Mentale Gesundheit in der reproduktiven Phase

Betreuungsfähigkeiten der Studierenden stärken

  • Auch wenn der Umgang mit der perinatalen psychischen Gesundheit Teil der Handlungskompetenz von Hebammen darstellt, kann es Hebammen an Selbstvertrauen oder Kompetenzen in Bezug auf diese Fähigkeiten fehlen.

  • Hebammen nehmen oft eine Schlüsselposition ein, mit betreuten Frauen über mentale Veränderungen, Herausforderungen oder Probleme im Zusammenhang mit Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett zu sprechen. Sie spielen eine wichtige Rolle beim Screening auf Risikofaktoren, die auf eine psychische Erkrankung während der perinatalen Phase hinweisen.

    Auch wenn der Umgang mit der perinatalen psychischen Gesundheit Teil der Handlungskompetenz von Hebammen darstellt, kann es Hebammen an Selbstvertrauen oder Kompetenzen in Bezug auf diese Fähigkeiten fehlen. Bislang existieren wenige Möglichkeiten für Studierende der Hebammenwissenschaften, ihre Kompetenzen im Bereich der perinatalen psychische Gesundheit zu erweitern.

    Veröffentlicht wurde zu diesem Themenkomplex kürzlich ein Diskussionspapier, welches ein innovatives Lehr- und Lernprojekt beschreibt, das darauf abzielt, die Fähigkeiten Studierender der Hebammenwissenschaften zu stärken: Eine Stärkung in das Vertrauen und der Fähigkeit der Studierenden, sowohl psychische Erkrankungen während der Perinatalphase zu erkennen, diese praktisch zu begleiten sowie Frauen mit schwerwiegenden psychischen Erkrankungen interdisziplinär zu begleiten.

    Das innovative Lehr- und Lernprojekt umfasst die Arbeit am Themenkomplex mit audiovisuellen Ressourcen sowie einer objektiven strukturierten klinischen Prüfung (OSCE). Zunächst wurden acht Szenarien zum Themenkomplex der perinatalen mentalen Gesundheit entwickelt. Diese umfassen Fallbeispiele zu klinischen Situationen rund um das Themenfeld der psychischen Gesundheit: Ängste, Depressionen sowie das seltene Auftreten einer postpartalen Psychose werden thematisiert.

    Die Durchführung der Arbeit an den Fallbeispielen erfolgt in Achtergruppen und erfordert neben der Erklärung des Fallbeispiels die Anwendung und Diskussion des Edinburgh Postnatal Depression Score (EPDS) durch die Studierenden. Zudem erfolgten eine Einschätzung des Fallbeispiels sowie eine Diskussion zu den gewählten Strategien zur weiteren Behandlung oder interdisziplinären Betreuung der Frau.

    Die Evaluation der OSCE ging mit der Limitierung einher, dass die Rücklaufquote der Fragebögen lediglich bei 30 % lag, was die Autor:innen auf eine Überfrachtung der Studierenden mit elektronischen Umfragen während der Corona-Pandemie begründeten. Die Ergebnisse zeigten, dass der Großteil der befragten Studierenden die Erfahrung mit dem OSCE bestärkend erlebte, zukünftig den EPDS anzuwenden (77,8 %). Sie fühlten sich sicher im Umgang mit mentalen Themen während der Perinatalzeit. Ein Großteil der Studierenden bewertete den OSCE als positive Lernerfahrung.

    Die Autor:innen diskutieren einen Bedarf an der Entwicklung innovativer Lehr- und Lernerfahrungen, gerade im Themenkomplex der perinatalen mentalen Gesundheit. Hierfür stellen sie zwei der erprobten audiovisuellen Ressourcen auf der Website des Australian College of Midwives für die Anwendung im Hebammenstudium kostenlos zur Verfügung: www.midwives.org.au/Web/Web/Professional-Development/Resources.aspx?hkey=12c2360e-d8b9-4286-8d0a-50aeaeca9702.

    Quelle: Fox, D., Solanki, K., Brown, G., Catling, C., Scarf, V., Sheehy, A., Musgrave, L., Margetts, J., Mcewen, T., Abela, P. & Baird, K. (2023). Perinatal mental healthcare: Developing skills in midwifery students. Women Birth, 36, 167-170. doi: https://doi.org/10.1016/j.wombi.2022.11.005 ∙ Beate Ramsayer/DHZ

    Rubrik: Aus- und Weiterbildung

    Erscheinungsdatum: 04.04.2023