Polen und Deutschland im Ländervergleich

Dreimonatskoliken - was tun?

  • Der Umgang mit Dreimonatskoliken ist in Polen und Deutschland zum Teil sehr ähnlich, zum Teil fundamental anders.

  • Dreimonatskoliken betreffen eine erhebliche Anzahl von Säuglingen in ihrer frühen Lebensphase und können zu Belastungen bei deren Eltern führen. Daher zählen sie zu den grundlegenden Themen, bei denen Beratungsbedarf während der Wochenbettzeit besteht.

    Vergleicht man die Situation in Deutschland und Polen wird deutlich, dass unterschiedliche Grundlagendokumente berücksichtigt werden. So umfassen diese in Deutschland eine S2k Leitlinie, in der ein Schwerpunkt auf der Stärkung der elterlichen Kompetenz und Beratung liegt, wohingegen in Polen keine vergleichbare Leitlinie vorliegt. In Polen wird auf Studien Bezug genommen, die im Kontrast zu Deutschland den Schwerpunkt auf der Anwendung pharmakologischer Methoden wie Probiotika und einer Gabe von Simeticon legen, das gegen Blähungen und Bauchschmerzen wirken soll. Durchgeführt wurde eine fragebogengestützte Umfrage unter 160 deutschen und 133 polnischen KinderärztInnen, in denen unter anderem Behandlungsansätze und Einschätzungen abgefragt wurden.

    Die Ergebnisse zeigen, dass die PädiaterInnen beider Länder über Erfahrungen und Einschätzungen zum Themenkomplex der Dreimonatskoliken verfügen, welche sich zum Teil decken und zum Teil unterscheiden. Polnische PädiaterInnen schätzen, dass 49,5 % der Kinder im Altern von 0 bis 5 Monate betroffen sind, wohingegen PädiaterInnen in Deutschland eine Rate von 41,5 % sehen. KinderärztInnen aus beiden Ländern schätzen die durch kindliche Koliken verursachte elterliche Belastung als hoch oder sehr hoch ein, wobei die Belastung durch deutsche PädiaterInnen mit 61 % im Vergleich zu polnischen mit 37 % angegeben wird. Die PädiaterInnen beider Länder sehen einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Dreimonatskoliken und mütterlicher Depression.

    Der Großteil beider Länder sieht einen geringen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Dreimonatskoliken und der Entscheidung zu einem vorzeitigen Abstillen.  

    Die AutorInnen schlussfolgern, dass ihre Ergebnisse Einblicke in verschiedene Denk- und Handlungsweisen als Reaktion auf Dreimonatskoliken durch deutsche und polnische PädiaterInnen aufzeigen. Sie sehen die Chance, diese zur weiteren Kommunikation über kindliche Koliken zu nutzen.

    Quelle: Sommermeyer H et al.: Infantile Colic-The Perspective of German and Polish Pediatricians in 2020. Int J Environ Res Public Health 2020. 17(19). doi:10.3390/ijerph17197011 ∙ DHZ

    Rubrik: 1. Lebensjahr

    Erscheinungsdatum: 15.10.2020