Aktive Vaterschaft von Anfang an

Für Männer und Frauen ist die Familiengründung die biografische Phase im Leben, in der die Weichen für die Arbeitsteilung der Geschlechter gestellt werden. Dass viele Paare auf eine traditionelle Rollenverteilung zurückfallen, hat vor allem gesellschaftliche und politische Gründe. Werdende Väter brauchen Unterstützung, um ihren Part in einer gleichberechtigten Elternschaft zu entwickeln – auch von Hebammen. Karsten Kassner | Hans-Georg Nelles | Holger Strenz | Carsten Vonnoh
  • Aktive Vater­schaft etabliert sich immer stärker als ein gesellschaftliches Leitbild.

  • Vaterschaft sieht heute anders aus als noch wenige Generationen zuvor. Bilder von Vätern sind vielfältiger und aktive Vaterschaft etabliert sich immer stärker als ein gesellschaftliches Leitbild (BMFSFJ 2021b, Kassner 2019). Viele Väter wollen mehr Zeit für Familie haben und die anfallende Sorgearbeit partnerschaftlicher aufteilen. Die meisten Väter sind heute bei der Geburt dabei (Seiffge-Krenke 2016) und verbringen mehr Zeit mit ihren Kindern als früher (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, BMFSFJ 2021b). Seit Einführung des Elterngeldes ist die Väterbeteiligung stetig gestiegen und liegt mittlerweile bei über 42 % (ebd.).

     

    Herausforderung Familiengründung

     

    Die Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit ist jedoch groß, was aktive Vaterschaft und eine partnerschaftliche Aufteilung der Sorgearbeit angeht (BMFSFJ 2021b). Noch immer sind überwiegend Mütter in der Hauptverantwortung. Dies liegt vor allem an den Erwerbskonstellationen von Familien (ebd.; Li et al. 2015). Bei mehr als einem Viertel der Familien ist weiterhin der Vater der Alleinernährer der Familie. Mehrheitlich leben Familien heute allerdings im sogenannten modernisierten Ernährermodell, bei dem der Vater in Vollzeit erwerbstätig ist und die Mutter in Teilzeit (in unterschiedlichem Umfang). Diese Konstellation trifft aktuell auf 45 % der Familien mit minderjährigen Kindern in Deutschland zu. Ein Modell mit gleichem Erwerbsumfang praktizieren derzeit weniger als 20 %.

    In den meisten Konstellationen sind die Väter also in Vollzeit erwerbstätig, in wenigen Fällen in vollzeitnaher Teilzeit. Dies gilt unabhängig vom Alter ihrer Kinder und steht im Gegensatz zu den Arbeitszeiten von Müttern, die überwiegend in Teilzeit beschäftigt sind. Diese Ungleichverteilung spiegelt sich in den Arbeitszeitwünschen von Vätern und Müttern wider: 45 % der Väter denken, dass sie nicht genug Zeit für ihre Kinder haben (BMFSFJ 2021b) und mehr als die Hälfte der Väter würde gerne weniger Stunden arbeiten (ebd.). Demgegenüber würden 42 % der Mütter ihre Erwerbstätigkeit gerne ausweiten oder überhaupt wieder aufnehmen.

    Zeitliche Möglichkeiten sind somit ein bedeutsamer Faktor bei der Frage nach aktiver Vaterschaft und partnerschaftlicher Arbeitsteilung. Daneben spielen gesellschaftliche Erwartungen und Geschlechterbilder eine wichtige Rolle. Und diese sind zuweilen widersprüchlich. Denn Väter sollen sich zwar aktiv um ihre Kinder kümmern, emotional zugewandt sein und sich insgesamt mehr Zeit nehmen, als dies ihre eigenen Väter getan haben. Zugleich sollen sie aber weiterhin für das Familieneinkommen sorgen, wenn nicht allein, dann zumindest hauptverantwortlich. Hinzu kommt, dass es meist an realen Vorbildern und alltagstauglichen Konzepten fehlt, wie Vaterwerden und aktives Vatersein gelingen kann. Dann liegt es nahe, doch wieder auf altbekannte Vorstellungen vom versorgenden Vater als Familienoberhaupt zurückzugreifen, zumal viele werdende Mütter eigene berufliche Ambitionen zurückstellen und sich erst einmal auf die Mutterrolle konzentrieren wollen.

