Multinationale Studie

Schlafprobleme ansprechen

  • Länderunabhängig wünschen sich fast alle Mütter Änderungen im Schlafverhalten ihres Babys.

  • Schlafprobleme zählen zu den häufigsten Problemen während der ersten Lebensjahre nach der Geburt eines Kindes – aus kindlicher, mütterlicher und elterlicher Perspektive: Sie werden während dieser Zeit von 20–30% der Eltern als Problem empfunden. Dabei ist bekannt, dass die Empfindung eines »problematischen Schlafverhaltens« unterschiedlich definiert werden kann, weil beispielsweise unterschiedliche kulturelle Hintergründe, individuelle demografische Faktoren oder verschiedene Erwartungshaltungen existieren können.

    Wie jedoch lassen sich kindliche Schlafprobleme konkret beschreiben und wie können diese beeinflusst werden? Wie stellen sich Mütter ein möglicherweise verändertes Schlafverhalten ihres Kindes vor? Die renommierte US-amerikanische Schlafforscherin Jodi Mindell und ihr Team veröffentlichten zu diesem Themenkomplex Ergebnisse einer multinationalen Studie.

    Durchgeführt wurde eine Onlinebefragung unter 2.219 Betreuungspersonen (96,5 % davon waren Mütter) von Kindern im Alter zwischen 0 bis 36 Monaten. Hierzu wurden Fragen aus dem Brief Infant Sleep Questionnaire Revised entnommen, der erfasst, in welchem Umfang sich die Betreuungspersonen ein verändertes kindliches Schlafverhalten vorstellten.

    Die Daten stammten von Studienteilnehmer:innen aus sechs Ländern: Indonesien, Japan, Neuseeland, Singapur, Thailand und USA. Das Vorliegen eines Schlafproblems wurde direkt erfragt und als existent gewertet, wenn es als gering, moderat oder ernst eingestuft wurde. Die Bereiche möglicher Änderungen wurden vier Kategorien zugeordnet:  Einschlafverhalten, Durchschlafen während der Nacht, Schlafphasen am Morgen sowie Tagesschläfchen.

    Von den Studienteilnehmer:innen berichteten 35 % über kindliche Schlafprobleme. Insgesamt 95,9 % (n=2.127) aller Studienteilnehmer:innen wünschten sich ein verändertes kindliches Schlafverhalten. Somit zeigen die Ergebnisse auf, dass sich auch Eltern, ohne das Problem zu empfinden, ein verändertes kindliches Schlafverhalten wünschen. Hierbei wurden mit durchschnittlich 3,1 Kategorien fast alle der vier Kategorien benannt. 4,7 % der Studienteilnehmer:innen wünschten sich Änderungen in einer Kategorie, 19,4 % in zwei Kategorien, 36,8 % in drei Kategorien und 39,1 % in allen vier Kategorien. Dabei wurde das Einschlafverhalten mit 80,4 % am häufigsten benannt. Anschließend folgten Tagesschläfchen (73,7 %), Durchschlafen (67,2 %) sowie Schlafphasen am Morgen (54,6 %).

    Konkret wünschten sich 38,6 % der Studienteilnehmer:innen insgesamt längere Schlafphasen, 33,5 % ein späteres Aufwachen am Morgen sowie 30,1 % ein früheres Einschlafverhalten. Das Vorliegen von Schlafproblemen nahm im Verlauf des Alters des Kindes ab, wobei mit 40,3 % am  häufigsten Eltern von Neugeborenen von entsprechenden Problemen ihres Kindes berichteten.

    Die Autor:innen schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass sich länderunabhängig fast alle Mütter Veränderungen im Themenbereich Kinderschlaf in den ersten drei Lebensjahren wünschen. Hierbei ist interessant, dass Änderungen auch gewünscht werden, wenn keine direkten Schlafprobleme des Kindes vorliegen. Daher empfehlen die Autor:innen Schlafprobleme achtsam wahrzunehmen und anzusprechen, indem entwicklungsbezogene Empfehlungen zum Thema Kinderschlaf, beispielsweise zur Normalisierung von Schlafproblemen, in allen Familien mit kleinen Kindern thematisiert werden. Dies ermöglicht die Vermittlung individueller Lösungsansätze.

    Quelle: Mindell, J. A., Collins, M., Leichman, E. S., Bartle, A., Kohyama, J., Sekartini, R., Veeravigrom, M., Kwon, R. & Goh, D. Y. T. (2022). Caregiver perceptions of sleep problems and desired areas of change in young children. Sleep Med, 92, 67-72. https://doi.org/10.1016/j.sleep.2022.02.021 ∙ DHZ

     

    Rubrik: 1. Lebensjahr

    Erscheinungsdatum: 21.06.2022