Erkältungsmittel in der Schwangerschaft

Auch Hausmittel helfen

Schwanger und erkältet – welche Mittel sind erlaubt, ohne das Kind zu gefährden? Um Medikamente oder Hausmittel empfehlen zu können, sind Studien, Hinweise zur Arzneimittelsicherheit und auch eigene Vorlieben in Betracht zu ziehen. Mag eine Schwangere zum Beispiel Hühnersuppe, kann das durchaus wirksam sein. Matthias Bastigkeit
  • Vitamin C ist in seiner unmittelbaren Wirksamkeit begrenzt. Doch scheint es insgesamt die Erkrankungsdauer zu verkürzen.

  • Eine Erkältung ist eine Bagatellerkrankung, sie kann einer Schwangeren jedoch ziemlich zu schaffen machen. Halsschmerzen, Fieber, Gliederschmerzen und Husten – die Symptome sind vielfältig. Ein Mittel gegen alle Beschwerden gibt es nicht, schon gar nicht für Schwangere. Auch die meisten Phytopharmaka sind bei Schwangeren und Stillenden nicht geprüft.

     

    Erkältung oder schon Grippe?

     

    Treten bei der Patientin Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen oder Husten auf, denken Lai:innen meist, es handele sich nur um eine Erkältung oder eine Virusgrippe. Seit zwei Jahren denkt man unwillkürlich auch an eine Covid-19-Infektion.

    Erkältung und Grippe verhalten sich wie ein Tretroller zu einem Turbosportwagen. Man kann sie eigentlich nicht verwechseln. Die Grippe fällt über Patient:innen her, lähmt sie, macht sie unfähig zu agieren. Die Symptome sind galoppierend, insbesondere das Fieber.

    Bei einer Erkältung dominieren:

    • Kopf- und Gliederschmerzen
    • Husten
    • Halsschmerzen
    • Nasenlaufen
    • erhöhte Temperatur, jedoch meist kein hohes Fieber.

    Die Influenza (Virusgrippe) beginnt mit:

    • plötzlich hohem Fieber
    • Frösteln
    • Rasselgeräuschen beim Atmen
    • Augentränen
    • trockener Kehle
    • Zähneklappern
    • Unruhe und Schlafstörungen
    • angeschwollener Nasenschleimhaut
    • Rachenbeschwerden, insbesondere Schluckbeschwerden oder Heiserkeit
    • Kopf-, Glieder-, Muskel- und Kreuzschmerzen
    • Husten
    • eventuell Erbrechen
    • Bauchschmerzen und Durchfall.

     

    Welche Hausmittel?

     

    Schwangere sollten die »sanfte Medizin« bevorzugen. Für eine Pilotstudie haben die Ärztin Dr. Lisa Maria Parisius und ihre Kolleg:innen einen Fragebogen entwickelt, um herauszufinden, welche Hausmittel gegen Erkältungsbeschwerden angewendet werden. Die Analyse umfasste Fragen zum Allgemeinwissen der Patient:innen, der erlebten Wirksamkeit von Hausmitteln, der Anwendung von Hausmitteln bei häufigen Gesundheitsproblemen und soziodemografische Daten. Die Patient:innen wurden zufällig ausgewählt aus Hausarztpraxen in den Regionen Heidelberg, Erfurt und Hannover.

    480 von 592 Patient:innen aus 37 Hausarztpraxen gaben den Fragebogen ab. Basierend auf den Umfrageergebnissen waren Hausmittel weithin bekannt und wurden von etwa 80 % der Befragten verwendet. Am häufigsten verwendeten sie:

    • Dampfinhalationen
    • heißes Wasser mit Zitronensaft
    • Honig
    • Kamillentee
    • Hühnersuppe.

    Enttäuschend für Ärzt:innen, Apotheker:innen und Hebammen ist, dass 80 % der Befragten die Informationen am häufigsten von Familienmitgliedern einholen und nicht von schriftlichen Ratgebern oder medizinischem Fachpersonal (Parisius et al. 2014).

     

    Prinzip der Abwehrsteigerung

     

    Ein starkes Immunsystem kann Viren mehr entgegensetzen als ein geschwächtes. Präparate, die die körpereigene Abwehr unabhängig von der Art der Erreger steigern sollen, wirken »paraimmunisierend«. Diese Form der Immunisierung ist nicht erregerspezifisch und führt zu einem schnellen Schutz, der aber nur kurz anhält. Die allgemeine Abwehrbereitschaft des Körpers soll aktiviert und gesteigert werden. Vermutlich wird die Bildung von weißen Blutkörperchen (Granulozyten und Makrophagen) aktiviert, ihr »Erregerhunger« gesteigert und mehr Botenstoffe (Interferone, Interleukin 2) werden produziert. Ein Teil der Immunstimulanzien wirkt durch eine aktive oder passive Immunisierung erregerspezifisch – wie eine »Impfung«. Das heißt, bestimmte Erreger sollen unschädlich gemacht werden.