    Festgehalten werden muss: Die Familiengründung ist die biografische Phase im Leben, in der zentrale Weichen für die Arbeitsteilung der Geschlechter gestellt werden. Leben vor Geburt des ersten Kindes heute mehr als 70 % der Paare in einem Doppelverdienst-Modell, so sind es nach der Familiengründung nur noch 15 % (BMFSFJ 2020). Zumeist geht mit der Familiengründung eine Retraditionalisierung einher, die einer gelebten Gleichstellung im Weg steht, selbst wenn diese eigentlich gewünscht ist (Müller & Zillien 2016; Flaake 2021).

    Insofern ist diese Phase ganz wesentlich für die Frage, wie Männer ihr Vaterwerden und ihr Vatersein erleben, wie sie aktive Vaterschaft rund um die Geburt und im weiteren Lebenslauf ausgestalten und welche Potenziale dies für eine enge Vater-Kind-Beziehung, für eine egalitäre Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit und insgesamt für die Modernisierung von Geschlechterbildern beinhaltet.

     

    Vaterschaft erleben und entwickeln

     

    Väter müssen beim Thema Familiengründung stärker und selbstverständlicher in den Blick genommen werden. Sie brauchen Ermutigung und Unterstützung – und zwar nicht erst ab Geburt, sondern bereits im Vorfeld. Naheliegenderweise sind hier vor allem die werdenden Mütter im Fokus. Ein eigenständiger Blick auf werdende Väter, auf ihre Perspektive und auf ihre Rolle während der Schwangerschaft, unter der Geburt und danach, ist gleichwohl notwendig.

    Für die meisten werdenden Väter und Mütter ist die Familiengründung ein biografischer Übergang, der mit unterschiedlichen Gefühlen und Erwartungen einhergeht und der das bisherige Leben nachhaltig auf den Kopf stellt. Gerade während der Schwangerschaft und Geburt sind werdende Väter aber allzu oft noch auf eine Nebenrolle festgelegt, die es ihnen erschwert, eigene Fragen zu stellen und den eigenen Platz zu finden. Dabei ist der beste Start in eine aktive Vaterschaft die Einbindung als eigenständiges (werdendes) Elternteil von Anfang an.

    Was Vaterschaft konkret bedeutet und was es heißt, diese aktiv zu leben und zu gestalten, ist für viele werdende Väter noch weit weg und sehr abstrakt. Dagegen machen Frauen über den gesamten Verlauf der Schwangerschaft eine unmittelbare leibliche Erfahrung. Demgegenüber verändert sich bei werdenden Vätern erst einmal wenig.

     

    Geburtsvorbereitung für Männer

     

    Soweit Väter an Geburtsvorbereitungskursen teilnehmen (können), erleben sie sich oft eher in einer begleitenden Rolle, als dass sie eine konkrete Idee davon hätten, was mit der Geburt auf sie zukommt und was ihre Aufgabe dabei sein könnte. Dies führt unter anderem dazu, dass die Geburt für viele Männer mit Unsicherheit und Ängsten besetzt ist, weil sie den Prozess nicht steuern oder kontrollieren können, so wie sie es als geschlechtstypisches Muster der Krisenbewältigung gelernt haben (Böhnisch 2013). Gerade für Männer ist es daher wichtig, sich aktiv und erfahrungsbasiert mit den vielfältigen Themen rund um Schwangerschaft und Geburt auseinanderzusetzen, um einen eigenen Bezug herzustellen, etwa wenn gemeinsam die Frauenärztin zur Schwangerschaftsbetreuung besucht wird oder der Kreißsaal im Krankenhaus.

    In Geburtsvorbereitungskursen ist zu erleben, dass Männer auf der einen Seite Wissen und Erfahrungsberichte aufsaugen, sie aber auf der anderen Seite zurückhaltend sind, eigene Fragen zu stellen. Das Selbstbild vieler werdender Väter ist davon geprägt, eigentlich nur dabei zu sein und nichts wirklich beitragen zu können.

