Posttraumatische Belastungsstörung

Stress im Kreißsaal?

  • Unter GeburtshelferInnen sind Posttraumatische Belastungsstörungen nicht selten, vor allem nach kritischen Situationen im Kreißsaal.

  • Wirken sich schwerwiegende Geburtsverläufe nachhaltig auf die Gesundheit von Hebammen und GeburtsmedizinerInnen aus? Diese Frage wurde Anfang 2014 mittels eines Fragebogens unter den Mitgliedern des schwedischen Hebammenverbandes und der Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe erhoben. Als Erhebungsbogen diente der sogenannte Screen Questionnaire Posttraumatic Stress Disorder (SQ-PTSD) in seiner vierten Auflage.

    Als potenziell traumatisch wirkende Ereignisse wurden jene definiert, bei denen ein Kind verstarb oder schwer durch die Geburt verletzt wurde, außerdem wenn Mütter beinahe oder wirklich verstarben oder wenn andere Ereignisse wie Gewalt oder Bedrohung vorkamen. Die Antwortquote lag bei 47 Prozent der GeburtsmedizinerInnen (n=706) und bei 40 Prozent der Hebammen (n=1.459).

    85 Prozent der GeburtsmedizinerInnnen und 71 Prozent der Hebammen berichteten über mindestens ein traumatisches Erlebnis im Kreißsaal. 15 Prozent beider Berufsgruppen zeigten Symptome einer teilweisen Posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD), wobei 7 Prozent der GeburtsmedizinerInnen und 5 Prozent der Hebammen Symptome des Vollbildes einer PTSD zeigten.

    Wenn Schuldgefühle und das Gefühl fehlender Unterstützung von Freunden hinzu kamen, zeigte sich häufiger das Vollbild der PTSD. Hebammen und GeburtsmedizinerInnen mit den partiellen PTSD-Symptomen, entschlossen sich weitaus häufiger dazu, ihren Arbeitsplatz zu wechseln als jene ohne Symptomatik.

    Das bedeutet, dass ein nicht zu unterschätzender Teil der GeburtshelferInnen über Symptome berichtet, die auf eine mehr oder weniger ausgeprägte PTSD infolge eines begleiteten schwerwiegenden Geburtsverlaufes hinweisen. Die Unterstützung durch Supervision und regelmäßiges Belastbarkeitstraining könnten helfen, der Belastung und ihrer Konsequenzen für den beruflichen Werdegang vorzubeugen.

    (Wahlberg Å et al.: Post-traumatic stress symptoms in Swedish obstetricians and midwives after severe obstetric events: a cross-sectional retrospective survey. BJOG 2016; http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/1471-0528.14259/abstract/DHZ) 

    Rubrik: Medizin & Wissenschaft

    Erscheinungsdatum: 09.12.2016