Registerbasierte Kohortenstudie aus Dänemark

Erhöhtes Risiko von SIDS unter Geschwisterkindern

  • In vielen Aspekten bleibt SIDS ursächlich ein unverstandenes Phänomen.

  • Der Plötzliche Kindstod (SIDS= Sudden Infant Death Syndrome) zählt zu den seltenen schweren Problemen, die im ersten Lebensjahr auftreten können. In Deutschland ging die Zahl der an SIDS verstorbenen Kinder stark zurück: Diese lag im Jahr 1990 bei 1.283 Kindern und im Jahr 2020 bei 84 Kindern. Fakt ist: SIDS soll vermieden beziehungsweise das Risiko minimiert werden. Empfehlungen existieren, beispielsweise die Rückenlage des Kindes als Schlafposition und den Verzicht auf Tabakrauch in der Schlafumgebung des Kindes umzusetzen. In vielen Aspekten jedoch bleibt SIDS ursächlich ein unverstandenes Phänomen.

    In Dänemark wurde zum Themenkomplex SIDS kürzlich eine registerbasierte Kohortenstudie durchgeführt. Eingeschlossen wurden alle Kinder, die zwischen Januar 1978 bis Dezember 2016 in Dänemark geboren wurden (n=2.666.834). Zunächst wurde errechnet, wie viele dieser Kinder und anschließend wie viele der darauffolgenden Geschwisterkinder an SIDS verstarben. Insgesamt verstarben während der 39-jährigen Studienperiode 1.540 Kinder an SIDS. Die meisten dieser Kinder verstarben in den ersten drei Lebensmonaten nach der Geburt.

    Identifiziert wurden 2.384 jüngere Geschwisterkinder dieser an SIDS verstorbenen Kinder. Unter diesen Geschwisterkindern verstarben 8 Kinder an SIDS. Damit war das Risiko an SIDS zu versterben signifikant erhöht und lag 4-fach höher als bei Geschwisterkindern lebendiger Geschwister. Dieses Risiko stieg in den vergangenen Jahren an und war 9,1-fach für Geschwisterkinder erhöht, die nach 1992 geboren wurden.

    Die Autor:innen empfehlen Umweltfaktoren und familiäre Faktoren in der SIDS-Forschung mit einem multidisziplinären Ansatz weiter zu evaluieren. Sie empfehlen das sorgfältige Erheben einer Familienanamnese hinsichtlich dem Vorliegen von SIDS sowie eine bewusste Aufklärung betroffener Eltern: Starb bereits ein Kind an SIDS in der Familie sollte eine umfassende Aufklärung über ein erhöhtes SIDS-Risiko des neu geborenen Geschwisterkindes erfolgen.

    Quelle: Glinge, C., Rossetti, S., Oestergaard, L. B., Stampe, N. K., Lynge, T. H., Skals, R., Winkel, B. G., Lodder, E. M., Bezzina, C. R., Gislason, G., Banner, J., Behr, E. R., Torp-Pedersen, C., Jabbari, R. & Tfelt-Hansen, J. (2023). Risk of Sudden Infant Death Syndrome Among Siblings of Children Who Died of Sudden Infant Death Syndrome in Denmark. JAMA Netw Open, 6, e2252724. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2022.52724. https://vbn.aau.dk/en/publications/risk-of-sudden-infant-death-syndrome-among-siblings-of-children-w ∙ Beate Ramsayer/DHZ

    Rubrik: 1. Lebensjahr

    Erscheinungsdatum: 21.02.2023