    Dabei leisten werdende Väter wichtige und vielfältige Unterstützung rund um die Geburt (Abou-Dakn & Wöckel 2010; Richter & Schäfer 2020). Sie kennen ihre Partnerin am besten, genießen ihr Vertrauen und bringen viel Empathie und Sorge um sie mit. Sie können mit Pflegenden, Hebammen, Ärztinnen und Ärzten die Kommunikation übernehmen und dafür sorgen, dass die eigenen Wünsche und Bedürfnisse gehört, ernst genommen und erfüllt werden. Schon länger ist bekannt, dass die Anwesenheit und der Kontakt einer vertrauten Person schmerzlindernd wirkt, etwa durch Händehalten. Väter haben das jedoch selten im Bewusstsein oder es erscheint ihnen zu banal (Goldstein et al. 2018). Von Hebammen wissen wir, dass Väter sich nach einem Geburtsvorbereitungskurs für Männer aktiver am gemeinsamen Prozess beteiligen und es besser gelingt, unterschiedliche Vorstellungen zu thematisieren und miteinander ins Gespräch zu kommen.

    Die Empfehlung kann daher nur lauten, möglichst vielen Vätern die Teilnahme an einem Geburtsvorbereitungskurs zu ermöglichen, der auch auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist (Nelles 2021). Es braucht fachlich gut aufgestellte und flächendeckende Angebote. Die Übernahme der Teilnahmekosten durch die Krankenkassen wäre ein wichtiger Beitrag zur Niedrigschwelligkeit dieser Kurse.

    Um diese Prozesse anzuleiten und zu moderieren, braucht es erfahrene Fachkräfte aus der Väterarbeit oder Väter, die ihr Erfahrungswissen reflexiv und methodisch unterstützt zur Verfügung stellen. Es ist wichtig, den Vätern Mut zu machen, für sich selbst zu sorgen, eigene Entscheidungen im Geburtsprozess zu treffen und proaktiv ein Bild von der eigenen Elternschaft und der Aufteilung der Sorgearbeit nach Geburt zu entwerfen. Dies alles setzt eine aktive Kommunikation auf Paarebene voraus, inklusive der Fähigkeit, mit unterschiedlichen Perspektiven und Vorstellungen umgehen und gemeinsame Lösungen entwickeln zu können.

    Die eigenen Wünsche, aber auch Bedürfnisse oder Ängste werdender Väter sollten für sich stehen und ernst genommen werden und nicht vermeintlich selbstverständlich hinter den Bedürfnissen der werdenden Mutter zurückstehen. Die Freiheit, sich für oder gegen die Teilnahme am Geburtsprozess zu entscheiden, sollte werdenden Vätern zugestanden werden. Auch weitere Begleitpersonen für den Geburtsprozess können eine wichtige Rolle spielen. Dies kann für das Paar am Ende möglicherweise die bessere Lösung sein, als ein Vater, bei dem die Geburt angstbesetzt ist.

     

    Das Wochenbett prägt Vater- und Mutterrollen

     

    Erste Weichenstellungen dafür, ob Väter eine aktive Rolle übernehmen und wie in Paarbeziehungen Zuständigkeiten verteilt sind, werden also sehr früh gestellt. Forschungsergebnisse zeigen, dass Geburtsvorbereitungskurse ein wesentlicher Ort sind, an dem Mutterschaft und Vaterschaft im Sinne von typisierenden Geschlechterbildern hergestellt und wo gesellschaftliche Normen und Erwartungen wirksam (gemacht) werden (Müller 2021; Müller & Zillien 2016). Hier braucht es ein bewusstes und reflexives Gegensteuern, wenn Väter stärker eingebunden und Elternschaft nicht geschlechterstereotypisch gerahmt werden soll.

    Entscheidend sind darüber hinaus die ersten Tage, Wochen und Monate nach der Geburt. Denn sobald das Kind geboren ist, kann auch der Vater mit ihm unmittelbar in Kontakt treten, eigene Bindungserfahrungen machen und elterliche Kompetenzen aufbauen (Kassner 2019). Für Mütter gilt das im Prinzip gleichermaßen, auch wenn sie Vätern die leibliche Erfahrung von Schwangerschaft und Geburt voraus haben. Doch dieser Vorsprung und die intensive Zeit des Wochenbetts können schnell zu einem Ungleichgewicht und zu einer fehlenden Augenhöhe zwischen den Eltern führen. Daraus können Frust und Vorwürfe entstehen, statt sich wechselseitig bei der Erkundung und Entdeckung der neuen Rolle als Mutter und Vater zu stützen.

