Gesetzesentwurf

China bereitet Ende der Zwei-Kind-Politik vor

  • Vor drei Jahren wurde in China die Ein-Kind-Politik in Richtung zwei Kinder gelockert. Nun dürften bis 2020 sämtliche Beschränkungen aufgehoben werden.

  • Als Reaktion auf seine rapide alternde Gesellschaft erwägt China die Aufhebung der Zwei-Kind-Politik. Der Entwurf für ein neues Zivilgesetzbuch, der im August dem Ständigen Ausschuss des Volkskongresses vorgelegt worden sei, enthalte keine Regelungen zur Familienplanung mehr, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua. Damit werde der «sich ändernden demografischen Situation» Rechnung getragen. 

    Wird der Gesetzestext wie vorgesehen 2020 verabschiedet, müssten bis spätestens dann sämtliche Beschränkungen aufgehoben werden, schlussfolgerten andere Medien. Wegen seiner alternden Gesellschaft hatte China bereits vor drei Jahren das Ende der Jahrzehnte andauernden Ein-Kind-Politik verkündet. Seitdem dürfen Eltern zwei Kinder bekommen. 

    Dieser erste Schritt führte allerdings nicht zu dem erhofften Babyboom. Angesichts hoher Mieten und teurer Schulbildung fürchten viele Paare, dass sie sich kein zweites Kind leisten können. 2016 wurden amtlichen Angaben zufolge 17,9 Millionen Baby geboren, nur 1,3 Millionen mehr als im Vorjahr und damit deutlich weniger, als die Regierung erwartet hatte. Im vergangenen Jahr ging die Zahl der Neugeborenen auf 17,2 Millionen zurück. Laut einer Statistik der Weltbank bekommt eine Frau in China durchschnittlich 1,6 Kinder - zu wenig, um die Bevölkerung stabil zu halten.

    Die strenge Ein-Kind-Politik wurde 1979 eingeführt. Es ging darum, das wachsende Riesenvolk zu ernähren und die knappen Ressourcen zu schützen. Ohne die strikte Familienpolitik würden heute in China nach offiziellen Angaben schätzungsweise 300 Millionen Menschen mehr leben.

    Die Geburtenbeschränkung war wegen ihrer strengen Umsetzung mit Zwangsabbrüchen bis spät in der Schwangerschaft und anderer Eingriffe in das Leben der Menschen immer heftig umstritten. Über die Jahre gab es schrittweise Lockerungen. Wegen der traditionellen Bevorzugung von Jungen durften Bauern, die zuerst ein Mädchen bekommen hatten, noch einmal versuchen, einen männlichen Stammhalter zu bekommen. Manche Chinesen fanden auch Wege, die Beschränkungen zu umgehen. Wer genug Geld hatte, zahlte häufig einfach die Strafen, die bei einem zweiten Kind verhängt werden.

    Quelle: dpa, 28.8.2018 DHZ

    Rubrik: Politik & Gesellschaft

    Erscheinungsdatum: 28.08.2018