European Foundation for the Care of Newborn Infants

Die parenterale Ernährung von Frühgeborenen verbessern

  • Eine parenterale Ernährung muss in Deutschland jährlich bei mehr als 10.000 Frühgeborenen und kranken Neugeborenen vorübergehend angewendet werden.

  • Deutschlandweit werden mehr als 10.000 Früh- und Neugeborene pro Jahr vorübergehend parenteral ernährt. Nationale und internationale Leitlinien können evidenzbasierte und praktische Empfehlungen liefern, um die Anwendung der parenteralen Ernährung bei Früh- und kranken Neugeborenen möglichst sicher zu gestalten. Von den bestehenden Empfehlungen werde im klinischen Alltag jedoch immer wieder abgewichen, heißt es von der European Foundation for the Care of Newborn Infants (EFCNI). Deshalb hat die EFCNI gemeinsam mit der Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin e.V. (GNPI) und dem Bundesverband deutscher Krankenhausapotheker e.V. (ADKA) eine Kooperation mit dem Ziel geschlossen, die Anwendung der europäischen Leitlinie zur parenteralen Ernährung von Früh- und kranken Neugeborenen im deutschsprachigen Raum voranzutreiben.

    Mit Hilfe einer Online-Umfrage wurde mit Unterstützung von renommierten Expert:innen, der Ist-Zustand über die Anwendung der europäischen Leitlinie erhoben. Hierfür wurden Pädiater:innen und Krankenhausapotheker:innen aus deutschen Perinatalzentren und Krankenhausapotheken (insgesamt 196) anonym befragt. Ein Großteil der Befragten, zwischen 48 % und 77 %, gaben an, die europäische Leitlinie umzusetzen. Dennoch kamen Barrieren in der klinischen Anwendung sowie strukturelle und organisatorische Hürden zu Tage, die eine qualitätsgesicherte Versorgung erschweren oder manchmal unmöglich machen. Entgegen der Empfehlung der europäischen Leitlinie verwenden immer noch 46 % der Befragten individuell hergestellte Lösungen und »nur« 52 % setzen Standardlösungen mit einem fest vorgegebenen Mischverhältnis aus Nährstoffen ein.

    Elektronische Verordnungsprogramme, mit denen eine exakte Nährstoffzusammensetzung, Verabreichungsmenge und Laufrate pro Nährstofflösung berechnet werden kann, stünden laut Umfrage weniger als einem Drittel aller Befragten zur Verfügung, was dazu führe, dass Berechnungen manuell (mittels Kopfrechnen oder Taschenrechner) durchgeführt werden – Methoden, die im hektischen Klinikalltag fehleranfällig seien. In problematischen Fällen könnten Nährstoffdefizite gesundheitliche Probleme, wie Sehbeeinträchtigungen, neurologische Erkrankungen, oder weitere Entwicklungsverzögerungen und somit weitreichende Spätfolgen nach sich ziehen.

    Neue Lösungsansätze würden nun im »Toolkit für die parenterale Ernährung von Früh- und kranken Neugeborenen – Von der Leitlinie in die multidisziplinäre Anwendung” im Rahmen der 47. Jahrestagung der GNPI veröffentlicht. Das Toolkit werde Fachkräften kostenfrei zum Download bereitgestellt und liefere berufsgruppenspezifische Handlungsanregungen und nützliche Materialien.

    > https://www.efcni.org/wp-content/uploads/2021/06/2021_HoffmannHaiden-et-al_PE_Barrierenanalyse.pdf

    Quelle: European Foundation for the Care of Newborn Infants (EFCNI), Juni 2021 ∙ DHZ

    Rubrik: 1. Lebensjahr

    Erscheinungsdatum: 24.06.2021