Registerstudie aus norwegischen Daten

Antidepressiva verursachen geringeres Geburtsgewicht

  • Neugeborene von Müttern, die mit Antidepressiva behandelt werden, sind durchschnittlich 200 Gramm leichter und werden außerdem im Schnitt fünf Tage früher geboren.

  • Neugeborene von Müttern, die mit Antidepressiva behandelt werden, sind durchschnittlich 200 Gramm leichter und werden außerdem im Schnitt fünf Tage früher geboren. Forschergruppen aus Kanada und Norwegen haben die Daten aus dem norwegeischen Geburten Register (MBRN) und der Norwegian Mother and Child Cohort Study (MoBa) ausgewertet. Etwa 600 Schwangere im Jahr nehmen die sogenannten Serotonin Hemmer (selective serotonin reuptake inhibitors - SSRIs) ein, die die gebräuchlisten Antidepressiva darstellen.
    Hedvig Egeland Nordeng, Professorin für Pharamkologie an der Universität Oslo, konstatiert: "Für ein Vier-Kilo-Baby ist eine Gewichtsreduktion von 200 Gramm nicht entscheidend, aber wird ein Kind zu früh geboren können diese 200 Gramm möglicherweise einen großen Unterschied machen."

    Es ist bisher noch nicht geklärt, welcher biologische Mechanismus hinter diesem Zusammenhang steckt. Führen die Medikamente oder die ursprüngliche Depression zu den Resultaten? Bisher sind keine Erklärungen möglich, welcher Grad an Depressionen bei der Mutter zu welchem neonatalen Outcome führt.

    Eine große Studie der Universität in Montreal hat 2015 gezeigt, dass das Risiko für ein Kind mit Autismus um 87 Prozent ansteigt wenn die Mütter im zweiten und dritten Trimester der Schwangerschaft Antidepressiva eingenommen hatten. Auch hier ist nicht klar, ob das Ergebnis auf das Medikament oder die Grunderkrankung zurückzuführen ist.

    Grundsätzlich werden in Norwegen Antidepressiva restriktiv verordnet. Die erste Wahl bei der Behandlung sollten Gesprächs-, Familien- oder Verhaltenstherapien sein. Die Frauen, die Antidepressiva erhalten, bräuchten sie dann auch. Den Forscherinnen standen über 100.000 Datensätze von Müttern und ihren Kindern zur Verfügung (inklusive der Geschwisterkinder). So ist es möglich, Kinder innerhalb einer Familie zu vergleichen, die dem Antidepressivum in der Schwangerschaft ausgesetzt waren, mit denen, die ihm nicht ausgesetzt waren, aber  ebenfalls mit einer kranken Mutter leben. Aber auch hier kommen die Forscher zu dem Schluss, dass die genetische Ähnlichkeit von Geschwistern keine Erklärung für die gefundenen deutlichen Unterschiede darstellt. Hedvig Egeland Nordeng konnte auch sehen, dass depressive Frauen, aus Angst dem Kind damit zu schaden, ihre Medikation absetzten und stattdessen auf Alkohol und andere Intoxikationen umstiegen, die deutlich gefährlicher für die Ungeborenen sind.

    Sie kommt zu dem Schluss, dass es noch mehr Forschung zu dem Thema braucht und die Frauen in der Schwangerschaft sehr gut beraten werden müssen.

    Jacobsen SE: Antidepressants decreased birthweights, Science Nordic 2016. http://sciencenordic.com/antidepressants-decreased-birthweights/DHZ

    Rubrik: Medizin & Wissenschaft

    Erscheinungsdatum: 11.08.2016