     

    Vitamin C und Sport

     

    Seit der Chemie-Nobelpreisträger Linus Pauling in den 1970er-Jahren in einem Buch die angebliche Wirkung von hoch dosierten Vitamin-C-Präparaten zum Schutz vor Erkältungen anpries, gilt es als das Anti-Erkältungs-Vitamin schlechthin. Die Datenlage zur vorbeugenden oder gar heilenden Wirkung von Vitamin C bei Erkältungen ist allerdings enttäuschend.

    Eine Metaanalyse der Cochrane Collaboration fasste die Ergebnisse von mehr als 30 Studien zur Wirksamkeit von hoch dosiertem Vitamin C mit mehr als 200 mg pro Tag zusammen.

    • Auch die tägliche Einnahme von hoch dosiertem Vitamin C konnte die Häufigkeit von Erkältungen in der Normalbevölkerung nicht senken.
    • Eine Ausnahme scheinen Menschen zu sein, die regelmäßig Sport treiben. Bei ihnen kann die vorbeugende Einnahme von Vitamin C die Erkältungshäufigkeit auf rund die Hälfte senken.
    • Vollkommen nutzlos ist die Einnahme bei Erkältungen aber nicht. Vitamin C kann die Krankheitsdauer geringfügig verkürzen.
    • Bei Kindern war der Effekt etwas deutlicher. Die Erkältungsdauer verkürzte sich um einen knappen Tag. Für diesen Effekt ist aber wohl die regelmäßige Einnahme notwendig.

    Wird Vitamin C erst bei den ersten Anzeichen einer Erkältung eingenommen, ist die Schlussfolgerung der Autor:innen: »Die Tatsache, dass eine Vitamin-C-Supplementierung das Auftreten von Erkältungen in der Allgemeinbevölkerung nicht reduziert, weist darauf hin, dass eine routinemäßige Vitamin-C-Supplementierung nicht gerechtfertigt ist, dennoch kann Vitamin C für Personen nützlich sein, die kurzzeitig starker körperlicher Anstrengung ausgesetzt sind.« (Hemilä & Chalker 2013)

     

    Zink steigert die Abwehr

     

    Bereits ab dem vierten Schwangerschaftsmonat steigt der Bedarf an Zink erheblich, da das ungeborene Kind zunehmend Nährstoffe benötigt. Insgesamt steigt der Bedarf an Mikronährstoffen während einer Schwangerschaft um nahezu 50 %.

    Hinzu kommt, dass Zinkmangel bei Schwangeren durch die Einnahme von Eisen begünstigt wird. Die Eisenpräparate blockieren die optimale Verwertung von Zink.

    Es ist also kein Mythos, dass Frauen während der Schwangerschaft einen erhöhten Zinkbedarf haben. Im Gegenteil: Nehmen sie zu wenig Zink zu sich, kann das ungeborene Kind zu Schaden kommen. Wissenschaftler:innen vermuten, dass Fehlbildungen oder ein zu geringes Geburtsgewicht auch auf Zinkmangel zurückzuführen seien.

    Zudem erhöht sich für Schwangere das Risiko, eine Fehlgeburt zu erleiden, wenn sie nicht auf die optimale Versorgung mit Nährstoffen achten. Zinkverbindungen werden zur Prophylaxe und Therapie viraler Infektionen empfohlen. Die Datenlage hierzu ist recht stabil.

    Zinkionen wirken auf sehr unterschiedlichem Wege gegen virale Infektionen:

    • Sie reduzieren die lokale Entzündungsreaktion.
    • Sie fördern die Replikation von T-Zellen.
    • Sie steigern die Interferonproduktion.
    • Sie hemmen die Sekretbildung.
    • Sie hemmen die Replikation von Rhinoviren.

    Außerdem wirkt Zink als Adstringens und stabilisiert Proteine und Zellmembranen. Gerade bei der banalen Erkältung platzen Mastzellen, überschwemmen den Körper mit allergenem Histamin und lösen die typische Schnupfensymptomatik aus. Zink verhindert, dass sich Rhinoviren an die Schleimhautzellen binden. Die Viren können so nicht mehr in die Zellen eindringen und sich weiter ausbreiten.

