Querschnittsstudie aus Polen

Ist das Risiko für eine postpartale Depression nach einer Sectio erhöht?

  • Ein Kaiserschnitt stellt einen Risikofaktor für die Entwicklung einer postpartalen Symptomatik dar.

  • Ungefähr 10 bis 20 % aller Frauen sind von einer postpartalen Depression betroffen, die innerhalb des ersten Lebensjahres des Kindes beginnt und mehrere Monate andauern kann. Die Symptome können individuell unterschiedlich sein und beispielsweise Antriebslosigkeit, Traurigkeit, Müdigkeit oder veränderten Lebens- und Schlafgewohnheiten umfassen.

    Das Ziel einer polnischen Studie lag darin, frühe Anzeichen einer postpartalen Depression unter Frauen nach einer vaginalen Geburt und einem Kaiserschnitt zu untersuchen. Evaluiert wurden in Bezug auf den Geburtsmodus das Schmerzempfinden unter und nach der Geburt des Kindes sowie mögliche Zusammenhänge zwischen dem Schmerzempfinden und der Entwicklung einer depressiven Symptomatik.

    Durchgeführt wurde eine Querschnittsstudie unter 224 Frauen im frühen Wochenbett nach einer primären oder sekundären Sectio beziehungsweise einer spontanen Geburt, die in einem polnischen Krankenhaus zwischen Juni 2019 und Januar 2020 stattfand. Die Edinburgh Postnatal Depression Scale (EPDS) wurde angewendet, um die depressive Symptomatik, die Numerical Rating Scale (NRS), um das Schmerzempfinden im Wochenbett zu evaluieren.

    Ungefähr ein Drittel der eingeschlossenen Frauen hatte eine spontane Geburt (33 %) und zwei Drittel eine Entbindung per Sectio, wobei mehr primäre Sectiones (57,3 %) als sekundäre Sectiones (42,7 %) berücksichtigt wurden. Klinisch signifikante Anzeichen einer postpartalen Depression lagen bei 12,2 % aller Frauen nach einer Spontangeburt, bei 32,8 % nach einer sekundären und 11,6 % nach einer primären Sectio vor.

    Frauen zeigten weniger Anzeichen einer postpartalen Depression nach einer spontanen Geburt als nach Kaiserschnitt auf. Wobei Frauen nach einer spontanen Geburt im Vergleich zu Frauen nach einer sekundären Sectio signifikant am wenigsten Symptome einer postpartalen Depression hatten.

    Das Schmerzempfinden unter der Geburt war bei den Frauen am höchsten, die spontan geboren hatten, wobei es zum Entlassungszeitpunkt wiederum am niedrigsten war. Das Schmerzempfinden zum Zeitpunkt der Entlassung war bei Frauen nach Kaiserschnitt am höchsten, wobei es am stärksten bei Frauen nach einer sekundären Sectio ausgeprägt war.

    Es konnten keine signifikanten Zusammenhänge zwischen dem Schmerzempfinden während der Geburt und der Entwicklung einer depressiven Symptomatik aufgezeigt werden.

    Die AutorInnen schlussfolgern, dass eine Sectio einen Risikofaktor für die Entwicklung einer postpartalen Symptomatik darstellt. Zudem steht das Schmerzempfinden im Zusammenhang mit dem Geburtsmodus und bedarf besonders nach einem Kaiserschnitt eines effektiven Schmerzmanagements.

    Quelle: Ilska M, Banas E, Gregor K, Brandt-Salmeri A, Ilski A, Cnota W: Vaginal delivery or caesarean section - Severity of early symptoms of postpartum depression and assessment of pain in Polish women in the early puerperium. Midwifery 2020. 87, 102731. doi: https://doi.org/10.1016/j.midw.2020.102731 · DHZ

    Rubrik: Geburt

    Erscheinungsdatum: 19.05.2020