Akupunktur gegen Stressinkontinenz?
Eine Stressinkontinenz beschreibt den unwillkürlichen Verlust von Urin bei Niesen, Husten oder körperlicher Anstrengung. Daher stellt eine Stressinkontinenz ein großes Problem für betroffene Frauen dar und kann deren Lebensqualität, vor allem nach vorausgehenden Schwangerschaften und Geburten, negativ beeinflussen. Verschiedene Behandlungsformen wie beispielsweise ein Training der Beckenbodenmuskulatur, operative Maßnahmen oder alternative Behandlungsmethoden stehen betroffenen Frauen zur Verfügung, die Evidenzlage ist jedoch zum Teil unklar. In China wird häufig Akupunktur angewendet, um eine Stressinkontinenz zu behandeln.
In diesem Zusammenhang wurde kürzlich eine systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse durchgeführt, um den Effekt und die Sicherheit einer Akupunkturbehandlung bei Stressinkontinenz umfassend zu untersuchen. Das Ziel bestand darin, die Sicherheit und Effektivität einer Akupunkturbehandlung im Vergleich oder ergänzend zu alternativen Behandlungsmethoden wie beispielsweise einem Beckenbodentraining zu evaluieren. Durchgeführt wurde eine umfassende Literaturrecherche in mehreren Datenbanken. Eingeschlossen wurden 31 randomisiert-kontrollierte Studien (n=2.885 Frauen). Untersucht wurden die Akupunkturpunkte: Zhongliao (BL33), Huiyang (BL35), Shenshu (BL23) und Sanyinjiao (SP6).
Die Ergebnisse zeigten nach einer Akupunkturbehandlung keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse bei den untersuchten Frauen. Aufgezeigt wurde, dass ein Beckenbodentraining in Kombination mit einer Akupunkturbehandlung signifikant bessere Ergebnisse hinsichtlich geringerer Inkontinenzsymptome und einem geringeren Urinverlust zeigten als ein Training der Beckenbodenmuskulatur ohne ergänzende Akupunktur. Nach einer Akupunkturbehandlung zeigten sich, im Vergleich zu Plazebobehandlungen, bessere Ergebnisse im »Incontinence Questionnaire Short Form«.
Die Autor:innen fassen zusammen: Eine Akupunkturbehandlung bei Stressinkontinenz kann als sichere Behandlungsmethode eingestuft werden, weil keine signifikanten unerwünschten Nebenwirkungen beschrieben wurden. Allerdings kann die Effektivität nicht sicher beurteilt werden, weil die eingeschlossenen Studien eine niedrige Qualität haben, was zur Verzerrung der Ergebnisse geführt haben könnte. Daher sollten weitere Studien durchgeführt werden, um die Effektivität beurteilen zu können.
Quelle: Zhang, J., Ma, Z., Shi, J., Shen, W., Wie, J., Han, M. (2024). Effectiveness and safety of acupuncture for the treatment of stress urinary incontinence: A systematic review and meta-analysis. European Journal of Integrative Medicine. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1876382024000866 ∙ DHZ