Multinationale Studie

Unterschiedliche Dosierungen beim Oxytocin

  • Synthetisches Oxytocin wird seit über 70 Jahren geburtshilflich angewendet – dennoch unterscheiden sich die Dosierungen in den verschiedenen Ländern stark voneinander.

  • Obwohl synthetisches Oxytocin bereits seit über 70 Jahren geburtshilflich angewendet wird, fehlen bislang belastbare Daten zur Anwendung und zu Empfehlungen. Das Ziel einer multinationalen Studie bestand darin, nationale, regionale und/oder lokale Dosierungsschemata zur intravenösen Gabe von synthetischem Oxytocin während der Geburt zu vergleichen. Verschiedene Fragestellungen wurden bearbeitet, beispielsweise wie viele Internationale Einheiten Oxytocin (International Unit = IU) durchschnittlich über einen Zeitraum von acht Stunden während des Geburtsverlaufs verwendet wurden oder mit welcher Dosierung durchschnittlich gearbeitet wurde.

    In die erste Auswahl wurden 21 Dosierungsschemata aus 12 Ländern (11 europäische Länder und Südafrika) eingeschlossen. Zunächst wurden die erhobenen Daten zur Dosierung, Menge, Anfangskonzentration und maximal verwendeten Konzentration so umgerechnet, dass sie für 1.000 ml Trägerflüssigkeit Gültigkeit hatten, um darüber vergleichbare Daten zu gewinnen. Dies war bei 16 Dosierungsschemata möglich, die anschließend im Rahmen dieser Studie weiter evaluiert wurden.

    Die Evaluation der Ergebnisse zeigte große Variationen bei geburtshilflichen Vorgehensweisen zur Gabe von synthetischem Oxytocin während der Geburt. So wurden Anfangskonzentrationen verwendet, die zwischen 0,06 IU pro Stunde und 0,90 IU pro Stunde lagen. Die maximale Konzentration lag zwischen 0,90 IU pro Stunde und 3,6 IU pro Stunde. Die Gesamtmenge an verwendetem Oxytocin lag zwischen 2,38 bis 27 IU über einen Zeitraum von 8 Stunden. Dies entspricht einem über elffachen Unterschied.

    Die AutorInnen schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass die großen Variationen in Bezug auf die Unterstützung und Einleitung einer Geburt mit synthetischem Oxytocin unerklärlich sind. Sie sehen die Notwendigkeit, die Ergebnisse im Hinblick auf eine mögliche Überdosierung kritisch zu hinterfragen, da die Gabe von künstlichem Oxytocin während der Geburt mit gefährlichen Nebenwirkungen für Mutter und Kind einhergehen kann.

    Quelle: Daly D, Minnie KCS, Blignaut A et al.: How much synthetic oxytocin is infused during labour? A review and analysis of regimens used in 12 countries. PLoS One 2020. 15(7): e0227941.DOI: https://doi.org/10.1371/journal.pone.0227941 DHZ

    Rubrik: Geburt

    Erscheinungsdatum: 26.08.2020