Kleine Anfrage der Linksfraktion

Bundesregierung: Steigerung der Sectiorate nicht wirtschaftlich bedingt

  • Die Bundesregierung sieht weniger wirtschaftliche als vielmehr strukturelle Gründe, die eine höhere Sectiorate begünstigen.

  • Die Bundesregierung kann für gestiegene Kaiserschnittraten keine betriebswirtschaftlichen Anreize ausmachen. Das schreibt sie in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion.

    Der Regierung zufolge wird nach dem Fallpauschalenkatalog eine Sectio ohne Komplikationen mit rund 2.600 Euro vergütet, eine komplikationsfreie vaginale Geburt mit rund 1.700 Euro. Dabei sei der medizinische Aufwand bei der Operation deutlich größer. „Wegen der höheren Kosten ist nicht davon auszugehen, dass Krankenhäuser durch Kaiserschnitt trotz einer höheren Vergütung gegenüber vaginalen Entbindungen grundsätzlich höhere Deckungsbeiträge erzielen“, erklärt die Regierung. Ein rein wirtschaftlicher Grund sei daher nicht auszumachen. Stattdessen seien die Gründe für die Entwicklung hin zu mehr Kaiserschnitten vielschichtig und würden in der medizinischen Fachwelt intensiv diskutiert, heißt es. Die Regierung zieht eine Studie im Auftrag der Bertelsmann Stiftung heran, wonach in Deutschland eine Veränderung der Risikoeinschätzung zum Trend beitrage. Für die veränderte Risikobewertung würden in der Studie unter anderem eine defensiver ausgerichtete Geburtshilfe, haftungsrechtliche Entwicklungen, Veränderungen in der Klinikorganisation und die abnehmende Erfahrung der Geburtshelfer in der Betreuung komplizierter Spontangeburten verantwortlich gemacht.
    In Deutschland steigt die Zahl der Kaiserschnittgeburten in der Tendenz. 2012 lag die Quote bei 31,9 Prozent. Die regionalen Raten unterscheiden sich dabei teilweise erheblich. International fallen die Kaiserschnittraten sehr unterschiedlich aus. Laut einer 2013 von der OECD veröffentlichten Statistik liegen Island und die Niederlande mit einer Quote von 14,7 beziehungsweise 15,6 Prozent am Ende der dargestellten Länderskala, während in der Türkei (46,2 Prozent) und in Mexiko (49,0 Prozent) beinahe jedes zweite Neugeborene per Kaiserschnitt geholt wird.

    (Gerechte Gesundheit - Das Telegramm zur Verteilungsdebatte, 9/2014)

    Rubrik: Geburt

    Erscheinungsdatum: 15.10.2014