    Aufbauend auf den eigenen Familienbildern und ersten Erfahrungen als Eltern mit Baby, ist diese Zeit entscheidend für die Aufgabenverteilung in Paarbeziehungen, die Gestaltung der Elternrollen und der Beziehung untereinander (Flaake 2021). Wenn es gelingt, möglichst authentisch und verbindend Herausforderungen gemeinsam anzugehen, dann ist bereits eine wesentliche Basis für eine gute und nachhaltige Familienatmosphäre gelegt.

    Hilfreich für eine egalitär gelebte Elternschaft und aktive Vaterschaft ist es, wenn sich Väter dafür entscheiden, so früh wie möglich Sorgeverantwortung zu übernehmen und dafür ggf. auch Erwerbsarbeit zurückzustellen. Eine wesentliche Voraussetzung dafür ist die eigene Erfahrung mit der Sorgearbeit und im Umgang mit dem Kind. Wenn Väter die Erfahrung machen, dass sie alleine für die Bedürfnisse ihres Kindes sorgen können und mit ihrem Engagement bedeutsam sind für das gemeinsame Ganze, dann ist das ein wichtiger Faktor für eine nachhaltig bessere Aufteilung von Sorgearbeit (Vonnoh 2021). Das Erleben, eigene Zugänge entwickeln zu können, sich dies wechselseitig als Eltern zuzugestehen und in diesem Sinne selbstwirksam und kompetent zu sein, sind entscheidende Aspekte auf dem Weg zu partnerschaftlicher Elternschaft.

     

    Hebammen für Väter sensibilisieren

     

    Wenn die Eltern Unterstützung durch Familienhebammen bekommen, ist es wünschenswert, dass diese ein Gespür dafür besitzen, wie bedeutsam die Vater-Kind-Beziehung für die Stabilität des Familiensystems ist und wie wichtig es daher ist, Väter im Blick zu haben und kontinuierlich mit einzubeziehen (Groß 2017). Auch bei Hebammen fehlen oft Vorbilder einer fürsorglichen Vaterschaft. In der praktischen Arbeit vor Ort liegt es oftmals viel näher, den Fokus primär auf Mutter und Kind zu legen.

    Eine bewusste Auseinandersetzung mit der Perspektive von Vätern und die Entwicklung einer entsprechenden Haltung im eigenen professionellen Handeln als Hebamme könnten einen wichtigen Beitrag zur Aktivierung von Vätern und zu mehr geteilter Sorgearbeit leisten. Dies kann bereits im Kleinen anfangen, zum Beispiel durch Vereinbarungen von Terminen, an denen auch die Väter da sein können, oder durch das Einbeziehen beider Eltern in Gespräche.

    Gegenseitiger Respekt ist etwas, dass vielen Paaren nicht leichtfällt, zumal in Stress- und Überforderungssituationen, wie sie im Zusammenleben mit Kindern unausweichlich sind. Die Angst mancher Väter, nicht genug zu sein, nicht genug zu leisten und genügend präsent zu sein, bewegt viele Männer, die nicht auf Vorbilder aktiver Vaterschaft zurückgreifen können. Hier kann die eigenständige Vater-Kind-Beziehung zu einem Lernfeld werden.

    Insofern sind passende, auf die Bedürfnisse von werdenden Vätern und Müttern zugeschnittene, Hilfs- und Beratungsangebote ein geeignetes Mittel, um beide auf die Geburt und die Erweiterung des Paarsystems zu einem triadischen Familiensystem vorzubereiten. Notwendig ist eine Unterstützung auf der Paarebene, diesen Übergang gemeinsam zu gestalten. Notwendig sind zugleich Räume, wo sich Väter untereinander über ihre individuellen Anliegen und Sorgen, aber auch über gesellschaftliche Erwartungen an Vaterschaft, austauschen können.

    Hebammen sollten stärker dafür sensibilisiert werden, Väter und ihre Themen proaktiv einzubinden. Hier könnten zusätzliche Module über geschlechtsspezifische Aufgabenteilung und die Bedeutung von Vaterschaft in der Hebammenausbildung oder in verpflichtenden Fortbildungsangeboten Abhilfe schaffen (Nelles 2021). Vor- und nachgeburtliche Angebote für Väter sollten auf- und ausgebaut werden, im Rahmen von spezialisierten Väterzentren ebenso wie allgemein in Familienbildung und -beratung oder im Kontext von Angeboten frühkindlicher Bildung und Betreuung (Schäfer und Schulte 2016, Kassner 2019).