     

    Lutschen besser als schlucken

     

    Damit Zink wirken kann, sind die Wertigkeit, die Salzform, der pH-Wert der Zubereitung und die Art der Einnahme wichtig. Am besten wirkt das Spurenelement, wenn es als Lutschtablette oder Gurgellösung verabreicht wird; geschluckt sind Tabletten weniger wirksam.

    Wichtig ist, dass man mit der Zinkbehandlung innerhalb von 24 Stunden beginnt, nachdem die ersten typischen Anzeichen einer Infektion auftauchen. Wenn Zink oral genommen wird, ist Zinkhistidin am wirksamsten. Diese Komplexverbindung wirkt zusätzlich antioxidativ und antientzündlich. Zur Wirksamkeit gegen Coronaviren existieren derzeit noch keine Daten.

    Hinweise auf Schäden durch starke Zinkexposition beim Menschen liegen nicht vor, während bei Zinkmangel über eine Häufung von Neuralrohrdefekten und Wachstumsretardierung bei ungeborenen Kindern und Schwangerschaftskomplikationen diskutiert wird. Der Tagesbedarf für Schwangere beträgt nach den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) 10 mg.

    Den zusammengefassten Studienergebnissen zufolge könnte die Einnahme von Zinkpräparaten die Krankheitsdauer bei Erwachsenen um 1,8 Tage verkürzen. Folglich könnte sich für Erwachsene die Einnahme von Zinkpräparaten lohnen, wenn sie die Erkrankungsdauer merklich reduzieren wollen (Hunter et al. 2020; Science M et al. 2012).

     

    Hilfreiche Hühnersuppe

     

    Die Suppe vom Huhn ist nicht nur ein altes Hausmittel, sondern etwas Leckeres – mit Evidenz. Es gibt Untersuchungen, dass allgemein heiße Flüssigkeiten durch ihren Dampf den Schleim aus den Atemwegen lösen – und so Erkältungssymptome lindern und krankheitserregende Keime rascher entfernen können. Im Vergleich zu heißem Wasser hat Hühnersuppe bessere Effekte.

    Die Fließgeschwindigkeit des Nasenschleims und der nasale Luftstromwiderstand wurden bei 15 gesunden Proband:innen vor sowie 5 und 30 Minuten nach dem Trinken von heißem Wasser, heißer Hühnersuppe und kaltem Wasser gemessen. Heißes Wasser erhöhte die Nasenschleim-Fließgeschwindigkeit von 6,2 auf 8,4 mm pro Minute, heiße Hühnersuppe von 6,9 auf 9,2 mm (Rennard et al. 2000).

    Außerdem wurde nachgewiesen, dass Hühnersuppe das Andocken von Entzündungsmediatoren hemmte, zumindest im Reagenzglas. Damit kann sie antientzündlich wirken. Generell stecken im Huhn viele hochwertige Eiweißbausteine wie etwa Cystein oder Carnosin, die als Antioxidantien wirken und so Entzündungen hemmen und Zellen schützen können (Eccles et al. 2015).

     

    Algen als Virenschutz

     

    Viren dringen über die Nase und den Rachenraum in den Körper ein. Nasensprays mit dem Algenwirkstoff Carragelose bilden eine physikalische Barriere, in der sich Viren verfangen. Studien belegen, dass die Viruslast um bis zu 90 % reduziert werden kann (Aponet 2021). Somit ist die Alge eine wirksame Hilfe aus der Natur.

     

    Mit Pflanzenkraft gegen Viren

     

    Die Leitlinie »Rhinosinusitis« der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde empfiehlt zur Behandlung einige Phytopharmaka: Cineol, Myrtol und ein Kombipräparat aus Ampfer, gelbem Enzian, Holunder, Eisenkraut und Schlüsselblume (Sinupret forte®) (AWMF 2019).

    Die Leitlinie empfiehlt bei Erkältungen allgemein auch Analgetika und Dekongestiva, also gefäßabschwellende Wirkstoffe. Beide Substanzklassen sind in der Schwangerschaft meist kontraindiziert.

