Systematisches Review

Prämenstruelles Syndrom: Mönchspfeffer überschätzt?

  • Die Früchte des Mönchspfeffers, botanisch Vitex agnus castus, werden gegen Menstruationsbeschwerden eingesetzt. Sie als Goldstandard in der Behandlung zu empfehlen, ist wissenschaftlich nicht hinreichend untermauert.

  • Der sogenannte Mönchspfeffer, botanisch Vitex agnus castus, ist eine in der Frauenheilkunde häufig empfohlene Heilpflanze aus dem Mittelmeerraum gegen das prämenstruelle Syndrom (PMS). Wie gut wird er zur Behandlung des PMS von Frauen akzeptiert und wie effektiv hilft er?

    Um diese Fragen zu beantworten, wurden für ein systematisches Review aller bis Anfang 2016 auffindbaren Studien zusammengetragen. In die Auswertung wurden nur randomisierte Studien eingeschlossen, bei denen Mönchspfeffer zur Behandlung des prämenstruellen Syndroms oder prämenstrueller Beschwerden für mindestens zwei Zyklen eingesetzt wurde. 14 von 17 randomisierte Studien entsprachen den gewünschten Anforderungen. 13 von 14 Studien, die mit Placebo, Nahrungsergänzungsmitteln und pflanzlichen Produkten als Kontrollgruppe arbeiteten, wiesen einen positiven Effekt auf die Symptome des prämenstruellen Syndroms auf.

    Unglücklicherweise weisen die meisten Studien ein hohes Bias - eine das Ergebnis beeinflussende Erwartungshaltung - auf. Der gepoolte Effekt der placebokontrollierten Studien war groß, allerdings war die Heterogenität extrem hoch. Das heißt, der Unterschied innerhalb der Gruppe war größer als zwischen der Studien- und der Kontrollgruppe. Es war nicht möglich, einzelne Einflussfaktoren herauszurechnen, die diese Heterogenität erklären konnten.

    Fazit: Der positive Effekt stellt lediglich einen Beobachtungseffekt dar und die Wirksamkeit hinsichtlich des prämenstruellen Syndroms wird deutlich überbewertet. Es bedarf hochqualifizierter Studien mit angemessen großen Probandenzahlen, um den Effekt von Mönchspfeffer gegenüber seinen Placebos, Kontrazeptiva oder Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (Antidepressiva) zu belegen und als Goldstandard in der Behandlung anzuwenden.

    (Verkaik S et al.: The treatment of premenstrual syndrome with preparations of Vitex agnus castus: A systematic review and meta-analysis. AJOG 2017. http://www.ajog.org/article/S0002-9378(17)30319-8/abstract/DHZ

    Rubrik: Medizin & Wissenschaft

    Erscheinungsdatum: 13.03.2017