Online-Untersuchung des Marburger Bundes

20 Prozent der MedizinerInnen denken ans Aufhören

  • Obwohl in den vergangenen zehn Jahren die Zahl der ÄrztInnen in den Kliniken um rund 43.000 gestiegen ist, wurden die derzeitigen Arbeitsbedingungen in 46 % als „mittelmäßig“, in 19 % als „schlecht“ und 5 % als „sehr schlecht“ eingestuft.

  • Einer Online-Untersuchung des Marburger Bundes zufolge, die mit 6.200 TeilnehmerInnen im Juli 2017 durchgeführt wurde, denken 20 % der ÄrztInnen über eine Berufsaufgabe nach. Als Gründe werden fehlende Zeit für das Privatleben und die Familie, zuviel Bürokratie, hoher Arbeitsdruck und fehlendes Personal im pflegerischen sowie im ärztlichen Dienst angegeben. Obwohl in den vergangenen zehn Jahren die Zahl der ÄrztInnen in den Kliniken um rund 43.000 gestiegen ist, wurden die derzeitigen Arbeitsbedingungen in 46 % als „mittelmäßig“, in 19 % als „schlecht“ und 5 % als „sehr schlecht“ eingestuft. 26 % beurteilen sie als „gut“ und nur 4 % als „sehr gut“.

    Ein Abbau von Bürokratie könne helfen, ärztliches und pflegerischen Personal dahingehend zu entlasten, dass sie ihren primären Aufgaben vermehrt nachgehen könnten. 26 Prozent der KlinikärztInnen verbringt, der Umfrage zufolge, mehr als drei Stunden pro Tag mit Verwaltungstätigkeiten, die über die rein ärztlichen Aufgaben hinausgehen. Ein Drittel schätzt den täglichen Zeitaufwand für administrative Tätigkeiten auf ein bis zwei Stunden (33 %) oder zwei bis drei Stunden (29 %).

    Zur Belastung kommt die Planungsunsicherheit. 38 % der angestellten ÄrztInnen haben einen befristeten Arbeitsvertrag. Besonders die jungen ÄrztInnen (84 %) in der Facharztweiterbildung sind mit befristeten Verträgen oft unter drei Jahren besonders belastet.

    Die Regelarbeitszeit beträgt für vollzeitbeschäftigte ÄrztInnen etwa 40 Stunden pro Woche. Aufgrund des Personalmangels gehören Überstunden und Zusatzdienste zum Alltag. Viele ÄrztInnen (40 %) sind 49 bis 59 Stunden pro Woche im Dienst, jede fünfte hat sogar eine durchschnittliche Wochenarbeitszeit von 60 bis 80 Stunden inklusive aller Dienste und Überstunden.

    Anmerkung der Redaktion: Damit unterscheidet sich die Belastung in der klinischen Arbeit der ÄrztInnen kaum von der der Hebammen, bei denen eine Abwanderung aus den Kliniken und aus ihrer primären Hebammentätigkeit mit all ihren dramatatischen Folgen schon länger beobachtet werden kann.

    (Monitor 2017 des Marburger Bundes, 6.7.2017)

    Rubrik: Politik & Gesellschaft

    Erscheinungsdatum: 14.08.2017