Sars-CoV-2 infizierte Mütter

Stillen ist unter Schutzmaßnahmen möglich

  • Gründliche Händedesinfektion und das Tragen einer Mund-Nase-Maske ermöglichen es an Sars-CoV-2 erkrankten Müttern, ihre Kinder zu stillen, ohne sie anzustecken.

  • Für viele Geburtskliniken stellt sich während der Covid-19-Pandemie die Frage, ob sie Neugeborene von infizierten Müttern trennen sollten. Die American Academy of Pediatrics hatte sich in einer ersten Empfehlung dafür ausgesprochen, das Kind in einem anderen Raum unterzubringen und mit abgepumpter Muttermilch zu füttern. Eine Übertragung über die Muttermilch wird wie bei anderen respiratorischen Viren allerdings ausgeschlossen, Bei einem engen körperlichen Kontakt besteht aber die Gefahr einer horizontalen Weitergabe des Virus.

    An drei Kliniken in New York haben sich die NeonatologInnen teilweise gegen eine strenge Trennung von Mutter und Kind entschieden. Sie folgten damit einer Empfehlungen der Welt­gesund­heits­organi­sation (WHO), für die bei einer Trennung von Mutter und Kind die Nachteile überwiegen. Die Kinder blieben in den drei Kliniken im gleichen Raum wie die Mütter. Sie wurden allerdings in einer „Isolette“ etwa 1,8 Meter von der Mutter entfernt untergebracht, aus der sie nur zum Stillen entnommen wurden. Die Mütter trugen während des Stillens einen Mund-Nase-Schutz und desinfizierten sich vor und nach dem Stillen die Hände. Auf dem Höhepunkt der Epidemie zwischen März und Mai wurden an den drei Kliniken insgesamt 120 Neugeborene von 116 mit Sars-CoV-2 infizierten Müttern betreut, von denen 47 asymptomatisch waren.

    Wie Christine Salvatore vom Komansky Children’s Hospital und MitarbeiterInnen berichten, fielen die Nasenabstriche bei allen Kindern bei der Geburt negativ aus. 82 Kinder konnten eine Woche später erneut getestet werden. Alle 82 waren weiterhin negativ. Insgesamt 68 Babys waren im gleichen Zimmer wie die Mutter untergebracht und mehr als drei Viertel wurden gestillt. Insgesamt 72 Babys konnten 14 Tage nach der Geburt erneut getestet werden. Alle waren negativ. Insgesamt 53 Babys wurden einen Monat nach der Geburt per Videokonferenz einer Fernuntersuchung unterzogen. Alle waren laut Salvatore klinisch gesund und entwickelten sich normal.

    Auch wenn die ÄrztInnen den Kontakt zu einem Drittel der Kinder verloren und nicht ganz auszuschließen ist, dass sich darunter Infektionen befanden, sind sie zuversichtlich, dass ihre Vorsichtsmaßnahmen eine Infektion verhindern. Dieser Ansicht ist auch die American Academy of Pediatrics, die aufgrund der Studie ihre Empfehlungen revidiert hat und die Unterbringung von Neugeborenen im Zimmer mit den infizierten Müttern erlaubt.

    Quelle: Salvatore CM et al.: Neonatal management and outcomes during the COVID-19 pandemic: an observation cohort study. The Lancet 2020. Doi: https://doi.org/10.1016/S2352-4642(20)30235-2aerzteblatt.de 27.7.2020 DHZ

    Rubrik: 1. Lebensjahr

    Erscheinungsdatum: 28.07.2020