WHO-Recommendations

Empfehlungen zur evidenzbasierten Betreuung im Wochenbett

  • 63 Empfehlungen in den »WHO recommendations on maternal and newborn care for a positive postnatal experience« sollen weltweit die Betreuung im Wochenbett verbessern - auf der Basis der aktuellen Evidenz.

  • Die WHO veröffentlichte im März 2022 Empfehlungen zur evidenzbasierten Betreuung im Wochenbett. Diese sind ein Update der Empfehlungen aus dem Jahr 2014 (WHO, 2014). Die Wochenbettzeit umfasst laut WHO die ersten 42 Lebenstage nach der Geburt: Ein »kritisch« eingestufter Zeitraum für Frauen, Neugeborene, Partner:innen, Betreuungspersonen und Familien, weil das Auftreten mütterlicher und kindlicher Sterblichkeit beziehungsweise der maternalen oder neonatalen Morbidität weltweit inakzeptabel hoch ist. 2019 starben weltweit 19 pro 1.000 Neugeborene während der Wochenbettzeit. Laut WHO werden bislang weder vorhandene Möglichkeiten ausreichend ausgeschöpft, um das mütterliche Wohlbefinden zu erhöhen, noch, um die Versorgung der Neugeborenen zu verbessern.

    Hier sollen die 63 Empfehlungen der »WHO recommendations on maternal and newborn care for a positive postnatal experience« nun weltweit einen Unterschied machen: Zu drei zentralen Bereichen werden evidenzbasierte Empfehlungen für die Wochenbettzeit ausgesprochen: Betreuung der Mutter (Seite 13ff.), Versorgung des Neugeborenen (Seite 97ff.) und Gesundheitsförderung im Kontext des zugrundeliegenden Gesundheitssystems (Seite 150ff.). Neben den evidenzbasierten Empfehlungen enthalten die WHO-Recommendations konkrete Hinweise zur Implementierung in die Praxis (Seite 195ff.) sowie dem Aufzeigen der Relevanz weiterer Forschung.

    Die Darstellung der evidenzbasierten Empfehlungen für die Praxis der Wochenbettbetreuung erfolgt unter Anwendung der bekannten vier Empfehlungsstufen der WHO (empfohlen, nicht empfohlen, empfohlen nur unter der Anwendung begleitender Forschung, kontext-bezogene Empfehlung).

    Der Themenbereich der Betreuung der Mutter (Empfehlungen 1 bis 24) umfasst die Bereiche Untersuchung der Frau, Interventionen bei allgemeinen physiologischen Anzeichen und häufig auftretenden Symptomen, präventive Maßnahmen, psychologische Interventionen, ernährungsbezogene Interventionen, körperliche Aktivität und Kontrazeption. Hierbei fällt auf, dass unter Empfehlung 7 die frühe Beckenbodengymnastik als Inkontinenzprophylaxe nicht empfohlen wird. Eine klare Empfehlung wird hinsichtlich der Diagnose einer postpartalen Depression ausgesprochen (Empfehlungen 18 und 19).

    Der Themenbereich Versorgung des Neugeborenen (Empfehlungen 25 bis 43) umfasst Empfehlungen zur Untersuchung des Neugeborenen, Präventionsmaßnahmen, ernährungsbezogene Interventionen, Empfehlungen zu kindlichem Wachstum und Entwicklung sowie zum Stillen. Während der ersten sechs Lebensmonate wird ausschließliches Stillen empfohlen. Dies sollte bei jeder Begegnung mit der Mutter im Wochenbett angesprochen werden (Empfehlung 42). 

    Im Themenbereich Gesundheitsförderung im Kontext des zugrundeliegenden Gesundheitssystems wird ein Minimum an vier Wochenbettbesuchen nach der Geburt empfohlen (Empfehlung 44).

    Ein Ziel der WHO-Empfehlungen umfasst, die Wochenbettszeit zu einer positiven Erfahrung für Frauen, Partner:innen und ihre Familien zu machen. Die Empfehlungen sollten durch motiviertes Fachpersonal des Gesundheitssystems umgesetzt werden. Die Recommendations finden sich zum Download unter: > https://www.who.int/publications/i/item/9789240045989.

    Hinweis: Ein ausführlicher Fachartikel folgt in einer der kommenden Ausgaben der DHZ.

    Quelle: WHO (2014). WHO recommendations on postnatal care of the mother and newborn. WHO Press. ∙ WHO (2022). WHO recommendations on maternal and newborn care for a positive postnatal experience. World Health Organization ∙ DHZ

    Rubrik: Wochenbett

    Erscheinungsdatum: 02.05.2022