    Abschwellende Substanzen zum Einnehmen sind beispielsweise Ephedrin oder Phenylephrin. Da der Wirkstoff Ephedrin die Plazentaschranke überwinden kann und auch in die Muttermilch übergeht, sollte er während Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet werden. Bei Schwangeren kann durch Ephedrinpräparate zusätzlich eine Minderdurchblutung der Plazenta auftreten, die das Kind gefährdet

     

    Freiheit für die Nase

     

    Etwa 20 bis 30 % der Schwangeren leiden unter einer Schwangerschaftsrhinitis (Rhinopathia gravidarum). Ursachen sind Östrogene, die die Durchblutung der Nasenschleimhaut steigern und die Bildung von Nasensekret erhöhen.

    Gegen nasale Zubereitungen wie Xylometazolin, Oxymetazolin und andere ist nichts einzuwenden. Sie wirken rasch abschwellend. Nasentropfen sollten nicht angewendet werden. Die Dosiergenauigkeit ist schlecht, es besteht die Gefahr einer Keimverschleppung. Viele Patient:innen legen den Kopf bei der Anwendung in den Nacken. Die Nase befindet sich aber oberhalb des Halses, so rinnen die Tropfen in die Speiseröhre. Statt Tropfen sollten sie ein Dosierspray anwenden. Das ist effektiver, damit der Wirkstoff an den richtigen Ort gelangt. Zur Sicherheit kann die Schwangere das Spray in der Säuglingsdosierung anwenden.

    Embryotox, die Informationsplattform des Pharmakovigilanz- und Beratungszentrums für Embryonaltoxikologie der Charité Berlin, beurteilt abschwellende Nasensprays mit Dekongestiva so: »Hinweise auf eine mögliche teratogene Wirkung haben sich bei weit verbreitetem Einsatz in der Schwangerschaft und in Studien mit insgesamt über 460 Schwangeren nicht ergeben. Diese sind aufgrund der bei normaler Anwendung allenfalls gering resorbierten Menge auch nicht zu erwarten. Diskussionen zu schädigenden Effekten durch eine vasokonstriktorische Wirkung sind nicht eindeutig belegt.« (Embryotox 2012)

    Alternativ kann die Schwangere Nasenspray mit Meersalz verwenden. Eine neuartige Zubereitung enthält Ektoin. Es wirkt

    • zellschützend
    • entzündungshemmend
    • befeuchtend
    • wasserbindend
    • pflegend
    • membranstabilisierend
    • antiallergisch.

     

    Das Fieber senken

     

    Die Frage, ob und welche Arzneimittel Schwangere einnehmen dürfen, ist nicht leicht zu beantworten. Kann eine Erkältung dem ungeborenen Kind schaden? Ja! Zumindest dann, wenn als Symptom Fieber auftritt.

    Bei Kindern, deren Mütter über Erkältung oder Grippe mit Fieber in der Schwangerschaft berichteten, traten signifikant mehr Geburtsfehler auf, wie Anenzephalie, Spina bifida, Enzephalozele, Lippenspalte mit oder ohne Gaumenspalte, Nierenschäden, Endgliedschäden oder weitere Komplikationen.

    Eine Studie wertete Daten aus der US-amerikanischen National Birth Defects Prevention Study aus. An über 17.000 Frauen wurde untersucht, ob Fieber schwerwiegende strukturelle Geburtsfehler hervorrufen kann. Das Risiko einer fetalen Schädigung bei mütterlichem Fieber ist bis zum Vierfachen erhöht (Waller et al. 2018).

    Die Autor:innen einer weiteren Studie fanden heraus, dass Fieber während der gesamten Schwangerschaft offensichtlich auch Autismus und eine verzögerte Entwicklung des Kindes verursachen kann (Zerbo et al. 2013).

     

    Erst wickeln, dann schlucken

     

    Die erste Maßnahme bei Fieber sind Wadenwickel mit lauwarmem (!) Wasser. Die Temperatur sollte etwa 10 °C unter der Körpertemperatur liegen. Hat die Schwangere kalte Extremitäten oder Schüttelfrost, sollten Wadenwickel nicht angewendet werden. Von diesem Hausmittel darf man allerdings nicht zu viel erwarten. Eine Temperatursenkung von 0,5 Grad ist ein gutes Ergebnis.

    Die Thermoregulation funktioniert bei Erwachsenen anders als bei Kindern. Erwachsene frieren bei Fieber, Kinder schwitzen. Erwachsene sollten warmen Tee, Kinder kalte Getränke zu sich nehmen.

