Unerfüllter Kinderwunsch

Rostocker und Greifswalder Forscher:innen entwickeln Eileiter-Stent

  • Verwachsungen im Eileiter können zu Unfruchtbarkeit führen. Ein Forscher:innenteam aus Mecklenburg-Vorpommern hat einen Stent entwickelt, der für die Durchlässigkeit des Eileiters sorgen soll.

  • Wenn Paare keine Kinder bekommen können, sind Verwachsungen im Eileiter der Frau eine der möglichen Ursachen für den unerfüllten Kinderwunsch. Eizelle und Spermien können sich dann nur sehr schwer durch den Eileiter aufeinander zu bewegen – eine Schwangerschaft bleibt oft aus. Forscherinnen und Forscher aus Rostock und Greifswald testen jetzt eine Lösung für das Problem im Eileiter: einen Stent. Dieses winzige Röhrchen ist bislang als Stütze für verstopfte Blutgefäße bekannt. Das kleine technische Wunder hat einen Durchmesser von etwa einem Millimeter und ist zwei Zentimeter lang.

    Der Prototyp ist bereits fertig. Entwickelt wurde dieser von Dr. Paula Rosam, Ärztin, und Ariane Dierke, Ingenieurin für Biomedizinische Technik. Beide forschen am Warnemünder Institut für ImplantatTechnologie und Biomaterialien (IIB e.V.). Nach Recherchen der Warnemünder und Greifswalder Forscher:innen gehören sie weltweit zu den wenigen, die einen solchen Lösungsansatz mit Hilfe eines Eileiter-Stents verfolgen.

    »Bis zu 15 % der Paare im so genannten reproduktiven Alter leiden unter unerfülltem Kinderwunsch«, so Prof. Marek Zygmunt, Direktor der Universitätsfrauenklinik Greifswald und Praxispartner des Warnemünder Forscher:innenteams.

    Ein sehr offenes Design des Stents – die einzelnen Zellen des Stents sind offenporig – ermöglicht, dass sich die kleinen »Flimmerhärchen«, die Bestandteil des Eileiters sind, auf dem Stent ansiedeln, um so einen Transport der befruchteten Eizelle durch den Stent im Eileiter zu gewährleisten. Denn: Eileiter sind komplexer als zum Beispiel Gefäße am Herzen.

    Dem Forscherinnenteam gehört auch Finja Borowski an. Sie beschäftigt sich als Maschinenbauerin am IIB mit strömungsmechanischen Fragestellungen am Herzen und bringt ihre Ideen und Erfahrungen aus anderen Forschungsbereichen in das Projekt ein. Der in Warnemünde entwickelte Stent besteht aus einem Polymer, einem für Medizinprodukte zugelassenen Kunststoff, der sich aus Makromolekülen zusammensetzt. »Das Polymer, das wir benutzen, hat die positive Eigenschaft, sich binnen eines Zeitraums von ein bis zwei Jahren aufzulösen. Somit handelt es sich hier um kein dauerhaftes Implantat für die Patientinnen«, erklärt Paula Rosam.

    Die Zusammenarbeit bringe das Projekt maßgeblich voran. Vor Ort in der Uni-Frauenklinik Greifswald, so die Warnemünder Wissenschaftlerinnen, »haben wir tolle Möglichkeiten, unseren Stent unter Laborbedingungen weiter zu optimieren.« Gerade das Arbeiten »Hand in Hand« mit den Greifswalder Kliniker:innen und Warnemünder Forscherinnen sei unverzichtbar für das Forschungsprojekt und ein tolles Beispiel für die gute Zusammenarbeit zwischen beiden Universitätsklinika des Landes Mecklenburg-Vorpommern.

    Aktuell suchen Mediziner:innen und Techniker:innen nach einer optimalen Methode, den Eileiter-Stent in einem ambulanten Eingriff ohne Narkose in den funktionsbeeinträchtigten Eileiter einzusetzen. Der Weg bis zur klinischen Anwendung ist trotz allem noch weit. In den kommenden Monaten wird das Team aus Rostock und Greifswald mit kreativen Ideen und Lösungen versuchen, den Eileiter-Stent weiter zu entwickeln, um in Zukunft vielen betroffenen Frauen und Paaren eine Lösung zu präsentieren, die den Wunsch einer Schwangerschaft möglich macht.

    Quelle: idw-online, 22.11.2021 ∙ DHZ

    Rubrik: Schwangerschaft

    Erscheinungsdatum: 23.11.2021