Kritische Reflexion im »Ockenden-Report«

Erkenntnisse zu geburtshilflichen Komplikationen an zwei britischen Krankenhäusern zügig umsetzen!

  • Enthalten ist im sogenannten »Ockenden-Report« auch der zentrale Hinweis, Müttern und ihren Familien bezüglich ihrer Probleme besser zuzuhören.

  • Im Jahr 2017 kam es gehäuft zu mütterlichen und kindlichen Todesfällen sowie schweren mütterlichen und kindlichen Komplikationen an zwei britischen Krankenhäusern in Shrewsbury und Telford. Da diese dem staatlichen Gesundheitssystem in Großbritannien, dem National Health Service (NHS), unterstehen, ordnete der NHS eine Untersuchung der Vorfälle an. Im daraus entstandenen sogenannten Ockenden-Report wurden alle schweren mütterlichen und kindlichen Komplikationen der beiden betroffenen Krankenhäuser zwischen 2000 und 2019 evaluiert. Berücksichtigt wurden Totgeburten, neonatale Sterbefälle, mütterliche Todesfälle, hypoxische Komplikationen (Grad 2 und Grad 3) sowie weitere schwere mütterliche und kindliche Komplikationen. Die vorliegende Teilveröffentlichung berücksichtigt 250 Fälle. Der vollständige Datensatz umfasst 1.862 Fälle, die im Jahr 2021 abschließend untersucht werden sollen. Die komplette Auswertung wurde bislang aufgrund der Anforderungen der Covid-19-Pandemie an das britische Gesundheitssystem verhindert.

    Der Ockenden-Bericht enthält somit keine endgültigen Ergebnisse, sondern Empfehlungen für sofortige und wesentliche Maßnahmen, die aus der unabhängigen Überprüfung der 250 eingeschlossenen Fälle stammen. Diese Empfehlungen für die Bereiche Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett umfassen, dass die Sicherheit in geburtshilflichen Einheiten durch eine zunehmende Zusammenarbeit zwischen dem Gesundheitssystem und den lokalen Netzwerken gestärkt werden soll. Zudem enthalten ist die wesentliche Empfehlung, Frauen und deren Familien in Bezug auf deren Bedürfnisse und Probleme besser zuzuhören.

    Hebammen, GeburtshelferInnen und das erweiterte geburtshilfliche Team sollten gemeinsam an Fortbildungen teilnehmen, um zu einer effektiven, multidisziplinären Zusammenarbeit zu gelangen und diese zu stärken. Komplexe Situationen während der Schwangerschaft sollten erkannt und einem Spezialisten zugewiesen werden, der die Betreuung übernimmt. Zudem sollte über den gesamten Schwangerschaftsverlauf eine Risikoeinschätzung der betreuten Frauen erfolgen, in der die Entscheidung des Geburtsorts in Bezug auf den zugrundeliegenden Schwangerschaftsverlauf festgelegt wird. Die Überwachung des kindlichen Wohlbefindens sollte durch eine erfahrene Hebamme und einen solchen Geburtshelfer erfolgen. Frauen sollten eine informierte Entscheidung treffen können, welche auch die Wahl zu einem Kaiserschnitt beinhaltet.

    Die Autorin empfiehlt, diese ersten Empfehlungen des Ockenden-Berichts für sofortige und wesentliche Maßnahmen in allen geburtshilflichen Abteilungen in England zu überprüfen. Sie empfiehlt weiter, ehrgeizige Pläne zu entwickeln, die wesentlichen Empfehlungen des Berichts zeitnah umzusetzen.

    Quelle: Ockenden D: Ockenden Report: Emerging findings and recommendations from the independent review of maternity services at the Shrewsbury and Telford Hospital NHS Trust. HC 1081. Ordered by the House of Commons to be printed on 10 December 2020. NHS 2020. https://assets.publishing.service.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/943011/Independent_review_of_maternity_services_at_Shrewsbury_and_Telford_Hospital_NHS_Trust.pdf DHZ

     

    Rubrik: Geburt

    Erscheinungsdatum: 12.01.2021