Covid-19

Fachgesellschaften fordern Impfung von Schwangeren und Stillenden

  • Schwangere und Stillende sollten auch in Deutschland gegen Covid-19 geimpft werden, fordert eine Gruppe von gynäkologischen und reproduktionsmedizinischen Fachverbänden.

  • Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut (RKI) hatte sich zuletzt im April gegen eine generelle Impfung von Schwangeren ausgesprochen. Begründet wurde dies mit den fehlenden Studiendaten. In anderen Ländern haben sich die Gesundheitsbehörden dagegen für eine allgemeine und sogar bevorzugte Impfung von Schwangeren ausgesprochen. Dazu gehören neben den USA auch Großbritannien, Israel und Belgien.
    Die dortigen Behörden begründen dies mit den schwereren Verläufen von Covid-19 in der Schwangerschaft. Die US-Centers for Disease Control and Prevention (CDC) hatten in einer früheren Studie darauf hingewiesen, dass Schwangere im Fall einer Erkrankung dreimal häufiger auf der Intensivstation behandelt oder beatmet werden und auch das Sterberisiko um 70 % erhöht ist.

    Zu ähnlichen Ergebnissen ist das deutsche CRONOS-Register gekommen, in dem bis zum April 2021 bereits 1.905 Sars-CoV-2-positive Schwangerschaften dokumentiert wurden. Nach einer noch nicht publizierten Auswertung wurde bei einer von 25 Schwangeren eine intensivmedizinische Behandlung erforderlich.

    Vor diesem Hintergrund fordert eine Gruppe von elf gynäkologischen und reproduktionsmedizinischen Fachverbänden ein Umdenken. Aus Sicht des Teams um Janine Zöllkau von der Universität Jena gibt es zumindest für die mRNA-basierten Impfstoffe ausreichende Belege für die Sicherheit in der Schwangerschaft. Sie verweist auf eine Analyse des »V-safe Pregnancy Registers«, das in den USA bis zum 26. April 4.711 Schwangere nach einer Impfung mit einer mRNA-Vakzine beobachtet hatte. Laut Zöllkau wurden keine Hinweise für vermehrte Komplikationen (Fehlgeburt, Totgeburt, Frühgeburt, fetale Wachstumseinschränkung, Fehlbildungen, neonatales Versterben) gefunden. Auch in anderen Studien seien keine Anzeichen für ein erhöhtes Morbiditäts- oder Mortalitätsrisiko für Schwangere oder Feten gefunden worden. Nach derzeitigem Kenntnisstand gebe es auch keine Unterschiede im Nebenwirkungsprofil im Vergleich zu Nichtschwangeren.

    Die durch Impfimmunisierung gebildeten und transplazentar übertragenen mütterlichen Antikörper könnten sogar einen potenziellen Infektionsschutz für das Neugeborene bewirken, heißt es in der gemeinsamen Empfehlung der Fachverbände.

    Wie das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) betonte, versorgen die IntensivmedizinerInnen dort zunehmend an Covid-19 erkrankte Schwangere. Allein in den vergangenen zwei Wochen habe es fünf solcher Fälle gegeben, sagte der Direktor der Klinik für Intensivmedizin am UKE, Stefan Kluge. Die aktuelle Häufung hat nach seiner Einschätzung auch damit zu tun, dass die Frauen wegen der UKE-Expertise aus anderen Häusern dorthin verlegt werden. Allerdings habe es am UKE im gesamten Jahr 2020 nur einen solchen Fall gegeben, in den ersten Monaten 2021 schon sieben.
    »Wir sehen diese Fälle nun häufiger, das ist ein neues Phänomen«, sagte Kluge. Das liege auch an der Variante B.1.1.7, die deutlich ansteckender ist und im Verdacht steht, schwerere Krankheitsverläufe zu verursachen.

    »Deutschlandweit haben wir mittlerweile viel mehr Infektionen bei Jüngeren unter 50 Jahren, auch bei Kindern.« Frauen im gebärfähigen Alter scheinen nun also eher vom Virus erreicht zu werden. Die betroffenen Patientinnen seien Frauen um die 30, die im Regelfall keinerlei Vorerkrankungen hätten. »Diese Frauen stehen mitten im Leben. Für die behandelnden Teams sind diese Fälle sehr belastend«, sagte Kluge.

    Quelle: aerzteblatt.de, 3.5.2020 DHZ

    Rubrik: Schwangerschaft

    Erscheinungsdatum: 04.05.2021