Querschnittsstudie aus Portugal

Geburtsangst erkennen

  • Eine genaue Anamnese bezüglich Ängsten vor der Geburt ist wichtig, um negative Auswirkungen auf die Schwangerschaft und Geburt zu verhindern.

  • Ängste vor der Geburt können Entscheidungen in Zusammenhang mit der Geburt und die Wahrnehmung der Schwangerschaft beeinflussen. Sie haben daher eine große Bedeutung für die Betreuung schwangerer Frauen, da sie zu einer Klärung vieler Fragen beitragen können, wenn sie thematisiert werden. Offene Fragen zu diesem Themenkomplex umfassen: Wie häufig kommt es zu Ängsten vor der Geburt? Gibt es Faktoren, die das Risiko erhöhen, Angst vor der Geburt zu entwickeln?

    Das Ziel einer portugiesischen Studie lag darin, die Prävalenz der Angst vor der Geburt zu erheben sowie Faktoren zu evaluieren, mit denen auftretende Angststörungen assoziiert sind.

    Durchgeführt wurde eine onlinebasierte Querschnittsstudie unter schwangeren portugiesischen Frauen (n=669) zwischen Juni und Oktober 2019. Die Frauen waren 20 Jahre oder älter, wurden anhand einer Convenience Stichprobe ermittelt und füllten eine europäisch-portugiesische Version des Wijma-Fragebogens zur Geburtserwartung (WDEQ-A) aus.

    Große Angst vor der Geburt zeigte sich bei 10 % der befragten Frauen (n=67). Mehrgebärenden Frauen waren häufiger betroffen: 30,9 % (n=207) der Frauen mit einer oder mehr vorausgehenden Geburten hatten große Angst vor der Geburt. Dies war bei 11,2 % (n=52) der erstgebärenden Frauen der Fall. Frauen mit niedrigem Bildungsniveau, negativen früheren Geburtserfahrungen und ledige oder geschiedene Frauen waren signifikant häufiger betroffen.  Eine Single- oder Scheidungsbeziehung sowie eine negative Geburtserfahrung zeigten sich als prädiktive Variablen für schwere Angststörungen vor der Geburt. Frauen mit höherem Bildungsniveau, verheiratete oder mit einem Partner zusammenlebende Frauen nach einer positiven Geburtserfahrung hatten signifikant seltener Angst vor der Geburt.

    Die Autor:innen schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass der Familienstand und die Wahrnehmung früherer Geburtserfahrungen nützliche Variablen sein können, um eine schwere Angststörung vor der Geburt vorherzusagen. Diese Ergebnisse werden als klinisch relevant für die Hebammenbetreuung eingeschätzt, weil sie im Sinne einer Früherkennung von ängstlichen Schwangeren genutzt werden können.

    Ängste können erkannt und angesprochen werden, bevor diese weitere negative Auswirkungen auf die Schwangerschaft oder Geburt als Konsequenz haben.

    Quelle: do Souto, S., Prata, A. P., de Albuquerque, R. S., & Almeida, S. (2022). Prevalence and predictive factors for fear of childbirth in pregnant Portuguese women: A cross-sectional study. Sexual & reproductive healthcare: official journal of the Swedish Association of Midwives, 31, 100687. https://doi.org/10.1016/j.srhc.2021.100687 ∙ DHZ

     

     

    Rubrik: Schwangerschaft

    Erscheinungsdatum: 08.11.2022