Senkung der Sectiorate

Erhebliches Sparpotenzial!

  • Schon eine geringe Senkung der Sectiorate könnte zu einem enormen Einsparpotenzial im Gesundheitswesen führen.

  • In Europa sind die Sectioraten in den vergangenen beiden Jahrzehnten signifikant gestiegen. Diese Veränderungen im Geburtsmodus gehen nicht nur mit klinischen Fragen einher, sondern haben ökonomische Auswirkungen auf das ganze Gesundheitssystem. So scheint es schwierig, die Sectiorate kurzfristig zu senken, da Frauen nach einem Kaiserschnitt häufiger erneut eine Sectio bei einer Folgeschwangerschaft erleben. Das Ziel einer Studie lag darin, Auswirkungen der Senkung der Kaiserschnittrate bei erstgebärenden Frauen zu evaluieren. Es ging auch darum zu evaluieren, was eine höhere Rate von Frauen, die nach einer Kaiserschnittgeburt spontan gebären, unter ökonomischen Aspekten bedeutet.

    Hierzu wurde ein „Decision Analysis Modelling“ angewendet, um den monetären Wert einer möglichen Änderung zu berechnen. Es wurde ausgerechnet, welches Einsparpotenzial damit einhergehen würde, dass weniger Sectiones durchgeführt werden. Zwei öffentliche Gesundheitssysteme wurden eingeschlossen. Zugrundegelegt wurden die Diagnosis Related Groups (DRGs) aus Irland und England/Wales. Eingeschlossen wurden Frauen im Alter von 18 bis 44 Jahren.

    Die Daten zeigen auf, dass eine Senkung der Sectiorate von beispielsweise fünf Prozentpunkten bei Erstgebärenden und Mehrgebärenden nach einem vorausgehenden Kaiserschnitt zu erheblichen Kosteneinsparungen für das Gesundheitssystem führen würde. So könnten jährlich 1,1 Millionen Euro in Irland und England/Wales eingespart werden.

    Berechnet man ausgehend von den Europeristat-Daten ein „Best-Case-Szenario“, indem die „günstigsten“ europaweit erreichten Faktoren eingerechnet werden würde das zu einer Kostenersparnis von 3.538.152 Euro und 23.030.672 Pfund in England/Wales führen. Laut Europeristat hat Island die europaweit geringste Sectiorate bei Erstgebärenden in Höhe von 18,3 %; Finnland hat die europaweit höchste VBAC-Rate, die Rate vaginaler Geburten nach Sectio, bei Mehrgebärenden in Höhe von 55,4 %.

    Die AutorInnen schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass ein enormes gesundheitspolitisches Einsparungspotenzial in einer Senkung der Sectiorate liege. Hierbei würde schon eine geringe Senkung der Sectiorate zu erheblichem Einsparpotenzial führen. Das Potenzial ist am höchsten bei erstgebärenden Frauen, da gleichzeitig Folgekosten eines erneuten Kaiserschnittes bei Folgeschwangerschaften vermieden werden können.

    Moran PS, Normand C, Gillen P et al.: Economic implications of reducing caesarean section rates - Analysis of two health systems. PLoS One 2020.15(7): e0228309. https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0228309 DHZ

    Rubrik: Geburt

    Erscheinungsdatum: 07.09.2020