Sekundärdatenanalyse

Wassergeburt und Sphinkterverletzungen – ein Zusammenhang?

  • Die Wahrscheinlichkeit einer geburtshilflichen Verletzung des Analsphinkters bei einer Wassergeburt ist als gering einzustufen.

  • Geburtsverletzungen können zu urogenitalen Schmerzen und Funktionsstörungen nach der Geburt führen. Besonders eine geburtshilfliche Verletzung des Analsphinkters kann postpartal große Probleme für die Frauen bedeuten. Die Wassergeburt ist eine beliebte Option für Frauen, jedoch wird das Risiko einer Verletzung des Analsphinkters diesbezüglich kontrovers diskutiert.

    Zu dieser Frage wurde eine Sekundärdatenanalyse unter 2.908 Frauen in Großbritannien durchgeführt, die ihr Kind in klinischem Setting im Wasser geboren hatten. Das Ziel der Studie bestand darin, die Häufigkeit zu evaluieren, mit der eine geburtshilfliche Verletzung des Analsphinkters auftrat.

    Die Ergebnisse zeigten, dass eine Verletzung des Analsphinkters bei 1,9 % der Frauen auftrat, die ihr Kind im Wasser zur Welt brachten. Die Wahrscheinlichkeit einer Verletzung des Analsphinkters war dabei bei erstgebärenden Frauen höher (3,2 %) als bei mehrgebärenden Frauen (0,9 %). Zudem ging ein geringeres Geburtsgewicht des Kindes mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit einer Analsphinkterverletzung einher. Die Daten zeigten auf, dass das Verletzungsrisiko bei Mehrgebärenden geringer war als bei Erstgebärenden und das kindliche Geburtsgewicht in Zusammenhang mit dem mütterlichen Risiko einer Analsphinkterverletzung stand. Die Evaluation der Daten zeigte zudem, dass in lediglich 13 % aller Wassergeburten eine „Hands-on“-Technik verwendet und somit in 87 % der Wassergeburten auf einen Dammschutz verzichtet wurde.

    Die AutorInnen schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass die Wahrscheinlichkeit einer geburtshilflichen Verletzung des Analsphinkters bei einer Wassergeburt als gering einzustufen ist. Der geringe Anteil an Hebammen, die eine „Hands-on“-Technik verwendeten, gibt Hinweise darauf, dass ein Dammschutz bei einer Wassergeburt nicht erforderlich sein könnte.

    Quelle: Burns E, Price L, Carpenter J, Smith L: Predictors of obstetric anal sphincter injury during waterbirth: a secondary analysis of a prospective observational study. Int Urogynecol J 2020. 31, 651-656 DHZ

    Rubrik: Medizin & Wissenschaft

    Erscheinungsdatum: 14.07.2020