Systematisches Review

Sport begünstigt Spontangeburten

  • Wenn gesunde Schangere drei bis vier Mal in der Woche 35 bis 90 Minuten Sport treiben, gebären sie öfter spontan.

  • Die zu frühe Geburt ist der Hauptgrund für Kindersterblichkeit in den USA. In der Vergangenheit wurde Schwangeren immer empfohlen, sich sportlich zurückzuhalten um Frühgeburten zu vermeiden. Sportliche Aktivitäten gehen mit der vermehrten Ausschüttung von Katecholaminen, speziell Norepinephrin einher, das die Uterus-Muskulatur stimuliert. Auf der anderen Seite schützen Mechanismen, wie die erhöhte Plazenta-Durchblutung wieder vor einer Frühgeburt. Also werden die Empfehlungen für Sport in der Schwangerschaft kontrovers diskutiert.

    Für diese Metaanalyse wurden die Datenbanken von MEDLINE, EMBASE, Web of Sciences, Scopus, ClinicalTrial.gov, OVID und Cochrane Library nach Studien bis einschließlich April 2016 durchsucht. Als Auswahlkriterien wurden nur Studien verwendet, bei denen die Schwangeren vor der 23. Schwangerschaftswoche randomisiert wurden, das heißt in Gruppen mit aerobem Training oder keinem Sport eingeteilt wurden. Die Teilnehmerinnen waren überwiegend normalgewichtige Frauen mit Einlingsschwangerschaften. Sie wiesen keine Erkrankungen auf, die gegen eine sportliche Betätigung sprachen. Das primär untersuchte Outcome war die Häufigkeit von Frühgeburten vor der 37+0 Schwangerschaftswoche. 2.059 Frauen konnten in die Metaanalyse eingeschlossen werden, 49,6 Prozent in die Trainingsgruppe und 50,4 Prozent in die Kontrollgruppe. Das aerobe Training nahm drei bis vier Mal pro Woche 35 bis 90 Minuten in Anspruch.

    Es zeigte sich am Ende kein Unterschied in der Häufigkeit der Frühgeburtlichkeit (4,5% vs. 4,4%) und ein vergleichbares Schwangerschaftsalter beider Gruppen bei der Geburt. Doch Frauen in der Trainingsgruppe gebaren signifikant häufiger spontan vaginal (73,6% vs. 67,5%, RR 1,09) und hatten ein geringeres Risiko für eine Sectio (17,9% vs. 22%, RR 0,82). Die Häufigkeit der vaginal-operativen Geburtsbeendigungen unterschied sich in beiden Gruppen jedoch nicht (12,9% vs. 16,5%, RR 0,78). Die Frauen in der Trainingsgruppe hatten signifikant seltener hypertonisch bedingte Erkrankungen (1,9% vs. 5,1%; RR 0,36) und seltener einen Diabetes (2,4% vs. 5,9%; RR 0,41) im Vergleich zu den Frauen aus der Kontrollgruppe.

    Das Geburtsgewicht unterschied sich in beiden Gruppen nicht und es zeigten sich auch keine Unterschiede in der Anzahl der hypotrophen Kinder (5,2% vs. 4,7%; RR 1,11).

    Zusammenfassend bedeutet das Ergebnis, dass ein 35- bis 90-minütiges Training drei bis vier Mal in der Woche von normalgewichtigen Frauen mit unkomplizierten Einlingsschwangerschaften weder ein erhöhtes Risiko für eine Frühgeburt noch für ein Small-for-date-Baby darstellt. Das Training ist im Gegenteil mit einer geringeren Rate an Sectiones und mit einer höheren Rate an Spontangeburten assoziiert und sollte daher empfohlen werden.

    (Di Mascio D et al.: Exercise during pregnancy in normal-weight women and risk of preterm birth: a systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. AJOG Juni 2016. http://www.ajog.org/article/S0002-9378(16)30344-1/abstract/DHZ)

    Rubrik: Schwangerschaft

    Erscheinungsdatum: 13.07.2016