Multizentrische randomisiert-kontrollierte Studie aus Schweden

Beeinflusst die Dosierung von Oxytocin das Geburtserleben der Frau?

  • Die unterschiedliche Dosierung des Oxytocins hatte in einer randomisierten Studie keinen Einfluss auf das Geburtserleben der Frau. Empfohlen wird wegen der Nebenwirkungen des Wehenfördermittels die niedrigere Dosierung.

  • Das Hormon Oxytocin zählt weltweit zu den an den häufigsten verwendenden Medikamenten in der Geburtshilfe. Wenig bekannt ist bislang zu den Wirkungen dieser Hormongabe auf das mütterliche Schmerzempfinden und die Erfahrung mit der Geburt. Ebenfalls liegt einer schwache Datenlage dazu vor, wie sich die Menge des verabreichten Oxytocins auf das mütterliche Empfindungen auswirkt, wenn es zur Wehenunterstützung verwendet wird.

    Das Ziel einer schwedischen Studie bestand darin, die mütterliche Geburtserfahrung und Erfahrungen mit Wehenschmerzen bei erstgebärenden Frauen zu vergleichen, die in der Studiengruppe hochdosiertes Oxytocin und in der Kontrollgruppe niedrigdosiertes Oxytocin zur Unterstützung der Wehentätigkeit erhalten hatten. Die Dosierung umfasste in der Studiengruppe 20 IU Oxytocin in 1.000ml isotoner NACL-Lösung bei einer initialen Geschwindigkeit von 6,6 mU/min, die bis 59,4 mU/min gesteigert werden konnte. In der Kontrollgruppe wurden 10 IU Oxytocin in 1.000 ml isotoner NACL-Lösung bei einer Startgeschwindigkeit von 3,3 mU/min verwendet, die bis 29,7 mU/min gesteigert werden konnte.

    Die randomisiert-kontrollierte Studie wurde an sechs schwedischen Krankenhäusern durchgeführt. Eingeschlossen wurden 1351 gesunde Frauen zum Zeitpunkt der Geburt mit einer Einlingsschwangerschaft in Schädellage, nachdem die Geburt spontan begonnen, ein Blasensprung stattgefunden hatte und anschließend eine protrahierte Eröffnungsphase diagnostiziert wurde. Die Daten wurden zwischen September 2013 und Oktober 2016 erhoben. Die Wehenschmerzen wurden zwei Stunden nach der Geburt anhand einer visuellen Analogskala abgefragt (VAS). Zwei Monate nach der Geburt wurden die Frauen zur Geburtserfahrung mit dem Fragebogen zur Geburtserfahrung Version 2 (CEQ2) befragt, der vier Bereiche umfasst: Die Einschätzung der eigenen Kapazitäten, die wahrgenommene Sicherheit, die erfahrene professionelle Unterstützung und die Mitwirkung.

    Insgesamt konnten 1.008 vollständige Datensätze ausgewertet werden, die Rücklaufquote lag bei 83 Prozent. Davon konnten 511 Frauen der Studiengruppe und 497 Frauen der Kontrollgruppe zugeordnet werden.

    Alle vier Bereiche der Geburtserfahrung wurden in beiden Gruppen ähnlich bewertet. Ebenfalls wurden die Wehenschmerzen in beiden Gruppen ähnlich wahrgenommen. Der Geburtsschmerz wurde interessanterweise zwei Monate nach der Geburt bei den Frauen mit erlebten Schmerzen höher bewertet als direkt im Anschluss an die Geburt.

    Die AutorInnen schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass die unterschiedliche Dosierung des Oxytocins keinen Einfluss auf die Geburtserfahrung der Frauen hatte. Jedoch verweisen sie auf bekannte Nebenwirkungen in Zusammenhang zur Verwendung von hochdosiertem Oxytocin wie Tachysystolie oder kindlichen Stress. Sie empfehlen daher die Entscheidung zur Verwendung von niedrigdosiertem Oxytocin bei einer erforderlichen Oxytocinunterstützung, da diese mit weniger Nebenwirkungen für Mutter und Kind einhergeht.

    Quelle: Selin L et al.: Dosage of oxytocin for augmentation of labor and women's childbirth experiences: a randomized controlled trial. Acta Obstet Gynecol Scand 2020. DOI: 10.1111/aogs.14042 DHZ

     

    Rubrik: Geburt

    Erscheinungsdatum: 01.12.2020