    Parallel braucht es mehr männliche Fachkräfte, die in der Geburtsvorbereitung die Belange von Vätern ansprechen, sei es in speziellen Geburtsvorbereitungskursen für Väter, sei es als Co-Leitung in Geburtsvorbereitungskursen für Paare, in denen es gesonderte Einheiten nur für Väter gibt. Neben der einschlägigen Ratgeberliteratur sind das »Vaterheft«, der Väterflyer »Respekt Mann, Du wirst Vater«, die Erzählcafé-Aktion oder die Elterninfo Väter gute Beispiele (siehe Links).

     

    Forderungen an die Familienpolitik

     

    Darüber hinaus setzen familienpolitische Regelungen – aber auch betriebliche Kontexte – den Rahmen, in dem Männer ihre Vaterschaft gestalten können. Mit dem Elterngeld ist seit 2007 ein Weg eingeschlagen worden, der eine »leise Revolution« nach schwedischem Vorbild einleiten sollte. Seitdem ist einiges in Bewegung geraten, die geltende Regelung mit zwei zusätzlichen Partnermonaten und die seit Einführung unangetastete finanzielle Ausgestaltung sind jedoch nicht ausreichend. Viele Arbeitgeber:innen stehen beruflichen Auszeiten von Männern aufgrund von Sorgeverantwortung weiterhin skeptisch gegenüber. Das zeigt aktuell auch die Diskussion um die bezahlte Vaterschaftsfreistellung nach Geburt, also die Möglichkeit für Väter und andere zweite Elternteile, 14 Tage nach der Geburt bei vollem Gehalt die Partnerin im Wochenbett zu unterstützen und selbst in die neue Rolle hineinzuwachsen. Insofern ist es sehr zu begrüßen, dass es in Deutschland mit der geplanten Einführung einer Vaterschaftsfreistellung perspektivisch eine solche familien- und gleichstellungspolitische Leistung als gesetzlichen Anspruch geben wird.

    Die Diskussionen um entsprechende Regelungen machen die gesellschaftlichen Normen und Erwartungen an Väter und Mütter sichtbar, die es Vätern erschweren, sich von Anfang an gleichberechtigt zu beteiligen. Statt zu monieren, dass Väter in der Regel lediglich die zwei zusätzlichen Partnermonate beim Elterngeld in Anspruch nehmen, bräuchte es viele weitere mutige Schritte und strukturelle Rahmensetzungen, um Sorgearbeit gleichberechtigter zwischen den Geschlechtern aufzuteilen. Beispielsweise eine deutliche Ausweitung der Partnermonate beim Elterngeld und mehr monetäre Anreize, sich das Elterngeld gleichmäßiger aufzuteilen, etwa durch die Einführung einer Dynamisierung, wie im 9. Familienbericht der Bundesregierung vorgeschlagen (BMFSFJ 2021a).

    Zudem wäre die Einführung einer Familienarbeitszeit ein wichtiger Schritt, um eine lebenslaufbezogene Arbeitszeitpolitik zu etablieren, die für beide Eltern Arbeitszeitreduktion oder vollzeitnahe Teilzeit für Phasen mit erhöhter Verantwortung für Sorgearbeit vorsieht (Prognos AG 2021).

    Rubrik: Ausgabe 03/2022

    Erscheinungsdatum: 24.02.2022

    Literatur

    Abou-Dakn M, Wöckel A: Die Rolle des Vaters rund um die Geburt, in: Frühe Kindheit 2010. 06(10): 34–36

    Böhnisch L: Männliche Sozialisation. Eine Einführung. 2. überarb. Aufl. Weinheim. Verlagsgruppe Beltz. Basel: 2013

    Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJb): Kinder, Haushalt, Pflege – wer kümmert sich? Ein Dossier zur gesellschaftlichen Dimension einer privaten Frage, Berlin 2020. https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/service/publikationen/neunter-familienbericht-eltern-sein-in-deutschland--179394

    Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ): Neunter Familienbericht. Elternsein in Deutschland, Berlin 2021a. https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/service/publikationen/neunter-familienbericht-eltern-sein-in-deutschland-179394

    Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ): Väter-Report. Update 2021, Berlin 2021b. https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/service/publikationen/vaeterreport-update-2021–186180

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