Systematische Übersichtsarbeit

Drehung aus hinterer Hinterhauptslage durch Positionswechsel der Mutter?

  • Die Spontandrehung eines Kindes aus einer hinteren in eine vordere Hinterhauptslage könnte durch die Positionsänderung der Mutter erleichtert werden.

  • Die meisten Kinder werden aus einer vorderen Hinterhauptslage heraus geboren. Die hintere Hinterhauptslage zählt zu möglichen Fehleinstellungen während der Geburt und kann mit protrahierten Geburtsverläufen einhergehen. Wird eine hintere Hinterhauptslage während der Geburt diagnostiziert, können aufrechte Gebärhaltungen und Bewegung dazu führen, dass sich die hintere Hinterhauptslage in eine vordere Hinterhauptslage dreht und somit der Geburtsverlauf positiv beeinflusst werden kann.

    Zu den Auswirkungen verschiedener mütterlicher Gebärhaltungen wurde eine systematische Übersichtsarbeit durchgeführt, bei der Gebärhaltungen miteinander verglichen wurden, die sich im Winkel der angewinkelten Oberschenkel unterschieden. Die Studiengruppe bestand aus Gebärenden, die eine Gebärhaltung mit einem Wirbelsäule-Femur-Winkel von >/= 90 Grad einnahmen. Gebärende der Kontrollgruppe nahmen eine Gebärhaltung mit einem geringeren Winkel zwischen Wirbelsäule und Oberschenkelhalsknochen ein.

    Die untersuchten Positionen der Studiengruppe bestanden aus einem Vierfüßlerstand oder einer lateralen Position mit angezogenen Oberschenkeln. Berücksichtigt wurden Studien, die zwischen 1947 und 2019 publiziert wurden. Die Studienqualität der Meta-Analyse wurden durch zwei Forschungsteams beurteilt. Eingeschlossen wurden daraus sieben randomisiert-kontrollierte Studien (n=1.422), die zwischen 2005 und 2018 veröffentlicht wurden. Davon untersuchten drei Studien die Unterschiede zwischen Outcome-Parametern in Bezug auf Vierfüßlerstand und Rückenlage, drei Studien zwischen Seitenlage und Rückenlage sowie eine Studie die Auswirkungen verschiedener aufrechter Gebärhaltungen zu verschiedenen Zeitpunkten des tiefertretenden Köpfchens während der Geburt im Vergleich zu einer Rückenlage.

    Die Ergebnisse der durchgeführten systematischen Übersichtsarbeit zeigten auf, dass sich die Rate spontaner Drehungen nach durchgeführter Positionsänderung erhöhte, jedoch keine statistische Signifikanz aufwiesen. In diesem Zusammenhang wurde auf die Heterogenität der eingeschlossenen Studien hingewiesen. Die Rate spontaner Vaginalgeburten, instrumenteller Geburten und Geburten per Kaiserschnitt war nicht signifikant erhöht. Die Dauer der Wehen während der Eröffnungsphase wurde signifikant verkürzt, nachdem eine Positionsänderung der Gebärenden erfolgte, jedoch konnte dieser Effekt für den Gebärzeitraum der Austrittsphase nicht aufgezeigt werden.

    Die Autor:innen schlussfolgern, dass kein signifikanter Zusammenhang zwischen einer mütterlichen Positionsänderungen mit gebeugten Oberschenkeln und der anschließenden Rotation eines Kindes aus einer hinteren in eine vordere Hinterhauptslage besteht. Jedoch geben sie zu bedenken, dass die Spontandrehung eines Kindes aus einer hinteren in eine vordere Hinterhauptslage durch die Positionsänderung der Mutter erleichtert werden könnte, welche ohne eine Positionsänderung nicht erfolgt und in einer hinteren Hinterhauptslage verharrt wäre.

    Quelle: Lee N, Munro V, Oliver K, Flynn J: Maternal positioning with flexed thighs to correct foetal occipito-posterior position in labour: A systematic review and meta-analysis. Midwifery 2021. 99, 103008. doi: https://doi.org/10.1016/j.midw.2021.103008 ∙ DHZ

    Rubrik: Geburt

    Erscheinungsdatum: 21.12.2021