Fortschritt in der Diagnostik

Neuer Test auf ß-Streptokokken soll unnötige Antibiotikagaben verhindern

Studien haben gezeigt, dass 30 Prozent der Frauen im Verlauf der Schwangerschaft einen positiven ß-Streptokokkentest aufweisen. Eltern und GeburtshelferInnen fürchten in gleichem Maße eine durch die Streptokokken verursachte Meningitis, Lungenentzündung und Sepsis. Damit wird die regelhafte antibiotische Behandlung bei positivem Streptokokkentest gerechtfertigt.

Aber bei nur 4 von 10.000 Geburten erkrankt ein Kind postnatal. Das führt zu einer unnötigen Behandlung vieler Frauen und möglicherweise zum ersten Aufbau einer Antibiotikaresistenz bei den Kindern, ganz abgesehen von den Kosten für die Medikation. Außerdem werden damit viele Mütter verunsichert. In ihrem Körper sind eine Fülle von Bakterien, die überwiegend gar nicht krankmachen. Und wenn zu einem Zeitpunkt in der Schwangerschaft Streptokokken nachgewiesen werden, können sie zum Zeitpunkt der Geburt schon wieder verschwunden sein. Das heißt, dass sehr viele Frauen unnötig mit Antibiotika behandelt werden.

Als Indikatoren für eine Antibiose gelten bisher:

  • ein zuvor geborenes Kind, dass pastnatal erkrankte
  • ein positiver Urintest auf Streptokokken im Verlauf der Schwangerschaft
  • eine Frühgeburt mehr als fünf Wochen vor Geburtstermin
  • vorzeitiger Blasensprung > 24 Stunden
  • Fieber während der Geburt.

Bisher erhielten in Dänemark somit 18 Prozent aller Gebärenden ein Antibiotikum zur Geburt. Der Oberarzt Mohammed Khalil von der Frauenklinik in Kolding/Dänemark hat nun einen genetischen Test entwickelt, mittels dessen ein intrapartaler Abstrich innerhalb von einer Stunde Aufschluss darüber gibt, ob ß-hämolysierende Streptokokken vorliegen, die das Kind auf seinem Geburtsweg gefährden könnten. Damit kann die Zahl der behandlungsbedürftigen Frauen während der Geburt von 18 auf 4 Prozent gesenkt werden.

Mit der neuen DNA-Analyse können selbst kleinste Mengen Bakterien aufgespürt werden. Das Analyse-Gerät kann im Kreißsaal stehen und von den Hebammen bedient werden. In Kolding wird ab März regelhaft jede Gebärende untersucht und dann nach Bedarf behandelt.

Anmerkung: Ein ausführlicher Artikel von Helmut Jäger zu Streptokokken findet sich im Archiv der DHZ 7/2014: Antibiotika als Prophylaxe?

(Sygehus Lillebælt: Ny test sparer højgravide for enorme mængder penicillin, 31.1.2017. http://www.sygehuslillebaelt.dk/wm497199/DHZ)

 

Rubrik: Geburt

Erscheinungsdatum: 24.02.2017