Europaweite Routinedaten-Analyse zu Sectioraten

Robson-Score kann in 18 EU-Ländern zur Reflexion angewendet werden

  • Grafik: Darstellung der angewandten Robson-Klassifizierung bei Sectiones in 18 europäischen Ländern für das Jahr 2015

  • Das zehnstufige Klassifizierungssystem zur differenzierten Darstellung klinisch relevanter Untergruppen bei Kaiserschnittgeburten wurde von Robson im Jahr 2001 entwickelt (»Ten-Group Classification System= TGCS). Von der WHO wird empfohlen, die TGSC-Gruppen anzuwenden, um Kaiserschnittraten zwischen verschiedenen Krankenhäusern und Ländern besser vergleichbar zu machen. Bei der Robson-Klassifizierung wird jede einzelne Kaiserschnittgeburt einer Einteilung in zehn besondere Merkmale zugeordnet.

    1. Erstgebärende mit einer Einlingsschwangerschaft in Schädellage (> 37. SSW) unter der Geburt
    2. Erstgebärende mit einer Einlingsschwangerschaft in Schädellage (> 37. SSW) mit (2a) eingeleiteter Geburt oder (2b) Sectioentbindung vor Einsetzen der Geburt
    3. Mehrgebärende mit einer Einlingsschwangerschaft in Schädellage (> 37. SSW) ohne vorausgehende Sectio unter der Geburt
    4. Mehrgebärende mit einer Einlingsschwangerschaft in Schädellage (> 37. SSW) ohne vorausgehende Sectio mit (4a) eingeleiteter Geburt oder (4b) Sectioentbindung vor Einsetzen der Geburt
    5. Mehrgebärende mit einer Einlingsschwangerschaft in Schädellage (> 37. SSW) und einer vorausgegangenen Sectio
    6. Erstgebärende mit einer Einlingsschwangerschaft in Beckenendlage
    7. Mehrgebärende mit einer Einlingsschwangerschaft in Beckenendlage und einer vorausgegangenen Sectio
    8. Mehrlingsschwangerschaft mit einer vorausgegangenen Sectio
    9. Quer/und Schräglage mit einer vorausgegangenen Sectio
    10. Frühgeburt einer Einlingsschwangerschaft in Schädellage (> 37. SSW) und einer vorausgegangenen Sectio.

    Länderspezifische Sectioraten

    Das Ziel der vorliegenden Studie bestand darin, die Daten zur Sectio aus europäischen Ländern zu überprüfen und anhand der Robson-Klassifizierung darzustellen. Es wurde überprüft, ob die Klassifizierung aus europäischen Routinedaten abgeleitet und somit zur Analyse nationaler Kaiserschnittdaten verwendet werden kann.

    Eingeschlossen wurden alle 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union sowie Island, Norwegen, Schweiz und Großbritannien. Evaluiert wurden die Daten aller Geburten dieser Länder aus dem Jahr 2015, welche aus dem Euro-Peristat-Projekt stammen beziehungsweise über die jeweiligen statistischen Bundesämter erhoben wurden. Berücksichtigt wurden die länderspezifischen Sectioraten sowie die Anteile der Untergruppen der einzelnen TGSC-Gruppen.

    Die Sectio-Rate lag zwischen 16,1 (Island) und 56,9 % (Zypern). Insgesamt konnten von den 31 Ländern die Daten zur Sectio aus 18 Ländern in TGSC-Gruppen aufgesplittet dargestellt werden. Bei den anderen Ländern fehlten die notwendigen Zusatzinformationen für die Differenzierung der Sectio-Rate in TGSC-Gruppen.

    TGSC-Gruppen konnten in folgenden Ländern gebildet werden: Belgien, Zypern, Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Deutschland, Island, Italien, Lettland, Luxemburg, Malta, Niederlande, Nordirland, Norwegen, Slowenien, Schweden und der Schweiz.

    Es zeigte sich, dass Länder, welche Daten zu TGCS-Gruppen zur Verfügung stellten, insgesamt niedrigere Kaiserschnittraten als Länder hatten, bei denen die Daten nicht in TGCS-Gruppen aufgesplittet werden konnten (25,8 % im Vergleich zu 32,9 %). Länder mit höheren Sectioraten hatten tendenziell höhere Raten in allen TGSC-Gruppen. Bei den Ländern mit dargestellten TGSC-Gruppen zeigten sich vor allem Unterschiede in den Gruppen 5,6,7 und 10. So lag der Anteil der Frauen mit vorausgehendem Kaiserschnitt (Gruppe 5) beispielsweise zwischen 6,4 % in Slowenien und 19,1 % in Zypern (siehe Grafik).

     

    Kritische Reflexion innerhalb Europas

    Die AutorInnen schlussfolgern, dass die Anwendung der Robson-Klassifizierung wertvolle Vergleichsmöglichkeiten für die Beurteilung und kritische Reflexion der Sectioraten innerhalb Europas bietet. Sie erachten jedoch eine weitere Validierung der Datenqualität als erforderlich. Höhere Sectioraten in Ländern ohne eine TGSC-Klassifizierung weisen aus ihrer Sicht darauf hin, dass die Umsetzung evidenzbasierten Handelns in diesen Ländern noch nicht umgesetzt wird. Viele europäische Länder können die Zehn-Gruppen-Klassifizierung von Robson jedoch bereits bereitstellen und tragen somit dazu bei, den Vergleich der Kaiserschnittraten zu ermöglichen.

    Quelle: Zeitlin J et al. & EURO-PERISTAT:. Using Robson's Ten-Group Classification System for comparing caesarean section rates in Europe: an analysis of routine data from the Euro-Peristat study. BJOG 2020. DOI: 10.1111/1471-0528.16634 ∙ DHZ

    Rubrik: Geburt

    Erscheinungsdatum: 14.06.2021