Scoping-Review aus Portugal

Bedürfnisse von Frauen im Wochenbett

  • Die Bedürfnisse der Mutter können neben denen des Neugeborenen leicht übersehen und übergangen werden.

  • Die Weltgesundheitsorganisation beschreibt die Zeit nach der Geburt als kritische Phase im Leben einer Frau: Besonders mit der Geburt des ersten Kindes gehen viele verschiedene Herausforderungen, Veränderungen und Umstellungsprozesse einher. Nicht mehr die Frau allein, sondern die Interaktion mit ihrem Kind bestimmt viele Lebensbereiche. Die Bedürfnisse des Kindes nehmen Einfluss auf mütterliche Entscheidungen, ihre Empfindungen und ihren eigenen Schlafrhythmus. Als Mutter erfüllt sie viele Bedürfnisse des Kindes und hat als Frau gleichzeitig eigene Bedürfnisse. Welche sind das? Wie erleben und beschreiben Frauen ihre Bedürfnisse in dieser Zeit? Hierzu wurde kürzlich ein Scoping-Review im Rahmen einer Masterarbeit in Portugal durchgeführt.

    Eingeschlossen wurden 27 Publikationen, die seit 2017 zu dem Thema veröffentlicht wurden. Sie umfassten qualitative, quantitative und mixed-method Studien.

     

    Vier grundlegende Bedürfnisse von Müttern

     

    In den meisten Studien wurde zum Ausdruck gebracht, dass Frauen sich unzureichend auf die Wochenbettszeit vorbereitet gefühlt hatten. Vier Themenbereiche wurden aufgezeigt:

    1. Unterstützung
    2. Austausch
    3. Betreuung
    4. Vorbereitung auf die Postpartalzeit.

     

    Unterstützung

     

    Das Bedürfnis nach Unterstützung während der Wochenbettszeit wird in 18 Studien genannt (66,7 %). Es umfasst sowohl praktische als auch emotionale Unterstützung der Frau selbst, jedoch zusätzlich praktische Unterstützung im Umgang mit dem Neugeborenen. Mütter haben das Bedürfnis nach Unterstützung durch eine Begleitperson aus dem familiären Umfeld oder durch Mitarbeiter:innen aus dem Gesundheitssystem.

     

    Austausch

     

    Acht Studien (29,6 %) nahmen Bezug darauf, dass Frauen das Bedürfnis nach Austausch nach der Geburt haben. Hierbei war es wichtig, dass sie ihr Geburtserlebnis teilen und ihre Emotionen aussprechen konnten. Zudem zeigten die Daten, dass Frauen über Erfahrungen mit der Elternschaft sprechen wollten und einen Austausch suchten, in dem sie auch über eigene Zweifel sprechen konnten.

     

    Betreuung

     

    Fast alle Studien (96,3 %) zeigten, dass Frauen nach der Geburt ein Bedürfnis nach Betreuung hatten. Dabei war aus Sicht der Mütter wichtig, dass der Fokus nicht allein auf dem Neugeborene lag, sondern sie als Wöchnerin in ihren Bedürfnissen geachtet und unterstützt wurden. Hierzu zählte auch Informationsweitergabe interdisziplinär unterstützender Angebote wie Unterstützung durch Physiotherapeut:innen oder Osteopath:innen sowie Kontakte für mögliche Notfallsituationen. Das Bedürfnis nach Betreuung umfasste auch den Wunsch nach einer Anleitung mit praktischer Hilfe zur Pflege des Neugeborenen.

     

    Vorbereitung auf die Postpartalzeit

     

    In 17 Studien (63 %) äußerten Frauen das Bedürfnis nach einer guten Vorbereitung auf die Wochenbettzeit. Hierbei spielte eine entscheidende Rolle, dass die kontinuierliche Betreuung des Neugeborenen kommuniziert wird, so dass Frauen sich bereits während der Schwangerschaft auf diese Anforderung vorbereiten können.

     

    Die Mutter im Blick

     

    Die Autorinnen diskutieren, dass sich in der Lebensphase nach der Geburt eines Kindes häufig neue Routinen entwickeln. Dabei erfolgt die Betreuung während der Wochenbettzeit häufig mit einem Fokus auf die Bedürfnisse des Neugeborenen. Dadurch können leicht die Bedürfnisse der Mutter übersehen und übergangen werden.

    Interessant dabei: Die Studien zeigen, dass Frauen sich häufig nicht ausreichend auf die Zeit des Wochenbetts vorbereitet fühlen. Mütter benötigen Unterstützung, Betreuung, Austausch und eine Vorbereitung auf Herausforderungen, die mit dieser Lebensphase einhergehen.

     

    Bedürfnisse der Mütter achten

     

    Die Autorinnen fassen zusammen: Eine Vorbereitung auf die Postpartalzeit während der Schwangerschaft ist wichtig, um mütterliche Erfahrungen in der Wochenbettzeit sowie im Übergangsprozess zur Elternschaft zu verbessern. Es gilt eine Vielzahl verschiedener kindlicher und mütterlicher Bedürfnisse zu beachten, wobei die Bedürfnisse der Mutter sehr vielschichtig sein können und Frauen darin nicht übergangen werden möchten. Weitere Forschung sollte durchgeführt werden.

    Quelle: Sendas, M. V., Freitas, M. J. (2024). The needs of women in the postpartum period: a scoping review. Midwifery, 104098. https://doi.org/10.1016/j.midw.2024.104098 ∙ Beate Ramsayer/DHZ

    Rubrik: Wochenbett

    Erscheinungsdatum: 09.07.2024