     

    Bei Fieber und Kopfschmerzen

     

    Schmerzmittel und Fiebersenker wie Ibuprofen und Diclofenac dürfen nur in den ersten beiden Schwangerschaftsdritteln eingenommen werden, da es im letzten Trimenon zu einem vorzeitigen Verschluss des Ductus arteriosus botalli mit der Folge einer pulmonalen Hypertonie beim Neugeborenen kommen kann.

    Paracetamol ist während der gesamten Schwangerschaft laut Embryotox das Mittel der Wahl. Zu diesem Wirkstoff wurden allerdings zahlreiche Studien veröffentlicht, die davor warnen, dass auch eine seltene Einnahme das Risiko des Feten für Asthma, Neurodermitis, ADHS und Sprachentwicklungsstörungen erhöhe. Die Studienlage ist nicht eindeutig. Gibt es alternative, risikofreie Schmerz- und Fiebersenker? Nein!

    Bei Spannungskopfschmerzen können Schwangere eine alkoholische Lösung mit Pfefferminzöl (Euminz ®) auf die Schläfen und den Nacken auftragen. Die Wirksamkeit ist hinreichend dokumentiert (Göbel et al. 2016).

     

    Hustenstiller und -löser

     

    Die Aussagen zu hustenstillenden oder -lösenden Wirkstoffen sind in der Fachliteratur nicht einheitlich. So sollten Schwangere Dextromethorphan (zum Beispiel Silomat®DMP gegen Reizhusten), Acetylcystein (zum Beispiel Bromuc®), Ambroxol (Mucosolvan®) oder Bromhexin (Bisolvon®) als Hustenlöser laut Fachinformationen nur in Ausnahmefällen und nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung einsetzen. Embryotox kommt dagegen zu der Aussage, dass Dextromethorphan in allen Phasen der Schwangerschaft als Antitussivum eingesetzt werden könne. Diverse Leitlinien empfehlen wegen kaum erwiesener Wirkung allerdings keinen Schleimlöser. Positiv bewertet werden lediglich Phytopharmaka mit Myrtol (Gelomyrtol®) Cineol (Soledum®) oder Kombipräparate mit Primelextrakten (Sinupret® forte oder Sinupret extract).

    Zu Phytopharmaka findet man in den Packungsbeilagen häufig die Aussage, dass sie aufgrund unzureichender Datenlage für Schwangere nicht empfohlen werden. Dagegen hält Embryotox Thymian- und Efeu-Extrakte mit Ausnahme alkoholhaltiger Zubereitungen für akzeptabel, obwohl systematische Studien zur Verträglichkeit in der Schwangerschaft fehlen.

    Wichtig: Schwangere sollten keine größeren Mengen Salbeitee trinken, weil es zu vorzeitigen Wehen führen kann.

    Am sinnvollsten ist es natürlich, gar keine Arzneimittel in der Schwangerschaft einzunehmen. Wenn der Leidensdruck bei einer Erkältung sehr hoch ist, sollte eine Risikoabwägung erfolgen. Problemlos sind in jedem Fall Kochsalzlösung für die Nase, niedrig dosiertes Nasenspray bei behinderter Nasenatmung oder Mittelohrentzündung, ethanolische Minzlösung bei Kopfschmerzen sowie Cineol oder Myrtol zur Schleimlösung. Bei allen anderen Medikamenten sollte man erst mal zurückhaltend sein oder (Erkältungs-)Tee trinken.

    Rubrik: Ausgabe 10/2021

    Erscheinungsdatum: 28.09.2021

    Literatur

    Literatur

    Aponet: Wie sich Coronavirus, Grippe und Erkältung unterscheiden. https://www.aponet.de/artikel/grippe-erkaeltung-oder-coronavirus-11763. 08/21

    AWMF: Rhinosinusitis. S2k-Leitlinie. AWMF-Register-Nr. 017/049 und 053–012. https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/017-049_und_053-012l_S2k_Rhinosinusitis_2019-04.pdf

    Babizhayev MA, Deyev AI: Management of the virulent influenza virus infection by oral formulation of nonhydrolized carnosine and isopeptide of carnosine attenuating proinflammatory cytokine-induced nitric oxide production. Am J Ther 2012. 19(1):e25–47. doi: 10.1097/MJT.0b013e3181dcf589. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/20841992/

    Eccles R et al.: Efficacy and safety of iota-carrageenan nasal spray versus placebo in early treatment of the common cold in adults: the ICICC trial. Respir Res 2015. 5; 16:121

    Embryotox: https://www.embryotox.de/arzneimittel/details/xylometazolin/ 08/2012

    Göbel H, Heinze A, Heinze-Kuhn K et al.: Oleum...

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