WHO-Grafik zu Hebammenversorgung und Frauengesundheit

Eine Grafik bringt es auf den Punkt

Die WHO hat über 50 Gesundheitsfaktoren erhoben, die sich durch qualitativ hochwertige Hebammenausbildung und -arbeit weltweit verbessern. Andrea Ramsell
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    Quelle: Strengthening quality midwifery education for Universal Health Coverage 2030: framework for action. Geneva: World Health Organization; 2019. Licence: CC BY-NC-SA 3.0 IGO

     

    Aus der Grafik der WHO von 2019 geht hervor, in welchen Bereichen qualitativ hochwertige Hebammenarbeit Einfluss auf die Gesundheit von Schwangeren, Neugeborenen und Familien hat. Man sieht einen Kreislauf mit konkreten gesundheitlichen Parametern, deren Wirkungen und Folgen durch die Hebammenarbeit positiv beeinflusst werden (siehe auch DHZ 7/2020).

     

    Mehr als 50 Parameter

     

    Insgesamt wurden mehr als 50 Parameter identifiziert, die durch eine adäquate Hebammenversorgung verbessert werden können. Dazu gehören auch die Reduktion schwerwiegender Erkrankungen in der Schwangerschaft sowie die Milderung schwerer Verläufe.

    Bei dieser Grafik aus der Publikation »Strengthening quality midwifery education for Universal Health Coverage 2030: framework for action« (WHO 2019) könnte man annehmen, die Wirkung sei in armen Ländern mit schlechter medizinischer Versorgung größer. Doch das stimmt nur bedingt: Die Wirkung durch Hebammenversorgung ist anders. In den Industrieländern besteht eher die Gefahr der Fehl- und Überversorgung mit hohen Interventionsraten und Medikalisierung, die sich negativ auf die Schwangerschaft auswirken.

    Wir haben es hier häufig, ökonomisch gesprochen, mit dem »abnehmenden Grenznutzen« zu tun: Ab einem bestimmten Punkt bringt mehr Input nicht entsprechend mehr Nutzen, sondern der Effekt nimmt ab. Zum Beispiel bringen mehr Vorsorgeuntersuchungen als in den Mutterschaftsrichtlinien vorgesehen kein besseres mütterliches und kindliches Outcome, aber mehr falsch positive Befunde, die Folgeuntersuchungen notwendig machen und zu Verunsicherungen führen. Weitere und mehr durchgeführte Maßnahmen verbessern dann nicht mehr das Wohl von Mutter und Kind, setzen sie aber den Nebenwirkungen aus.

     

    Hebammenperspektive der Physiologie

     

    Dieser Aspekt ist gerade bei Schwangeren mit besonderem Betreuungsbedarf wichtig für die Hebammentätigkeit. Die Hebammenperspektive der Physiologie und der Salutogenese in Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett trägt zur positiven Gesundheitserfahrung und zum Empowerment der Schwangeren und Gebärenden bei. Dies spielt für den gesamten Verlauf und die Evaluierung der Maßnahmen eine große Rolle.

    Rubrik: Ausgabe 05/2022

    Erscheinungsdatum: 22.04.2022