Pflastertherapie bei Erdnussallergie

Frühzeitige Exposition vielversprechend

  • Bislang existiert keine evidenzbasierte Therapie für Kinder unter vier Jahren, die auf Erdnüsse allergisch reagieren. Eine Immunisierungstherapie mittels Pflaster könnte aber hilfreich sein.

  • Eine Erdnussallergie ist für betroffene Kleinkinder gefährlich und für Eltern belastend, weil ein anaphylaktischer Schock auftreten und das Kind gefährden kann. Bislang existiert keine evidenzbasierte Therapie für Kinder unter vier Jahren, die auf Erdnüsse allergisch reagieren. Da sowohl die Effektivität als auch die Sicherheit einer Expositionstherapie mit dem Erdnussallergen in Form eines Pflasters unbekannt waren, hat sich diesem Themenkomplex ein US-amerikanisches Forscher:innenteam rund um den Matthew Greenhawt gestellt. Die Ergebnisse wurden kürzlich im New England Journal of Medicine publiziert.

    Durchgeführt wurde eine multizentrische Studie unter ein- bis dreijährigen Kindern (n=362) mit diagnostizierter Erdnunssallergie. Die Studie war doppelt verblindet, randomisiert und wurde placebo-kontrolliert. Sie wurde in acht Ländern zwischen 2017 und 2022 an 51 Standorten durchgeführt.

    Die Kinder der Studiengruppe wurden über die Dauer eines Jahres dem Erdnusswirkstoff in Form einer Pflastertherapie ausgesetzt. Hierbei wurde täglich ein Pflaster angewendet, das mit dem Erdnussallergen beschichte war, welches anschließend über die Haut des Kindes aufgenommen wurde.

    Die Kontrollgruppe erhielt eine Pflastertherapie ohne das Erdnuss-Allergen. Vor der Pflastertherapie wurde zu Beginn der Studie die erforderliche Konzentration des Erdnussproteins gemessen, die zur Auslösung der allergischen Reaktion führte. Nach Abschluss des Studienjahres wurde diese Konzentration erneut appliziert und die Reaktion des Kindes untersucht.

    Das Studienziel wurde in Abhängigkeit zur initial auslösenden Dosis einer allergischen Reaktion formuliert: Reagierten die Kinder zu Beginn der Studie auf mehr als 10 mg Erdnussprotein allergisch, bestand das Ziel der Studie darin, die auslösende Dosis auf 1.000 mg anzuheben. Reagierten die Kinder zu Beginn der Studie bereits auf weniger als 10 mg Erdnussprotein allergisch, umfasste das Ziel, die auslösende Dosis auf 300 mg zu erhöhen.

    84,8 % der Kinder beendeten die Studie. 67 % der Kinder der Studiengruppe erreichten das Studienziel, wohingegen das Studienziel nur bei 33,5 % der Kinder in der Kontrollgruppe beobachtet wurde. Die Autor:innen erklären das Erreichen des Studienziels bei Kindern der Kontrollgruppe darüber, dass sich die Erdnussallergie auch von alleine verwachsen kann. Die Reaktionsschwelle konnte in der Studiengruppe am Ende der Studie durchschnittlich um 900 mg Erdnussprotein als auslösende Dosis angehoben werden. In der Kontrollgruppe war kein Anstieg der Reaktionsschwelle messbar.

    Schwere Gegenreaktionen wurden in 8,6 % der Kinder der Studiengruppe und 2,5 % der Kinder der Kontrollgruppe beobachtet. Ein anaphylaktischer Schock trat bei 7,8 % der Kinder der Studiengruppe und 3,4 % der Kinder der Kontrollgruppe auf. Ein studienbedingter anaphylaktischer Schock trat bei 1,6 % der Kinder der Studiengruppe und keinem Kind der Kontrollgruppe auf.

    Die Autor:innen schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass eine Pflaster-Expositionstherapie mit einem Erdnussprotein bei ein- bis dreijährigen Kindern mit Erdnussallergie dem abwartenden Vorgehen überlegen ist: Die Wahrscheinlichkeit einer Desensibilisierung sei höher.

    Greenhawt, M., Sindher, S. B., Wang, J., O'Sullivan, M., du Toit, G., … Burks, A. W. (2023). Phase 3 Trial of Epicutaneous Immunotherapy in Toddlers with Peanut Allergy. The New England journal of medicine, 388(19), 1755–1766. https://doi.org/10.1056/NEJMoa2212895 DHZ

    Rubrik: 1. Lebensjahr

    Erscheinungsdatum: 05.06.2023