BLOSSoM-Studie aus Italien

Erhöhtes Burnout-Risiko bei Hebammen nach Begleitung verwaister Eltern

  • Hebammen sind nach der Begleitung von Eltern nach einer Totgeburt einem höheren Risiko für Burnout ausgesetzt.

  • Jährlich versterben Kinder während der Schwangerschaft und unter der Geburt. Die respektvolle Begleitung von Eltern nach einer Totgeburt spielt eine entscheidende Rolle im Trauerprozess und wird häufig von Hebammen geleistet. Sie erfordert dabei oft einen hohen persönlichen Einsatz der begleitenden Hebamme und kann mit seelischen Belastungen für sie einhergehen. In Italien wurde in diesem Zusammenhang eine Studie zu psychologischen Auswirkungen der Trauerbegleitung von Eltern nach einer Totgeburt auf die Berufsgruppe der Hebammen durchgeführt. Das Ziel der sogenannten BLOSSoM-Studie (Burnout after perinatal LOSS in Midwifery) lag darin, das Burnout-Risiko unter Hebammen nach der Begleitung von Frauen zu untersuchen, die den Verlust eines Kindes in Form einer Totgeburt erlebt hatten.

    Durchgeführt wurde eine webbasierte cross-sektionale Studie unter Anwendung eines soziodemografischen Fragebogens, einer Umfrage zu Leitlinienwissen hinsichtlich der Begleitung verwaister Eltern nach einer Totgeburt und zwei psychometrischen Tests, dem Maslach Burnout Inventory (MBI) und dem Impact of Event Scale-Revised (IES-R). Eingeschlossen wurden 445 Hebammen mit einem durchschnittlichen Alter von 35,1 Jahren und einer durchschnittlichen Berufserfahrung von 11,2 Jahren.

    Die Ergebnisse zeigen auf, dass die meisten Hebammen über ein solides Grundlagenwissen aktueller Leitlinien zum Themenkomplex verfügten. Es wurde eine emotionale Erschöpfung mit mittleren bis hohen Burnout-Werten bei 15,9 % (n=65) der Hebammen festgestellt. Hierbei wurde »Das Überbringen der Todesnachricht« als schwierigste und die »Begleitung bei der Kontaktaufnahme mit dem toten Kind« als zweitschwierigste Herausforderung erlebt. Ungefähr ein Viertel der befragten Hebammen (24,5 %, n=109) zeigten hohe IES-R Werte und somit Hinweise auf die Auswirkungen ihrer Tätigkeit in Form einer posttraumatischen Belastungsstörung.

    Interessanterweise wurden keine Zusammenhänge zwischen der Anzahl der begleiteten Eltern und dem Burnout-Level der betroffenen Hebammen festgestellt. Jedoch waren ältere Hebammen und solche mit größerer Berufserfahrung seltener betroffen. Fast alle Hebammen sprachen sich für Weiterbildungsmaßnahmen und Unterstützung aus (94,6 %, n=420), obwohl ein Drittel der Hebammen (33,4 %, n=149) bereits über eine spezielle Weiterbildung zur Begleitung verwaister Eltern nach einer Totgeburt verfügten.

    Die AutorInnen schlussfolgern aus den Ergebnissen der BLOSSoM-Studie, dass Hebammen einem erhöhten Burnout-Risiko nach der Begleitung von Frauen nach einer Totgeburt ausgesetzt sind. Sie empfehlen weitere Forschung sowie die protektive Wirkung von Fort- und Weiterbildungen zum Thema zu nutzen, bevor ein Burnout auftritt.

    Quelle: Ravaldi C et al.: The BLOSSoM study: Burnout after perinatal LOSS in Midwifery. Results of a nation-wide investigation in Italy. Women Birth 2021. http://dx.doi.org/10.1016/j.wombi.2021.01.003 DHZ

     

    Rubrik: Beruf und Praxis

    Erscheinungsdatum: 10.02.2021