Die mobile Hebamme

Hebammen auf der ganzen Welt nehmen teils weite Wege in Kauf, um ihre Frauen zu versorgen. Auch in Europa mussten die Geburtshelferinnen früher teils lange und beschwerliche, im Winter nicht selten gefährliche Fußwege auf sich nehmen. Manche nisteten sich schon Tage vor dem Termin bei der Familie ein, um die Geburt des achten oder zehnten Kindes nicht zu verpassen, bedeutete dies doch nicht nur ein Risiko für die Mutter, sondern auch einen Verlust des dringend benötigten Einkommens.

Ich erinnere mich an die Berichte einer Landhebamme, die als erste in ihrem Dorf ein Moped besaß, um die Frauen rechtzeitig zur Geburt des Kindes zu erreichen. Hebammen waren auch oft die ersten, die ein Auto besaßen, so dass sie mehr Materialien wie einen Geburtshocker und Notfall-Utensilien mitnehmen konnten.

Hebammen gehörten auch zu den ersten, die einen großen Wagen mit Allradantrieb bestellten, um bei jeder Jahreszeit auf jeden Berg hinauf zu kommen. Das Auto erweiterte den Radius, um die Schwangeren, Gebärenden und Wöchnerinnen der Region zu versorgen.

Wenige Kolleginnen in der Stadt verlegten sich aufs Fahrrad, das nicht nur ebenso schnell, sondern für die eigene Fitness deutlich besser ist. Um zur Hausgeburt zu kommen, braucht es dann aber doch eher das Auto oder ein Taxi.

Auch angestellte Hebammen nehmen meist den PKW, um zum Dienst zu kommen, denn die wenigsten wohnen in Fuß- oder Fahrradnähe oder haben durchgehend einen öffentlichen Verkehrsanschluss. Die Heimfahrt nach dem Nachtdienst kann gefährlich werden – ein Sekundenschlaf kann einen schweren Unfall zur Folge haben.

Denkt eigentlich eine:r der Politiker:innen daran, wenn sie die Schließung aller kleinen Häuser vorantreiben und erwarten, dass die verbliebenen Hebammen immer noch weitere Wege zur Arbeit auf sich nehmen müssen?

Rubrik: Immer in der DHZ | DHZ 03/2023

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