Langzeitstudie aus Norwegen

Migränegeplagte Schwangere verzichten unnötig auf Schmerzmittel

Schwangere verzichten bei Migräne manchmal auf eine sichere Schmerzlinderung, selbst wenn diese ärztlicherseits als unbedenklich verschrieben wurde. Dabei wird Migräne häufig von Übelkeit, Erbrechen und Lichtempfindlichkeit begleitet.

Einer norwegischen Langzeitstudie zufolge leidet eine von zehn Schwangeren an chronischer Migräne und jede dritte von ihnen verzichtet in der Schwangerschaft auf die helfenden Medikamente.

Die norwegischen Schwangeren reduzieren in der Regel ihren Medikamentenkonsum, unabhängig davon, ob sie an chronischer Migräne leiden oder nicht. Das belegt eine Befragung von Schwangeren zwischen 2008 und 2010 am Akerhus Universitätsklinikum in Oslo. Von 1.981 befragten Frauen litten 100 an Migräne in der Schwangerschaft, 48 von ihnen schwer. Im Jahr vor der Schwangerschaft waren es 262 Frauen.

Ein Drittel der Frauen mit Schmerzmitteleinnahme stoppt diese während der Schwangerschaft komplett. 60 Prozent der Frauen wechseln von Sumatriptan, dem üblichen Migränemittel, zu Paracetamol oder anderen Nicht-steroidalen Entzündungshemmern (NSAID), obwohl das Mittel für die Schwangerschaft als sicher angesehen wird.

Eine insuffiziente Schmerzbehandlung bedeutet für die Schwangeren allerdings, dass sie mit den Schmerzen leben müssen und dies wiederum ist nicht gut für die Ungeborenen, findet Gerd-Marie Eskerud Harris von der Universität Oslo, die ihre Doktorarbeit zu diesem Thema geschrieben hat.

„Migräne kann zu Erbrechen und Dehydration führen und die Übelkeit verhindert eine normale und gesunde Nahrungsaufnahme. Es gibt Studien, die darauf hinweisen, dass schwere Migräne-Attacken häufiger mit Hypertonie und Präeklampsie einhergehen. Die Vor- und Nachteile einer Migräne und ihrer Behandlung müssen sorgfältig gegeneinander abgewogen werden.“

Resümee: Frauen müssen in ihrer Schwangerschaft nicht durch Migräne geplagt werden. Frauen sollten mit ihren Hebammen und ÄrztInnen über die Medikation sprechen und sie nicht einfach absetzen. Wenn die Migräne-Anfälle nicht zu stark sind, kann auf Paracetamol ausgewichen werden, aber nach heutigem Stand der Forschung spricht auch nichts gegen die Anwendung von Sumatriptan.

 

(Eskerud Harris G-M: Patterns and predictors of analgesic use in pregnancy: a longitudinal drug utilization study with special focus on women with migraine. BMC Pregnancy and Childbirth (2017) 17: 224, 14. juli 2017. https://bmcpregnancychildbirth.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12884-017-1399-0 / siehe auch: https://www.embryotox.de/sumatriptan.html / DHZ)

Rubrik: Schwangerschaft

Erscheinungsdatum: 15.08.2017