12 kg/m2 lag und es war über 2,2-fach erhöht, wenn die Zunahme mehr als 4 kg/m2 umfasste.

     

    Resümee

     

    Die Autor:innen schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass die Gewichtszunahme zwischen den Schwangerschaften einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung eines GDM hat. Sie sehen in der Gewichtszunahme einen »modifizierbaren« Ansatz, GDM zu vermeiden, indem beispielsweise adipösen Frauen nach einer ersten Schwangerschaft bewusst geraten werden könnte, Gewicht vor einer weiteren Schwangerschaft zu reduzieren. Hierbei weisen sie auf die Notwendigkeit weiterer Forschung hin. Ziel sollte es sein, effektive Strategien zu entwickeln einen Gewichtsverlust sinnvoll zu erreichen.

    Sie empfehlen die Entwicklung klinischer Leitlinien und die Weitergabe von Informationsmaterial an alle Frauen, in dem das Thema einer Gewichtsveränderung zwischen Schwangerschaften und anzunehmende Zusammenhänge zum Auftreten von eines GDM thematisiert werden.

    Quelle: Black, K. I., Schneuer, F., Gordon, A., Ross, G. P., Mackie, A., & Nassar, N. (2022). Estimating the impact of change in pre-pregnancy body mass index on development of Gestational Diabetes Mellitus: An Australian population-based cohort. Women and birth : journal of the Australian College of Midwives, 35(6), 563–569. https://doi.org/10.1016/j.wombi.2021.12.007 ∙ Beate Ramsayer/DHZ

     

    Rubrik: Schwangerschaft

    Erscheinungsdatum: 24.01.2023